Super Hybrid (Filmkritik)

Ein altes Auto wird in die Parkgarage der Polizei geberacht. Es ist ein Unfallwagen, aber der Lenker ist spurlos verschwunden. Als dann auch noch der Mechaniker verschwindet stellt sich die Frage, was da los ist.

Als Tilda (Shannon Becker) ihren Dienst antritt (sie ist Mechanikerin) macht sie eine grauenvolle Entdeckung. Das Ding scheint zu leben. Oder zumindest etwas in der Art. Denn wer auch immer mit dem Auto in Berührung kommt, der oder die … wird gefressen.

Natürlich glaubt ihr niemand – bis es vor den Augen aller passiert. Und dann bricht Panik aus, aber eine Sache ist klar: Das Auto darf die Werkstatt nicht verlassen, denn sonst würde es draußen auf der Straße Tod und Verderben verbreiten.

Aber wie tötet man so ein Ding, wenn man nicht mal einmal genau weiß, was es ist?

Ich denke nicht, dass jemand damit rechnet, dass diese Kritik hier mit folgendem Satz beginnt (also technisch betrachtet beginnt sie nicht damit, aber ihr wisst, wie ich es meine): „Super Hybrid“ ist einer der dümmsten Filmtitel, die ich seit langem gelesen habe, aber der Film dahinter ist trotz all seiner Schwächen ein cooler und unterhaltsamer Monsterfilm – wenn man denn das Hirn ausschalten kann.“

Und das trifft es für mich. Meine Erwartungshaltung war bei Null. Und nach den ersten paar Minuten war sie noch immer unter Null. Das liegt an der lahmen Einführung sowohl des „Autos“ als auch der Hauptfigur Tilda. Dann kommt Tilda „ins Büro“ und auch die Leute dort sind … naja, ich sage mal so: Die Dialoge hätten besser sein können. Einziger Lichtblick in Optik als auch Figur die sie spielt: Melanie Papalia. Da sind ein paar kleine Gesten und Co im Film, die mir wirklich gefallen haben.

Überrascht war ich, als ich Oded Fehr („Resident Evil: Extinction„) gesehen und erkannt habe. Nicht, dass er in meiner Welt ein so toller und berühmter Schauspieler wäre, dass ich nicht damit gerechnet habe, ihn in so einem Film zu sehen, nein, es war eher so, dass ich mir dachte: Ach, der macht auch noch immer Filme. Aber das nur am Rande.

Was Neil Marshall Stevens hier geschrieben hat ist purer Trash – aber Trash, der eben weiß, dass er Trash ist. Was will man auch anderes erwarten von einem Mann, der Drehbücher für Filme wie „Frankenstein reborn!““ oder „Retro Puppet Master“ oder „Hellraiser – Deader“ verfasst hat. Eben. Was mich dann im ersten Moment doch überrascht hat, war dass er auch für „13 Geister“ verantwortlich zeichnet, aber dann habe ich ein wenig darüber nachgedacht und mir kam die Erkenntnis, dass ich diesen Film vor so vielen Jahren gesehen habe, dass mir tatsächlich nicht klar war, dass das auch Trash ist. Edel-Trash vielleicht, aber Trash. Viele seiner Drehbücher hat er allerdings unter Pseudonymen (zB Roger Baron) geschrieben. Sagt auch schon was aus, wie ich finde. Und ein älteres Drehbuch von ihm hört auf den Namen „Murdercycle“ und ja, es geht um ein Killer-Motorrad.

Die Regie lag in den Händen von Eric Valette, der eigentlich im Regelfall französische Filme dreht und hier halt mal einen englischsprachigen gemacht hat. Passt ins Bild. Und ich bin mir sicher, er hatte seinen Spaß. Wobei, nein, eigentlich nicht, denn soweit ich aus Interviews und ähnlichen herauslesen konnte, war es eine Hölle diesen Film zu drehen. Er spielt nämlich – wie auch nicht – zu 85% in der Tiefgarage und da fetzt das Auto (und andere Gefährte) immer mal wieder fett herum – natürlich mit rauchenden Reifen. Die Kombination aus schlechter Belüftung, rauchenden Reifen und Abgasen war scheinbar nicht wirklich förderlich für eine positive Stimmung am Set.

Aber das merkt man den Leuten vor der Kamera nicht an. Auch wenn nicht alle großartige Charaktere sind, so werden sie doch mit Spielfreude zum Leben erweckt und alle machen ihre Sache gut. Das Drehbuch lässt ein paar von ihnen durchaus Raum um sich ein wenig zu entfalten, wo auch meine Favoritin Melanie Papalia als Maria ins Spiel kommt. Hatte ich die am Anfang noch als klassisches Gspusi mit Null-IQ abgespeichert, so hat sie sich rasch zu meinem Lieblingscharakter entwickelt. Melanie Papalia kannt ich eigentlich nur aus „Extraterrestrial„, sie hat aber auch zum Beispiel in „The Den“ mitgespielt.

Die anderen sind jetzt (es gibt immer Ausnahmen) auch nicht unsympathisch und ich war gegen Ende hin dann doch halbwegs ernüchtert, wer jetzt überleben darf und wer nicht. Aber hey – es passt und ist vielleicht auch mutig gewesen. Kann ich nicht sagen. Spielt auch keine große Rolle, denn der Film ist an sich wirklich unterhaltsam. Die Effekte passen und wenn man dann sieht, was das Auto wirklich ist: Das hat mir richtig gut gefallen. Auch die Spannungskurve ist, wenn man sich drauf einlässt und das Hirn schwer runterdrosselt, gut gelungen.

Was ich mit Hirn runterdrosseln meine? Naja, nur mal als Anhaltspunkt: Warum nehmen sich diese paar Leute vor, das Ding zu killen. Wie wäre es mit Verstärkung rufen? Oder die Army? Oder Oder Oder. Da wären ein paar Dinge, die man hätte tun können, ohne sich selbst dabei in Gefahr zu bringen. Das Ende ist dann eine klare Hommage an „Predator 2„. Fand ich cool. Zumal es auch den richtigen getroffen hat.

Eigentlich will ich gar nicht mehr viel schreiben/verraten: „Super Hybrid“ oder im deutschen: „Hybrid – Ein Auto zum Sterben“ hat einen der dümmsten Titel der Filmgeschichte und der Film dahinter ist jetzt mit Sicherheit nicht intelligent, aber ich fand ihn spannend und habe mit den Figuren tatsächlich mitgefiebert. Obwohl mir Autos tatsächlich völlig egal sind.

„Super Hybrid“ bekommt von mir 6 von 10 möglichen, mehr Spaß und Spannung als man erwarten würde, bietende, Punkte.


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