Bald wird eine hochschwangere Dame (Jennifer Lopez) Mutter werden, doch dafür muss sie erst in ein Zeugen-Schutzprogramm, sonst werden weder sie noch ihr Baby, die Geburt erleben. Sie hat sich nämlich mit gefährlichen Männern eingelassen und wie zu erwarten war steht Adrian (Joseph Fiennes) auch schon vor ihr, die meisten anwesenden Männer des FBI sind tot und auch sie entkommt nur knapp.
Um sie vor der Gefahr zu schützen, gibt sie ihre kurz darauf zur Welt kommende Tochter zur Adoption frei. Sie taucht danach unter und verhandelt mit FBI-Mann Cruise (Omari Hardwick), dass er sie über ihr Befinden auf dem Laufenden hält und sie kontaktiert, sollte es Probleme geben. 12 Jahre später bekommt sie einen Brief, obwohl es noch nicht die Zeit für aktuelle Geburtstagsfotos ihrer Tochter Zoe (Lucy Paez) ist…
Der neue, für Netflix produzierte Jennifer Lopez Film, der rechtzeitig zu Muttertag auf dem Streaming-Dienst erschienen ist, ist vor allem dazu da, die Hauptdarstellerin als Action-Heldin zu etablieren. Geeinigt hat man sich dabei mit Lopez auch darauf, dass möglichst viele Frauen in unterschiedlichen Rollen, an der Produktion beteiligt sind. So stammt das Drehbuch großteils von Damen und Regie führte Niki Caro (Mulan). Dass die Gegner böse weiße Männer sind und die guten Männer höchstens in unterstützender Form vorkommen, versteht sich dabei natürlich von selbst.
Das ist aber nicht das eigentliche Problem, aber ich fange mit dem Positiven an. Jennifer Lopez (Shotgun Wedding) füllt die Rolle der Mutter, die ihr Kind ungewollt hergeben musste, mit voller Leidenschaft aus. Dabei bekommt sie sowohl die emotionalen Seiten hin als auch die physische Komponente. Vor allem die Interaktion mit der von Lucy Paez gespielten Tochter ist spannend, weil da so viele unterschiedliche Gefühls-Ebenen spürbar sind (und Paez sollte man sich merken, die Kleine hat es drauf).
Was nicht etabliert wird, sind sämtliche anderen Figuren. Joseph Fiennes (Hercules) als Hauptbedrohung Adrian ist eine reine Schablone und völlig austauschbar ebenso wie der von Gael García Bernal (Old) gespielte, zweite Gegenspieler Hector, dessen Können fast schon in krimineller Weise nicht genutzt wird. Omari Hardwick (Army of the Dead) als FBI-Agent hätte eine gewisse Tiefe, doch er ist eben nur der Sidekick, den Lopez sogar als Hochschwangere noch retten muss.
Dann wäre da die Action, die zwischen langweilig und generisch hin und her schwankt. Ja, es gibt auch Highlights, wie etwa die Szene wo Lopez das Gebäude infiltriert um ihre Tochter zu retten oder die beiden Unfälle, wo Mensch auf Auto bzw. Auto auf Auto trifft und Zeitlupen zum Einsatz kommen, das sieht schon gut aus. In Summe hat man aber alles wo anders schon besser und intensiver gesehen, vor allem der finale Kampf ist schwach geworden.
Was hinzu kommt ist ein Problem mit der Geschwindigkeit in Form eines Stillstandes. Der Film dauert ja circa zwei Stunden und nach der Hälfte gibt es einen Rückzug von Mutter und Tochter, ein sich kennen lernen und gemeinsam trainieren. Kann man schon bringen so und ist von den Gefühlen auch interessanter als alle Action-Momente zusammen, aber dennoch ist es eine gewisser Totalstop des Erzähl-Flusses.
Der Metapher mit der Wolfsmutter und was sie alles tun wird/würde, um ihre Jungen zu beschützen, wird auch etwas überstrapaziert. Der Wechsel der Schauplätze ist dafür sehr gelungen, von schwül und aufgehitzt bis zum eiskalten Finale im Schnee. Besonders eine Sequenz ganz am Anfang ist dann doch einigermaßen unerwartet und auch unangenehm, doch insgesamt weiß man einfach genau was passiert, wer stirbt oder gesagt werden wird („du bist das einzig Gute, dass ich in meinem Leben richtig gemacht habe“…schon mal gehört den Satz?).
Ging es darum Jennifer Lopez außerhalb von romantischen Komödien im Action-Genre zu etablieren, dann ist die Sache schon gelungen. Die erst 14 jährige Lucy Paez hat auch das Zeug, mal starke Rollen abzustauben. Egal ob es nun eine Agenda, verschenkte Möglichkeiten oder einfach nur das mangelnde Action-Talent der Regisseurin ist (bei Mulan lief das auch nicht so optimal), in Summe ist das Ganze einfach gut gemacht, etabliert die Liebe/den Kampfgeist einer Mutter nicht wirklich als unaufhaltsame Macht.
„The Mother“ bekommt von mir 5,5/10 für das Wohl der eigenen Tochter, alles andere in den Hintergrund drängende Empfehlungspunkte.