Tyler Rake: Extraction 2 (Filmkritik)

Bei seinem letzten Auftrag, wurde Söldner Tyler Rake (Chris Hemsworth) lebensgefährlich verletzt und persönlich hatte er mit seinem Leben abgeschlossen. Seine Kollegin und Freundin Nik (Golshifteh Farahani), hatte jedoch andere Pläne und nach einer langen Zeit im Krankenhaus, überlässt sie ihn in den wohlverdienten Ruhestand. Tyler hat überlebt, aber er weiß nicht, für was er lebt.

Bis eines Tages plötzlich ein mysteriöser Mann (Idris Elba) vor seiner Hütte steht und einen Auftrag für ihn hat, für den er speziell angefordert wurde. Er soll die Schwester seiner Ex-Frau inklusive deren beiden Kinder aus einem Gefängnis in Georgien befreien, wo sie ihr Gangsterboss-Ehemann, zu ihrer „Sicherheit“ gefangen hält. Tyler beginnt daraufhin sofort mit seinem Training und ein paar Wochen später, ist er, gemeinsam mit Nik und ihrem Bruder unterwegs zu einem der gefährlichsten Aufträge ihres Lebens…

Drei Jahre nach dem ersten Extraction-Film, der sich einen Top 10 Platz in der meist gestreamten Filme-Liste von Netflix „erarbeitet“ hat, ist nun am 16. Juli 2023, die Fortsetzung veröffentlicht worden. Wie beim Erstling, der auf der Graphic Novel „Ciudad“ von Joe und Anthony Russo (The Gray Man) basiert, sind die beiden wieder als Produzenten mit an Bord und haben das Drehbuch geschrieben, während Sam Hargrave wieder am Regie-Stuhl Platz genommen hat.

Noch mal zur Erinnerung: das ist ein Film, der Marke John Wick (obwohl er sich für mich eher wie ein Mad Max: Fury Road angefühlt hat), der vor allem auf spektakuläre Action setzt, mit wenigen ruhigeren Momenten dazwischen, um die Sache zu erden. Also quasi „nicht existente Handlung“ als Kritik, werdet ihr von mir sicherlich nicht lesen. Wobei ich diese Worte eigentlich sowieso nie benutze, viel lieber sage ich in so einem Fall „es geht um Nichts“. Ist für mich hier aber klar nicht der Fall.

Um Extraction 2 gekonnt für mich zu beschreiben, brauche ich nur auf meine Selbst-Beobachtung zurück greifen. Es gibt Momente im Film, da habe ich mich selber dabei ertappt, wie ich aufgestanden bin und hin und her ging, weil ich scheinbar nicht mehr ruhig sitzen bleiben konnte. Nach anschließender Analyse habe ich für mich selbst festgestellt, dass es sich hier wohl für mich definitiv um involvierende Action handelt.

Nach nicht ganz einer halben Stunde Spielzeit, in der die Nachwirkungen des Finales des ersten Teiles verarbeitet werden, beginnt die erste Action-Sequenz und die hat es so richtig in sich. Wisst ihr noch die über 10 Minuten Passage im Erstling, die wie aus einem Guss (ohne Schnitt) gewirkt hat? Nun diese Szene dauert hier über 20 Minuten und beinhaltet eine Massenschlägerei in einem Gefängnis, gefolgt von einer Autoverfolgungsjagd im Wald und einer Zugfahrt inklusive Helikopter-Beschuss.

Als danach der Bildschirm schwarz wird und sich die Musik deutlich entspannt, konnte auch ich richtig durch schnaufen. Das fetzt, ist richtig gut gemacht, die Power dahinter ist immer spürbar und es wird nie langweilig. Schön zu sehen ist auch, dass eine schnelle/hektische Kamera-Führung nicht immer gleichzeitig bedeutet, dass man den Überblick verliert bzw. einem schwindlig wird. Dem folgt nach einer Pause eine „normale“ Action-Szene, bei der es in einem Hochhaus von der Parkgarage bis zum Helikopter-Landeplatz zur Sache geht.

Ja die dauert auch nicht gerade kurz, doch ich war emotional dabei und habe diese gewisse Schwere gespürt, einfach dass es hier etwas zu verlieren gibt für die Hauptfiguren. Das Ende ist nach ein paar schnellen Explosionen dann sehr klein gestaltet, fast schon intim, so dass Gedanken wie „antiklimatisch“ aufkommen könnten, ich fand es aber sehr stimmig. In Summe gibt es den einen oder anderen Effekt, der nicht ganz perfekt geworden ist, aber was Technik und Choreographie in Summe betrifft, kommen da nur wenige mit.

Chris Hemsworth (Thor: Love and Thunder) als Tyler Rake ist physisch wieder mal eine Wucht und auch die emotionale Ebene bedient er zwischendurch sehr glaubwürdig. Viel mehr zu tun als bei Extraction bekommt Golshifteh Farahani (Body of Lies) als Rakes Auftraggeberin Nik. Die Dame hat es auf allen Fronten drauf und kann mit Tyler durchaus (zumindest temporär) durchhalten, vor allem was ihre Zähigkeit anbelangt. In Gastrollen sind Olga Kurylenko (The Princess) als Tylers Ex-Frau mit dabei und Idris Elba (Beast) ist als geheimnisvoller Mittelsmann an Bord (was somit aus Comicfan-Sicht zu einem Wiedersehen zwischen Thor und Heimdall führt).

Teil 3 soll angeblich schon in Planung sein und zumindest Hargrave und Hemsworth sollen wieder fix mit dabei sein. Ich begrüße das, denn wie man sicherlich lesen konnte, funktionieren die Tyler Rake Filme für mich auf mehreren Ebenen sehr gut. Auch was die Schuldgefühle und das private Drama von Tyler betrifft, schließt sich hier der Kreis in Form eines Abschlusses. Bestimmte Dinge fand ich in Teil 1 etwas besser und genauso umgekehrt, also ist dies insgesamt für mich eine gleichwertige Fortsetzung.

P.S.: Für mich als Österreicher war hier übrigens besonders interessant, dass Teile der Handlung in Wien spielen und Tylers Hütte sich laut Insert in Gmunden (Oberösterreich) befindet.

„Extraction 2“ bekommt von mir 9/10 einen Abschluss und Motivation zum Weitermachen findende Empfehlungspunkte.


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