Twister (Filmkritik)

Im Oklahoma des Jahres 1969, muss ein junges Mädchen namens Jo mit ansehen, wie ihr Vater durch einen Tornado ums Leben kommt. 27 Jahr später ist Jo (Helen Hunt) eine von Tornados besessene Sturmjägerin. Aktuell besucht sie gerade der von ihr entfremdete Ehemann Bill (Bill Paxton), der möchte, dass sie endlich die Scheidungspapiere unterschreibt.

Jo zeigt Bill daraufhin „Dorothy“, eine realisierte Idee von ihm, wobei es sich um hunderte kleine Sensoren handelt, durch die man – befinden sie sich erst mitten im Sturm – ein Konzept für ein Frühwarnsystem erstellen kann, das zahlreiche Leben retten könnte. Ohne die Papiere zu unterschreiben rast Jo daraufhin davon, um ihren Plan in die Tat umzusetzen…

Kameramann Jan de Bont hatte seine große Zeit als Regisseur in den 90er Jahren, obwohl er insgesamt nur fünf Filme gedreht hat, denn im Jahr 2003 war mit Tomb Raider: Die Wiege des Lebens Schluss. „Speed“ ist wohl sein bekanntestes Werk, während „Speed 2: Cruise Control“ sein größter Flop war, wobei auch „Das Geisterschloss“ bei Kritikern nicht so gut ankam. Sein kommerziell erfolgreichster Film ist jedoch Twister aus dem Jahr 1996.

Ich muss zugeben ich habe den Film zwar damals im Kino gesehen, mir aber zu diesem Zeitpunkt nie auf DVD besorgt und auch meine Erinnerungen an ihn waren schon ziemlich verblasst. Nachdem dieses Jahr – also fast 30 Jahre später – ein Standalone Sequel der Marke „unerwartetste Fortsetzung des Jahres“ in die Kinos gekommen ist und ebenso ein Erfolg wurde, habe ich mir die Blu-Ray besorgt und den Film wieder angesehen.

Ich muss schon sagen, ich hatte ihn nicht so unterhaltsam in Erinnerung und die Effekte sind richtig gut gealtert, vor allem wenn man an den Status des modernen Hollywood denkt und wie sie ihre CGI-Effekte vermasseln. Aber zurück zur Story, die natürlich in einem Satz gesagt ist, sich aber tiefer anfühlt. Dieses „On the Edge“ Leben und das „Thrill Seeking“ der sogenannten Stormchaser, das ist psychologisch interessant und reißt vor allem mit.

Man wäre gerne selber so, einfach Naturgewalten oder Dingen, die aus dem Nichts kommen und man nicht beeinflussen kann trotzen, sich dem entgegenstellen und ins Auge des Orkans starren. Wer wäre nicht gerne so mutig? Ich meine das natürlich mehr als Metapher auf sämtliche Lebenssituationen bezogen, denn die wenigsten von uns, werden so eine Karriere wirklich anstreben. Für Hauptfigur Jo ist es auf jeden Fall ihr Weg, um mit der Ohnmacht umgehen zu können, ihren Vater bei einem Sturm verloren zu haben.

Dass darunter auch eine Ehe leiden kann ist fast logisch und wie sie bei ihrem Mann diese Liebe zur Jagd wieder entfacht und sie sich wieder annähern, ist genau der emotionale Kern, damit dich das Spektakel nicht kalt lässt. Die Effekte haben dabei wie gesagt nichts an ihrer Wirkung verloren, man spürt die Wucht und hat Ehrfurcht vor der puren Energie und Stärke dieser Stürme und persönlich wohne ich in einem alten Haus und bin daher froh, nicht in so einem Gebiet zu leben.

Bill Paxton (Aliens) ist ja 2017 plötzlich verstorben, war damals aber nicht umsonst in zahlreichen Produktionen zu sehen. Als Bill ist er zunächst resigniert und will ein neues Leben beginnen, aber je mehr er in die Welt der Tornados wieder hineingezogen wird, umso sympathischer wird er. Der ebenfalls bereits gestorbene Philip Seymour Hoffman (Mission Impossible 3), bringt einen ansteckenden Enthusiasmus mit sich. Helen Hunt (Soul Surfer) schließlich als Jo ist so spezialisiert auf ihre „Bestimmung“, dass sie bei normalen Gesprächen Leute gerne vor den Kopf stoßt und das macht wiederum sie zu einer Figur, der man gerne zusieht.

Inszeniert als Wettlauf mit der Zeit – die Desaster Movie typische Zerstörungsorgie hält sich dabei vergleichsweise in Grenzen – gehört somit auch heute noch zu den besseren Vertretern des Genres. Dass Tanklaster fliegen während unsere Helden ein paar Meter entfernt nicht den Boden unter den Füßen verlieren ist dabei genauso klar, wie bei einem Actionfilm die hunderten Kugeln der Schurken, den Helden nicht treffen. Nur so zur Klarstellung, weil nämlich und überhaupt.

„Twister“ bekommt von mir 7/10 sich durch keine Windstärke vom eigenen Kurs abbringen lassende Empfehlungspunkte.


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