Fright Night (Filmkritik)

Charley Brewster (Anton Yelchin) hat es geschafft. Er hat mit seiner Vergangenheit als Nerd abgeschlossen, hat eine wunderschöne Freundin namens Amy (Imogen Poots) und ist auch sonst kurz davor, sein Leben als baldiger Erwachsener voll in den Griff zu bekommen. Als in das Haus nebenan ein Mann namens Jerry (Colin Farrell) einzieht, fällt dieser vorerst nicht weiter sonderlich auf. Charleys früherer bester Freund Evil Ed (Christopher Mintz-Plasse) ist sich jedoch sicher, dass dieser Jerry ein waschechter und tödlicher Vampir ist. Charley findet diese Idee blödsinnig doch als in der Gegend immer mehr Menschen verschwinden muss er erkennen, dass sein alter Kumpel Ed doch nicht so verrückt ist, wie es zunächst den Anschein hatte.

Fright-Night

„Fright Night“ ist das Remake des gleichnamigen Filmes aus dem Jahre 1985 und mittlerweile ein echter Klassiker im nicht gerade mit vielen Highlights gesegneten Genre der Horror-Komödie. Es ist daher fast schon logisch, dass Hollywoods gerade wieder extrem zelebrierte Armut an neuen Ideen, zu einer neuen Interpretation dieser „Mein Nachbar der Vampir“ Story führen würde. Da ich ein Freund des Originals bin war ich natürlich schon ziemlich gespannt, ob sich diese Neufassung vom sonstigen wiedergekäuten Durchschnitt abheben würde.

Finanziell konnte „Fright Night“ seine Kosten von 30 Millionen Dollar innerhalb von Amerika ja nicht wieder einspielen. Schuld daran ist für mich klar der gerade boomende durch die Twilight-Saga gehypte Trend, dass Vampire immer nett, hübsch und unheimlich romantsich sein müssen und sich auch beim Blut aussaugen nicht in die Bestien verwandeln, die sie eigentlich sind. Noch ein Grund für mich, Twilight zu meiden (nicht dass diese Zusatzmotivation in irgendeiner Form nötig gewesen wäre). Gut dass es im Film selbst wenigstens einen kleinen Seitenhieb auf die Weichspüler-Vampirliebhaber gibt, sowas freut das Herz.

Um es gleich mal vorweg zu nehmen: „Fright Night“ gehört mit Sicherheit zu den besten Remakes, die ich jemals gesehen habe. Diese Mischung zwischen Horror und Komödie ist einfach so perfekt wie selten aufeinander abgestimmt. Die Schreckmomente bestechen durch ihr gutes Timing, die lustigen Momente sorgen für einen hohen Sympathiewert, die bissigen (!) Sprüche sind an sarkastischem Nachgeschmack nur schwer zu überbieten, die Effekte sind stimmig und die Darsteller allesamt in bester Spiellaune. Ein nahezu fehlerloses Gruselerlebnis also, ohne Leerlauf, dafür mit einem umso höheren Spaßfaktor.

Charley Brewster: „I am going to kill a vampire“. Clerk: „Good for you“. Anton Yelchin (Star Trek) verkörpert Charley unheimlich sympathisch und realistisch. Er geniesst die Nähe seiner attraktiven Freundin, ist froh dass er seiner Rolle als Außenseiter entwachsen konnte und wirkt daher schnell genervt, wenn er von seinem von Christopher Mintz-Plasse (Kick Ass) gespielten ehemalig besten Freund Evil Ed daran erinnert wird. Plasse ist klasse als Nerd, der sofort und hundertprozentig an seine Vampir-Theorie glaubt und nicht nur darum sicherlich nie wie die coolen Jungs sein wird. Die Damen kommen hier zwar etwas weniger zum Zug doch auch Imogen Poots (Centurion) als resolute Amy und Toni Collette (About a Boy) als ihrem Sohn vertrauende Mutter, bleiben dem Zuschauer durchaus im Gedächtnis.

Jerry Dandrige: „I don’t need an invitation if there’s no house“. Nein, braucht er nicht. Die meisten Damen würden Colin Farrell (London Boulevard) wohl sowieso freiwillig in ihr Haus hineinlassen und was er als Blutsauger Jerry hier so aufführt, ist an Coolness und mysteriös anziehender Aura nur schwer zu überbieten. Der Typ spielt nicht den Vampir, der ist der Vampir. Fast getoppt wird seine großartige Performance nur mehr von David Tennant (Doctor Who: Dreamland) als Bühnenstar Peter Vincent, der Meister des okkulten und der dunklen Mächte. Natürlich ist das alles nur Show und als Vincent es mit einer echten Kreatur der Nacht zu tun bekommt, kann er sich mit dieser Situation zunächst so gar nicht anfreunden. Seine Rolle und auch die bösen Zwiegespräche mit seiner Assistentin gehören mit zu den absolut witzigsten Momenten, die dieser sowieso nicht an übemäßiger Ernsthaftigkeit leidender Film zu bieten hat.

Effektmäßig wird Jerry im Ernstfall zu einem echten Monster. Besonders die Hai-ähnlichen Zahnreihen und der Nosferatu Gesamtlook sorgen für wohligen Grusel. Natürlich sind diese CGI-Elemente bei vollständiger Verwandlung nicht jedermanns Sache, doch passen sie sehr gut zum Rest des Filmes und zeigen für mich sehr gut, dass Vampire einfach die perfekten Jäger sind, die ihre Beute durch ihr anziehendes Äußeres in die Falle locken und erst dann ihr furchtbares Inneres offenbaren. So kenne ich Vampire aus meiner Jugendzeit und genau so sollen sie auch sein.

Für mich gab es hier auch keine langweiligen Momente bzw. Füllszenen, die Handlung wird stetig vorangetrieben ohne überhastet zu wirken und auch das heiße Finale ist stimmig und lässt den geneigten Genrefan völlig befriedigt zurück. Wenn also ein Film genau weiß was er sein will und dann auch noch innerhalb seiner eigenen Regeln so gut zu unterhalten weiß, dann bleibt mir nur mehr eines zu sagen: Dankesehr für dieses Erlebnis und mehr davon bitte!

„Fright Night“ bekommt von mir 9/10 sowohl im Horror- als auch im Komödienbereich alles richtig machende Empfehlungspunkte.


2 thoughts on “Fright Night (Filmkritik)

  1. Stimme zu – gesehen und gemocht. In Summe super. Schauspieler top – Colin Farrell hat es hier so richtig gut drauf. Auch die anderen brauchen sich nicht verstecken und David Tennant als Peter Vincent hat einfach die witzigeren Szenen.

    Wirklich ein feiner Film.

    Schade, dass ein zweiter Teil gemacht wurde, der mit diesem hier nicht mehr viel zu tun h at. Die haben die Story nach Rumänien und den Vampir zu einer Frau gemacht. Fright Night 2: New Blood, so der Titel. Wird wohl ein Fall für die Best of Worst Case-Reihe werden 😉

    Der Colin kommt wieder auf Schiene – jetzt hat er schon ein paar Filme die letzten Jahre gemacht, die mir gut gefallen haben (Total Recall, dieser hier, 7 Psychos). Bin gespannt was da noch so als nächstes kommt.

  2. Hab gerade wenig Zeit aber wenn der liebe Fireagent auch noch ein paar Filme auslässt (z.b. welche mit Vampiren), dann folgt nächste Woche mal meine Fright Night 2 Kritik, die neben zahlreichen anderen Wortspenden von mir noch aussteht. Wird wohl ein Urlaubsprojekt 😉

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