Baphomets Fluch 5: Der Sündenfall (Game-Review)

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George Stobbart und Nico Collard kennen sich bereits seit Jahren (immerhin bereits Teil 5 der Reihe) und treffen wieder einmal in Paris aufeinander. Dieses Mal ist George als Mitarbeiter einer Versicherungsagentur dort und Nico in ihrer üblichen Arbeit als Reporterin, denn die beiden sind bei einer Ausstellung zugegen.

Allerdings nimmt der gemütliche Tag eine rasche Wendung, als die Ausstellung überfallen und das Gemälde „La Malediccio“ gestohlen wird. Der Täter kann flüchten, der Besitzer der Galerie wird angeschossen und stirbt vor Ort.

Ohne Absicht sind Nico und George also wieder einmal in eine große Intriege getappt, denn hinter dem Vorfall verbirgt sich mehr als nur ein kleiner Diebstahl …

Danke Kickstarter, kann man nur sagen. Da das Adventure-Genre ja bereits mehrmals totgesagt wurde, genauso wie der PC an sich, liegt es immer wieder an findigen Designern und Studios ihre Projekte direkt durch Fans finanzieren zu lassen. Dass das immer wieder gut funktionieren kann weiß man nicht erst seit „Star Citizen“, sondern auch andere Reihen wurden bereits dank Crowdfunding weitergeführt. So auch Charles Cecils „Baphomets Fluch“-Reihe (die im englischen den Titel „Broken Sword“ trägt).

Teil 1 („Baphomets Fluch“) und Teil 2 („Der Spiegel der Finsternis“) sind ja sozusagen Klassiker im Genre und haben durch großartige Geschichten, kluge Rätsel und nicht zuletzt die sympathischen Charaktere George und Nico Spielgeschichte geschrieben. Die Geschichten dieser beiden Spiele sind ähnlich wie Der „Da Vinci Code“ und andere Bücher von Dan Brown in der Realität verankert, fahren dann damit aber Schlitten und bauen große Verschwörungsgeschichten darum herum. Das funktioniert immer wieder wunderbar.

Waren es anfangs noch die Templer, um die es vorrangig ging und handelte es sich um astreine 2D-Point-And-Click-Adventures, so kam man danach ein wenig in die „Modernisierungswelle“. Die ersten beiden Teile sind aber auch bereits Mitte/Ende der 90iger Jahre erschienen. Mit Teil 3 („Der schlafende Drache“) ging man ein wenig weg von diesem Konzept, führte 3D-Grafik und direkte Steuerung ein. Was eher eine kleine bedienungstechnische Katastrophe war. Auch Teil 4 („Der Engel des Todes“) machte sich mit der Weiterführung dieses Stils keine Freunde. Es wirkte fast so, als wäre die „Baphomets Fluch“-Reihe zu einem unrühmlichen Ende gekommen.

Hier taucht dann – wie erwähnt – Kickstarter auf und gab Charles Cecil die Chance einen weiteren Teil der Reihe zu machen. Zum Glück für alle Fans hat er sich auf die Wurzeln der Reihe besonnen und wieder ein gutes, altes 2D-Point-And-Click-Adventure gemacht, das alte Stärken mit alten Schwächen kombiniert.

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Die Steuerung ist wie gehabt einfach, wie der Name eben sagt. Hinzeigen, draufklicken, kombinieren oder mit Personen sprechen. Wie alle Adventures lebt „Der Sündenfall“ von der Geschichte, den Figuren und den Rätseln. Die Figuren sind durch die Bank toll geworden, von vielen Cameo-Auftritten bekannter Personen aus vorigen Teilen über die Hauptdarsteller bis hin zu den neuen Nebencharakteren (Bassam, Shears, etc) kann ich keine gröberen Ausfälle verzeichnen.

Da das Spiel ursprünglich in zwei Episoden aufgeteilt war (die mittlerweile zu einem Gesamtpaket zusammengefasst wurden), kann ich fasthalten, dass Episode 1 für mich klar die bessere ist/war. Denn die Story ist spannend, mysteriös, wirft viele Fragen auf, bleibt dabei aber immer bodenständig und nachvollziehbar. Manche Fachzeitschriften nannten sie zu leicht, ich finde sie nicht leicht, sondern logisch und realistisch.

Episode 2 dagegen (also die zweite Hälfte des Spiels) fällt für mich in mehreren Belangen ab. Zum einen wird die Story, wie es sich gehört, ziemlich abgehoben, was aber kein Problem für mich darstellt, sondern die Story wird langweilig und berechenbar, denn es geht nur noch darum einem Artefakt hinterher zu jagen und nicht mehr darum ein Mysterium zu klären. Das führt auch dazu, dass die Rästel streckenweise sehr abstrus werden und für mich nicht immer logisch und nachvollziehbar waren (ganz anders in der ersten Episode). Das mag für manche Leute toll sein, weil das Spiel fordender wird, ich würde das Wort „fordernd“ mit „unlogisch“ austauschen, denn das trifft es eher.

Wenn ich einer Person eine „göttliche Eingebung“ verschaffen muss, indem ich Kerzenlicht durch einen abgebrochenen Rückspiegel, den ich mit Garn an einem Kerzenhalter festgebunden haben, beleuchten muss, während ich duftende Sägespähne mit Deo einsprühe und anzünde, damit der Duft herumweht, während meine Begleitung mit einem Mop (den sie zufällig in ihrem Minirock seit Tagen mit herumschleppt) auf zwei Farbeimern, einem Ölfass und einem Feuerlöscher das „Ave Maria“ nachspielt, dann ist das komplex, fordernd – und völlig irre. Das reißt aus dem Spiel raus, weil die Lösung einfach ganz groß „konstruiert“ ruft. Das regt Gedanken á la „Wenn diese Dinge da sind, dann sollte ich versuchen sie zu kombinieren“ an, anstatt die „Was würde ich hier jetzt machen?“-Fragen des ersten Teils weiter auszubauen, was sich weit organischer anfühlt.

Dennoch schafft es das Spiel auch im zweiten Teil zu unterhalten und zu überzeugen – wenn auch die eine oder andere Wendung („Shears“) etwas schräg rüberkommt. Da werden Mörder mit einem kurzem „Es war ein Unfall“ plötzlich zu „Guten“, die unseren Helden helfen und dann wird mit denen gescherzt und das alles innerhalb von nur ein paar Sekunden. Schräg. Spaß macht es dennoch, denn Nico und George sind immer noch Nico und George. Gerade die liebevollen Schlagabtausche zwischen den beiden sind immer noch ein Highlight („If I panicked everytime we were standing in a dark cave and and a door closed behind us, I would do nothing else.“ in einem süßen französischem Akzent).

„Baphomets Fluch 5: Der Sündenfall“ bekommt von mir 7 von 10 möglichen, in der zweiten Hälfte leider stark nachlassende, Punkte.

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