John (Scott Adkins) erwacht nach Monaten aus dem Koma. Er hat sein Gedächtnis verloren, doch an eine ganz bestimmte Erinnerung klammert er sich fest. Ein Mann namens Luc Deveraux (Jean-Claude van Damme) hat seine Frau und seine Tochter getötet und er wird alles tun, um diesen Mann zu finden und ihn für seine Taten zu bestrafen. Was John bei seinem folgenden Abstieg in die Dunkelheit alles erfährt bringt ihn jedoch bald dazu, seine gesamte Existenz und sein restliches Wissen über seine Leben völlig zu hinterfragen.
Regisseur John Hyams (Dragon Eyes) ist zurück, mit seinem – nach „Universal Soldier: Regeneration“ Film – zweiten Beitrag zu dieser 1992 gestarteten Serie, die mittlerweile bereits ihren sechsten Teil erreicht hat (für eine etwas genauere Universal Soldier – Geschichtsstunde, bitte den obigen Link zum fünften teil folgen). Die Filme baten ja bis jetzt mehr oder weniger trashige, hirnlose Action mit hohem Machogehalt, was die drei Teile wo Van Damme dabei war, zumindestens beim einmaligen Betrachten, zu einem großen Spaß für Actionfreunde machte.
Für den neuesten Teil hatte Hyams aber die Vision, einen beinharten Actionfilm mit künstlerischem Anspruch zu verwirklichen und genau so wirkt auch seine kompromisslose Inszenierung. Beinhart ist auch ein passender Ausdruck für den gesamten Film, denn trotz der paar gut choreographierten Actionszenen, wirkt das Ganze mit seiner düster bedrückenden Grundstimmung und den ziemlich blutigen Szenen, doch fast mehr wie ein Horrorfilm.
Sehr interessant finde ich dabei die Reaktionen, die dieses Erlebnis bei den Zuschauern ausgelöst hat. Von peinlich, pseudointellektuell bis hin zu abgrundtief schlecht waren da Stimmen zu hören, andere dafür sprachen von einem Actionmeilenstein, der in dieser Form als Meisterwerk dass er nun mal ist, wohl nur alle zehn Jahre in diesem Genre vorkommt. Woher diese Spaltung der Betrachter in diese zwei extremen Lager kommt? Keine Ahnung, dem Film wird es aber kaum schaden, denn nun muss ihn sich jeder anschauen, damit man auch mitreden kann.
Auf was der Film völlig verzichtet, ist der Humor. Nicht mal unfreiwillig komisch ist er, nur Dolph Lundgren darf wieder mal schön overacten, was zumindestens für den einen oder anderen Grinser sorgen wird. Storymäßig borgt Hyams bei Total Recall, Blade Runner und bei Apocalypse Now. Van Dammes flashige Auftritte als Guru unter den Soldaten (hallo Marlon Brando), dürften da wohl auch einige Fans des übergroßen Vorbildes verärgert haben. Ansonsten sind durch die Anleihen an die oben genannten Filme einige der gewünschten Plottwists vorhersehbar, was mich aber nicht weiter gestört hat.
Vielmehr zieht einen der aggressiv-surreale Stil des Filmes immer wieder ins Geschehen hinein, was nach kurzen Verschaufpausen, im Gegensatz zu etwa Van Dammes Kampf mit Stallone im „Expendables 2“ Film, immer wieder in befriedigenden Kämpfen gipfelt. Scott Adkins Kampf gegen Andrei „The Pitbull“ Arlovski (der Kerl ist eine echte Killlermaschine, wie bereits im Vorteil), ist roh, wuchtig und brutal, dabei kommen auch eine Axt und Baseballschläger zum Einsatz. Auch Adkins Fight gegen Lundgren macht gerade wegen der überdrehten Art des Schwedens Spaß und wenn am Ende Van Damme Mister Adkins gegenübersteht, dann darf dabei eine Machete nicht fehlen, die im Gerangel immer wieder den Besitzer wechselt.
Schauspielerisch gehen unsere alternden Actionhelden wie beim gemeinsamen „Expendables 2“ Auftritt, aber auch bei ihren Soloabenteuern – Van Damme zuletzt in „6 Bullets„, Lundgren in „Last Bullet“ – unterschiedliche Wege. Während Van Damme ernst daherkommt und den gebrochenen Antihelden mimt, setzt Lundgren auf Übertreibung und Ironie und hat wie immer in letzter Zeit sichtbaren Spaß bei der Arbeit. Und Adkins? Der bekommt zwar nie einen Oscar (und ja, Steven Seagal ist noch um einiges ausdrucksloser), doch erstens vermittelt er gerade wenn er wütend wird sehr gut seine Gefühle und zweitens zeigt er nach „Undisputed 3“ hier wieder mal eindrucksvoll, dass er das Zeug zum großen Actionhelden hat.
Von der wirklich unbequem brutalen Eingangssequenz an ist dies also ein düsterer Selbstfindungstrip geworden, mit hammerharter Action (Fuß ab da, Finger weg dort), hoffnungsloser Atmosphäre und zwei älteren Actionstars in Nebenrollen die dabei zusehen, wie sich die Jungen die Köpfe einschlagen, nur um am Ende dann doch noch kräftig mitzumischen. Für mich sind sowohl die Ansatzpunkte für die die den Film lieben, als auch für die Hasser erkennbar, am Ende ist es wohl der vollkommen ernste Versuch, einen trotz Action und Gewalt nicht oberflächlichen Film zu schaffen, der scheinbar entweder gar nicht, oder eben richtig gut ankommt.
Ich fand ihn unangenehm als Film, mit starken Kämpfen versehen und dieser spürbaren Wucht bei den Kämpfen, als würde man selber eine über den Kopf gezogen bekommen. Anspruch hin oder her, für Fans von Adkins und Lundgren sowieso ein Muss und auch Van Damme holt aus seiner wenigen Screentime einiges raus, da seine Blicke weit mehr sagen, als tausend Worte. Für mich daher ein sehr gut gemachter Film, genau den eigenständigen Vorstellungen des Regisseurs entsprechend, bei dem Hyams seinen Weg gehen wollte und sich nicht davon abbringen ließ.
Universal Soldier: Day of Reckoning bekommt von mir 7/10 egal wer du nun auch wirklich bist, am Ende Niemanden egale Empfehlungspunkte.