Ang Lee’s Hulk (Filmkritik)

Bruce Banner (Eric Bana) ist durch einen Unfall mit starker Strahlung und Nanobots genetisch verändert worden. Wann immer er zu wütend wird sieht er rot und zerstört alles, was sich in seinem Weg befindet ohne Rücksicht auf Verluste oder der Menschen/Dinge, die ihm in die Quere kommen.

Da er nicht weiß, was genau mit ihm passiert ist, versucht er wenig Kontakt mit Situationen zu haben, die ihn wütend machen. Aber jemand (oder etwas) scheint ihn zu verfolgen, ihn zu provozieren und untersuchen zu wollen was passiert und wozu er fähig ist. Jemand, oder etwas, scheint mit ihm und seinem Verhalten aus dem Hintergund zu experimentieren. Als Bruce herausfindet wer (oder was) es ist, eröffnen sich ihm tragische Ereignisse, die ihn seit seiner Kindheit verfolgt haben und Mitschuld an der großen Wut haben, die er jahrelang unterdrückt hat und die sich ihren Weg nach draußen sucht …

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Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie laut der Aufschrei war, als es hieß, dass Ang Lee einen „Hulk“-Film machen würde. Der Kerl, der den Frauenfilm „Sinn und Sinnlichkeit“ auf die Leinwand gebracht hatte, sollte einen Action-Streifen mit einem grünen Wutmonster drehen? Waren die alle noch ganz dicht? Haben die den Kerl vielleicht mit John Woo verwechselt oder so? Die Stimmen waren laut. Sie waren nervig. Und sie gingen nach Veröffentlichung des Films in „Seht ihr! Wir wussten es!“ über. Der Film wurde ein Flop und hat bis heute einen verdammt schlechten Ruf, was dazu führte, dass „Hulk“ lange Zeit Synonym mit „Fail“ gleichgesetzt wurde.

Als dann doch „Iron Man“ mit Robert Downey Jr. eine neue Zeitrechnung in der Filmgeschichte (der Film hat mehr oder minder Schuld daran, dass wir jetzt so viele Superhelden-Filme haben) bewies, dass es doch ging, einen wirklich, wirklich gelungenen Superhelden-Film zu machen, versuchte man es mit „The Incredible Hulk“ (mit ausgetauschtem Team vor und hinter der Kamera. Ein Film der seine eigenen (und nicht wenige) Probleme hatte) nochmals – und scheiterte genauso. Es schien als könne man mit „Hulk“ keinen guten Film machen. Bis dann eben „The Avengers“ kamen und Mark Ruffalo mit Joss Whedon zeigte, wie man das richtig machte.

Wobei ich das so nicht unterschreiben würde. Wenn ich mir „The Incredible Hulk“ ansehen und dessen Materialschlacht am Ende, dann kann ich nur den Kopf schütteln. Gut gemacht – sicher, aber irgendwie fehlte mir das Herz des Ganzen. Im Gegenzug dazu fand ich den Hulk von Ang Lee immer schon verdammt gut.

Das lag vermutlich an meiner Erwartungshaltung und die hat Ang Lee sehr gut erfüllt. Von vielen abschätzig als „The Thinking Mans Hulk“ betitelt – was nichts anderes heißen soll, als dass der Film keinen Spaß macht, gefiel mir der Fokus auf die tragische Komponente von Bruce Banner sehr gut. Der Mann hat ein Wutproblem, das sein Leben zerstört. Er kann sich nicht unter Kontrolle halten und wenn er durchdreht, dann kann er für nichts mehr garantieren, weil er „nicht mehr er selbst ist“. Das ist die Story des Films, während dessen Erzählung die Haupfigur nach und anch erkennt, warum sie so viel Wut mit sich herumträgt und wie sie damit umgehen kann. Die Tatsache, dass Bruce Banner dabei zu einem grünen Monster wird, dass alles kurz und klein schlägt … nun, das ist fast Nebensache (okay, es wird viel kaputt gemacht, der Hulk schmeißt Panzer durch die Gegend und später kommen noch mutierte Hunde und ein Vater dazu, der … nun, ich sag mal so: Es wird so richtig, richtig Comicheft).

Aber der Kern der Geschichte – das war für mich genau das, was Hulk immer ausgemacht hat. Ein Mann, der lernen muss mit seiner Wut nicht nur umzugehen sondenr auch zu verstehen woher sie kommt. Dass die Auflösung die Story dann so sind wie sie sind … nun, das ist eben ein Comicfilm gewesen. Damals. Als es noch Comicfilme gab, die nicht realistisch sein musste (Danke, Nolan, du A****). Wenn ich mir einen Film ansehe, in dem ein Mann zu einem Monster wird, er vor lauter Muskeln aus seiner Kleidung wächst, aber seine Hose immer mitwächst und dabei nicht kopfschüttelnd abschalte, dann kann ich auch mutierte Hunde akzeptieren ohne mich aufzuregen, ehrlich. Bei „The Avengers“ hat das dann auch (interessanterweise) niemanden mehr gejuckt.

Die Mischung mag nicht perfekt gelungen sein, die Art und Weise wie der Film erzählt wird (teilweise wird das Bild in Comic-Panels aufgeteilt) war vielleicht auch nicht jedermanns Sache, aber eines war für mich immer klar: Wenn es je einen Film gab, der versucht hat einerseits die Geschichte einer Comicfigur in Comicform auf der Leinwand zu erzählen, dann „Ang Lees Hulk“. Und ich finde ihn immer noch super, auch wenn die Effekte mittlerweile als „gealtert“ bezeichnet werden dürfen.

Eric Bana als Bruce Banner ist glaubwürdig, Nick Nolte als David Banner cool (Nick Nolte mit Bart und zwielichtig macht immer Spaß) und Jennifer Connelly als Love-Interest war für mich nachvollziehbar. Dass Ang Lee danach „Brokeback Mountain“ gedreht hat, war wohl eine Art Therapie für den werten Herrn.

„Ang Lee Hulk“ bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, selbst für heutige Verhältnisse noch eine „richtige“ Comic-Verfilmung darstellende, Punkte.

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