In der nahen Zukunft würde Vincent (Ethan Hawke) alles dafür tun Astronaut zu werden, nur leider fehlen ihm dazu die passenden Gene. Also gibt er sich als Jerome (Jude Law) aus, einem Sportler der wegen eines Unfalls im Rollstuhl sitzt und der seine Identität gerne mit ihm teilt, um einen gewissen Lebensstandard zu erhalten. Vincent erarbeitet sich eine Stelle in der Raumfahrorganisation Gattaca, als kurz vor seinem Flug zum Saturn einer seiner Vorgesetzten ermordet wird und die Ermittlungen der Polizei seine Tarnung gefährden.
Mittlerweile ist Andrew Niccol für Filme wie „In Time“ und vor allem „Seelen“ regelrecht verschrien. Der Film „Gattaca“ war nicht nur Niccols erste verfilmte Geschichte, sondern auch sein Regiedebüt. Im Laufe seiner weiteren kreativen Karriere hat der gute Herr dann neben dem einen oder anderen Stinker nur mehr Filme gemacht die mittelmäßig, oder im Idealfall unterhaltsam waren.
Die Welt von morgen ist etwas Schönes, zumindest wenn man die richtigen Gene hat. Leider ist Vincent ein sogenanntes Gotteskind, also auf natürlichem Weg entstanden. Wie bei allen Kindern wird kurz nach seiner Geburt ein Test gemacht, der ergibt, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit in jungen Jahren an einem Herzfehler sterben wird.
Doch Vincent träumt von der Raumfahrt. Doch leider ist in der Raumfahrt von morgen kein Platz für Menschen mit „defekten Genen“ und so macht Vincent am Arbeitsplatz seiner Träume, der Raumfahrtbehörde Gattaca, vorerst nur sauber. Auch wenn Niccols Vision bis zu dieser Stelle nicht perfekt ist, so ist sie doch hundertprozentig stimmig.
In dieser Zukunft ist das Prinzip einer Leistungsgesellschaft noch ein Stück weiter ausgeprägt. Der wesentliche Unterschied ist, dass nicht die Leistung einer Person im Vordergrund steht, sondern was er überhaupt, auf Grund seiner Gene, leisten kann. Auch wenn diese Zukunft noch nicht unmittelbar vor der Tür steht, ist sie aus heutiger Sicht deutlich naheliegender als sie es vor knapp zwanzig Jahren war als der Film erschienen ist.
Der Film ist bis hierher auch nicht unnötig langatmig. Niccols zeigt dem Zuschauer genug von seiner Welt damit dieser sich in sie hineinfühlen kann, ohne sich dabei in Details zu verlieren. Der Umstand, dass Vincent zu Beginn seine Geschichte erzählt und es hundertprozentig funktioniert, ist dann unter anderem Ethan Hawke (Good Kill) zu verdanken, der stimmlich eine gewisse Traurigkeit vermittelt.
Über einen Vermittler findet Vincent schließlich Jerome, der ihm seine Identität überlässt. Als Vincents Vorgesetzter ermordet wird muss dieser plötzlich aufpassen nicht entdeckt zu werden. Nebenbei handelt der Film von den Ermittlungen der Polizei, die ausgerechnet von Vincents genetisch besseren Bruder Anton geleitet werden.
Besonders hervor sticht hier vor allem der Aufwand, mit dem sich Vincent quasi vor den Augen aller verstecken muss. Gelungen ist auch eine Romanze mit der von Uma Thurman gespielten Gattaca-Mitarbeiterin Irene. Das eigentliche Ende hätte man dann wohl, ohne irgendetwas verraten zu wollen, eigentlich nicht besser machen können.
Was die Schauspieler betrifft hat man ebenfalls ganzheitlich ins Schwarze getroffen. Ethan Hawke als Vincent ist toll, egal ob er sich im Zuge seiner Rolle für jemand anders ausgeben muss oder nicht. Jude Law (Sherlock Holmes) als Jerome gibt überzeugend den quasi perfekten Menschen. Law gibt seiner Rolle zeitweise eine arrogante Note ohne den dazugehörenden menschlichen Aspekt zu verlieren.
Uma Thurman (Pulp Fiction) als Irene gibt einen glaubhaften Love-Interest und sieht unglaublich gut aus. Loren Dean (Der Staatsfeind Nr. 1) als Vincents Bruder Anton kann als Polizist überzeugen. Schön ist dann ein kurzes Wiedersehen mit Ernest Borgnine (R.E.D.), der an dieser Stelle den Chef der Putzkolonne zum Besten gibt.
Alles in allem ist „Gattaca“ nicht nur Andrew Niccols erster und bester Film, sondern auch ein Science Fiction Klassiker, den man gesehen haben sollte. Die Geschichte ist gelungen, die optische Inszenierung erstklassig und die Schauspieler passen perfekt in ihre jeweiligen Rollen.
Der Film „Gattaca“ bekommt 8,5/10 über sich selbst hinauswachsende Empfehlungspunkte.