Uncharted 4: A Thief’s End (Game-Review)

Uncharted 4 Brothers

Das Leben von Nathan Drake ist in letzter Zeit ziemlich ruhig geworden. Er hat seine Freundin Elena geheiratet und seine Tage als abenteuerlustiger Draufgänger hinter sich gelassen. Doch dann taucht plötzlich sein tot geglaubter Bruder Sam wieder auf und bittet ihn, ihm bei der Suche nach dem Schatz des Piratenkapitäns Henry Avery zu helfen. Den Hinweisen folgen, die Piratensiedlung finden und ganz nebenbei den schwer bewaffneten Söldnern ausweichen, dass Nathan bei so einem verlockenden Angebot nicht nein sagen kann, war eigentlich völlig klar.

Wilde Gefechte und geschmeidige Parkour-Passagen, in Szene gesetzt durch fantastisch choreographierte Action-Sequenzen. Beeindruckende Grafik und Sprecher (hier beziehe ich mich auf die englische Version) in absoluter Hochform. Nicht nur Nathan Drake selbst, auch die Uncharted-Reihe an sich ist mit diesem (angeblich) letzten Teil erwachsen geworden. Die Verantwortung eines normalen Lebens versus die Liebe zu aufregenden Abenteuern. Die circa 15 Stunden umfassende Einzelspieler-Kampagne lebt genau von diesem inneren Konflikt der Helden, der vor allem in den ruhigeren Momenten an die Oberfläche tritt.

Nicht nur emotional, auch im Spielgeschehen behindern die jeweiligen Begleiter den Spielfluss nicht, sondern sind eine wichtige Stütze und nicht selten einfach ziemlich hilfreich. Wählt man Stealth um eine Situation zu lösen, so bleiben sie gekonnt außer Sicht der Gegner und sind sie bei Kletterpassagen im Weg, dann kann man bequem über sie drüber kraxeln. Treffsicherheit bei Schusswechseln beweisen, Hinweise liefern bei möglichen Übergängen und durchgängig einfach geistreiche Konversationen anspornen, solche Gefährten machen richtig Freude.

Da Nathan sich beim Klettern nach Druck des Joysticks in die Richtung der nächst möglichen erreichbaren Plattform streckt, wirkt das Vorankommen nun so flüssig wie noch nie. Ein weiterer Geschwindigkeits-Bonus ist hierbei Nathan´s Enterhaken, der auch optisch einmalige Bilder liefert, da die Kamera beim Schwingen großzügig aus dem Geschehen heraus zoomt. Es sind dann aber vor allem die steilen Abhänge, die man wie an einer Klippe hinunterrutschen kann nur um dann im letzten Moment zu springen, die das Adrenalin in die Höhe treiben.

Uncharted 4 Grappling Hook

Hin und wieder gibt es dann sogar mehr als einen Weg zum Ziel, wobei grundsätzlich das lineare Gameplay der vorigen Teile beibehalten wurde. So auch bei den Kämpfen, wobei machmal auch der Schleichmodus eine mögliche Option ist, mit den für diese Spielweise typischen Stealth-Takedowns im hohen Gras oder den Werfen eines Feindes in den Abgrund, wenn dieser an einem Vorsprung steht. Einen Gegner im offenen Kampf zu besiegen ist ebenso befriedigend, denn eine gewisse Intelligenz bei ihnen ist durchaus erkennbar. Flankieren ist Standard bei ihrer Vorgehensweise und sie vergessen nach Sichtung nie auf dich, sich verstecken ist somit keine Option, immer in Bewegung bleiben lautet die Devise.

Beeindruckend dabei ist die Grafik, die auch in den Sequenzen die prall gefüllt mit Action sind, niemals schwächer wird. Die wunderschönen Landschaften, die Art wie sich der Schnee auf Nathan´s Haar legt oder die Reflexionen bei Gemälden, hier ist Naughty Dog optisch wirklich ein Referenz-Titel für die PS4 gelungen. Natürlich kann man dem Studio abgesehen von den ganzen kleinen Verbesserungen und Neuerungen insgesamt das Fehlen von echten Innovationen im Gameplay vorwerfen, immerhin verlässt man sich doch sehr auf die in den drei Vorgängern etablierten Stärken. Diese Kritik finde ich aber wird sehr entkräftet, denn dieses vertraute Gefühl und die Liebe für die Figuren liefert vor allem für Fans (wie mich) ein echtes Hochgefühl, das in dieser Form nicht viele Spiele erzeugen können.

Abgesehen von der Komplettierung der eigenen Schatzkollektion, gibt es nach dem Ende der Kampagne nicht mehr viel zu tun. Der Multiplayer sorgt mit seinen vier Spielmodi – Team Deathmatch, Herrschaft, Plünderung und Ranked Team Deathmatch – jedoch noch für einige fröhliche kooperative Stunden, denn gerade durch das Öffnen der Spielwelt durch den Enterhaken, bieten sich neue Möglichkeiten, seine Gegner aus der Ferne zu erledigen. Für Chaos sorgen vor allem die Superkräfte, die mit verdienten Punkten erworben werden können. Teleportation? Ein mit bösen Geistern angreifender Sarkophag? Oder doch lieber bodenständig bleiben und einen KI-Partner herbeirufen, der schießt, heilt und die für einen selbst bestimmten Kugeln abfängt? Hier ist der Spaß förmlich vorprogrammiert.

Insgesamt ist dieser vierte Teil ein beindruckendes Gesamtprodukt, vor allem was die Leistung im Hinblick auf das Erzählen einer Geschichte im Blockbuster-Gewand betrifft und hinsichtlich der grafischen Umsetzung. Der Multiplayer-Part ist ebenso unterhaltsam wie nie zuvor innerhalb der Reihe. Was persönlich für mich jedoch das Wichtigste war – und da muss man bei Naughty Dog sowieso keine Angst haben, das vorliegende Spiel ist dafür eine klare Bestätigung – ist die Art und Weise wie wir Spieler zu den geliebten Figuren Aufwiedersehen sagen dürfen, die uns die letzten neun Jahre so ans Herz gewachsen sind. Mister Drake, ich werde sie vermissen!

„Uncharted 4: A Thief’s End“ bekommt von mir 9/10 das Abenteuer am Liebsten niemals Enden lassende Empfehlungspunkte.

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