Wir schreiben das Jahr 1944. Panzerführer Nikolay (Alexander Petrov) hat bereits einige Jahre in diversen deutschen Gefangenenlagern überlebt. Durch zahlreiche Fluchtversuche und sein eisernes Schweigen als Rebell gebrandmarkt, besteht sein Leben nur mehr aus Qualen und dem Warten auf den Tod.
Doch dann taucht sein alter Feind Klaus Jäger (Vinzenz Kiefer) bei ihm in der Zelle auf und fordert ihn auf, sich drei fähige Männer aus den Gefangenen auszusuchen, einen alten T-34 Panzer wieder in Stand zu setzen und damit in Probegefechten junge deutsche Panzersoldaten fit für den Krieg zu machen. Nikolay willigt widerwillig ein, weil Jäger droht die Übersetzerin Anya (Irina Starshenbaum) zu töten, doch er hat einen Plan…
Seit ich vor ein paar Jahren russische Filme für mich entdeckt habe, komme ich immer wieder mal gerne auf sie zurück. Dabei lauft einem bei aktuellen Projekten immer wieder der Name Alexander Petrov über den Weg. Was er als Hauptdarsteller in Kombination mit Regisseur und Drehbuchautor Aleksey Sidorov hier geschaffen haben, ist großes Buben-Kino. Dabei hätte der Mix leicht schief gehen können (wie etwa das deutsche Marketing, das „Fast and Furious mit Panzern“ auf das Cover gedruckt hat).
Die Kunst bzw. das Problem war es hier, einen mitreissenden und stilistisch ansprechenden Actionfilm zu machen und gleichzeitig die Schrecken des Krieges nicht zu verharmlosen. Für mich ist das Kunststück gelungen und auch das Publikum in Russland war begeistert, immerhin ist dies die aus finanzieller Sicht, zweit erfolgreichste russische Produktion aller Zeiten.
Ich bleibe gleich mal bei der Action und muss sagen, so etwas habe ich zuvor noch nie gesehen. Nun gut, Kriegsfilme sind nicht gerade mein Lieblingsgenre und auch die Technik an sich ist nicht neu, doch die Verbindung von beiden habe ich so noch nicht erlebt. Die Rede ist von Slow-Motion Kamerafahrten, bei denen die Kamera das Geschoss aus dem Panzerrohr verfolgt, bis es im feindlichen Gefährt einschlägt, gewaltige Explosionen inklusive.
Was da alles nebenbei läuft – etwa dass es um Leben und Tod geht, was die Tatsache betrifft wessen Panzer sich schneller drehen kann um in Feuerposition zu gelangen (ja, das dauert schon seine Zeit) – ist schweißtreibend. Dank der intensiven Grundstimmung fühlt man sich selbst in den Panzer hinein versetzt und leidet mit. Das wiederum liegt auch an den glaubwürdigen Darstellern, da man diese ohne zu viel über sie zu erfahren, schnell ins Herz schließt.
Auch wenn es klar nicht der Schwerpunkt ist, was es bedeutet als Mensch schlechter als ein Tier behandelt zu werden, das sieht man in den Szenen, die im deutschen Gefangenenlager spielen. Dass man Nazis nicht als Menschen darstellen darf, das haben ja Leute bereits bei „JoJo Rabbit“ kritisiert. Hier sind dann auch alle Deutschen böse, weder Patriotismus noch Kitsch darf auf russischer Sicht fehlen, doch Antagonist Klaus Jäger, wird nicht als reines Monster präsentiert.
Vinzenz Kiefer (Jason Bourne) spielt ihn als ehrgeizigen, überlegten Strategen, der im Laufe der Handlung mit seinem oberflächlich ruhig wirkenden Auftreten hadert. Besonders die Schlussszenen zwischen ihm und Nikolay sind auf Grund ihrer Ambivalenz richtig stark geworden. Alexander Petrov (Anna) spielt Nikolay als Mann mit eisernem Willen, den auch die Deutschen nicht brechen können. Irina Starshenbaum (Attraction 2) schließlich bringt als einzige wichtige Dame mit ihrer sehr nackt wirkenden Performance, die sehr kostbar erscheinende Menschlichkeit ins Spiel.
Insgesamt daher ein technisch einwandfreier, visuell ansprechender, atmosphärisch dichter und authentisch gespielter Actionfilm, dessen einzelne Teile besser harmonieren, als man es auf dem Papier (aka im Drehbuch) erwarten hätte können. Dabei bin ich mir ziemlich sicher, dass der gleiche Film produziert in Amerika so überhaupt nicht funktioniert hätte. Manchmal muss eben doch die russische Methode herhalten, wenn man etwas richtig erledigen möchte.
„T-34“ bekommt von mir 8/10 den Panzer als temporäres Zuhause und gleichzeitige Lebensversicherung zelebrierende Empfehlungspunkte.