No Escape (Filmkritik)

Ingenieur Jack Dwyer (Owen Wilson) nimmt – nachdem seine frühere Firma zusperren musste – ein gut bezahltes Jobangebot bei einer amerikanischen Firma in Südostasien an. Gerade angekommen mit seiner Frau Annie (Lake Bell) und den beiden Töchtern, gibt es bereits erst Probleme mit dem Telefon und den örtlichen Taxis. Im lebensfrohen englischen Auswanderer Hammond (Pierce Brosnan), finden sie jedoch unerwartet einen eifrigen Helfer.

Nicht funktionierende Fernseher und der Jet-Lag sind aber bald die geringsten Probleme der Dwyer Familie, denn plötzlich herrscht Ausnahmezustand auf den Strassen, da der Ministerpräsident von Rebellen umgebracht wurde. Genau diese Rebellen haben es nun auf die Amerikaner abgesehen, nach deren Meinung die Konzerne der USA, die einheimische Bevölkerung unterdrücken und die Menschen versklaven. Kann der völlig überforderte Jack seine Familie zusammenhalten und in Sicherheit bringen, bevor sie alle von ihren Verfolgern hingerichtet werden?

No Escape

Regisseur John Erick Dowdle (Devil) hat sich für sein neuestes Werk wieder mit seinem Bruder Drew Dowdle (Quarantäne) zusammen gesetzt und das Drehbuch verfasst. Vor allem spannend bei diesem Projekt war es für mich zu beobachten, wie gut der Genre-Wechsel der wichtigsten der beteiligten Personen funktioniert hat. Dowdle war bis jetzt ja auf Horror-Filme spezialisiert und die beiden Hauptdarsteller Wilson und Bell, sind vor allem durch ihre komödiantischen Fähigkeiten bekannt geworden.

Gleich mal vorweg, weil ich den Geist der verwirrten Gutmenschen nur zu gut kenne. Alle Rebellen in diesem (ziemlich sicher sehr bewusst) namenlosen, ostasiatischen Land, sind eindeutig negativ, ohne Graubereiche. Ja sie tun das, weil die amerikanischen Konzerne mit ihren Familien machen, was sie wollen. Das reicht aber nicht mal ansatzweise um sie irgendwie in ein ambivalentes Licht zu rücken, denn die metzeln mit sichtlicher Freude auch Frauen und Kinder nieder.

Und ja, welch große Überraschung, ist diese Geschichte nur erzählenswert, weil eine Familie aus den USA im Mittelpunkt steht. Kann man nun schön boykottieren den Film und sich ausschließlich auf die Metaebene berufen. Interessiert mich diese Sichtweise? Nein, überhaupt nicht. Was der Film nämlich unheimlich gut kann, vorausgesetzt man lässt sich auf ihn ein, ist es ziemlich intensiv und einnehmend zu sein und die Flucht der Familie als echten Überlebenskampf zu inszenieren, der bis zum Finale, nie an Spannung einbüsst.

Vor allem wie die Familie mit einander umgeht, wie etwa der Vater seine Töchter behandelt und spielerisch seine Frau einbindet, ist realistisch, herzlich, ist nett zu betrachten und schafft eine emotionale Bindung zu diesen Figuren. Diese Idylle, zu der trotz Alltagsproblemen immer wieder zurück gefunden wird, trifft dann auf den plötzlichen Terror, in denen Dowdle gekonnt seine Erfahrung mit Horror-Elementen ausspielen kann. Gejagt werden wie ein Tier, erschlagen im Dreck sein Leben aushauchen oder sich auf einmal in der Situation befinden, einen Menschen in Notwehr töten zu müssen, das alles auch noch in einem fremden Land, in dem man die Sprache nicht versteht. Der überlebensgroße Schrecken dieser Gesamtsituation, ist ständig präsent.

Owen Wilson (Prakti.com) als Jack hat mich hier wirklich überrascht. Liebevoll und verspielt sowohl als Vater und Ehemann, so weit so bekannt. Doch wie dieser normale Typ dann kämpft, um seine Familie in Sicherheit zu bringen, das lädt richtig zum Mitfiebern ein. Dieses Überforderung vs. kühlen Kopf bewahren Konzept, spielt er einfach perfekt. Lake Bell (Little Murder) als Annie hat da weniger zu tun, wächst aber letzen Endes auch über sich hinaus und gibt sich kämpferisch.

Ein Highlight ist der dritte bekannte Darsteller im Bunde, nämlich Mister Brosnan, Pierce Brosnan (The November Man). Der hatte schon zuletzt als eiskalter Schurke in „Survivor“ seinen Spass und sein etwas überdrehter Hammond, sorgt dann auch für die meisten Lacher. Zur einen Hälfte ein Vergnügen suchender Freigeist, zur anderen ein Geheimagent und immer irgendwie charmant. Seine Rolle ist nicht groß, doch er holt einfach einiges raus und ist sichtlich voll bei der Sache.

Lasse ich also die anfangs angesprochene Metaebene weg, dann finde ich höchstens teilweise die Slow-Motion Szenen etwas unfreiwillig komisch, da sie aber so selten vorkommen, kann ich das gerne vernachlässigen. Insgesamt ein Film eben, nachdem oder auch während dem man seine Familie an sich heran zieht und fester umarmt, als es sonst der Fall ist. Spannend, brutal und stark gespielt, zwar sicherlich kein Meilenstein, dafür aber eine willkommene und positive Überraschung.

„No Escape bekommt von mir 7/10 Teile Asiens permanent aus der Urlaubsplanung löschende Empfehlungspunkte.


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