Troll (2022 Filmkritik)

Ein Tunnel wird gebaut, es wird gesprengt und – dann passieren seltsame Dinge. So seltsam, dass man sich an die Forscherin Nora Tidemann (Ine Marie Wilmann) wendet, denn diese ist Expertin auch auf „seltsamen“ Themengebieten, war doch ihr Vater einer von denen, die immer behauptet haben, dass es Trolle geben würde und ihre Existenz auch fast beweisen konnte. Nur hat man ihn eben aus dem Verkehr gezogen und in ein Heim für psychisch kranke Menschen gesteckt.

Und nun soll Nora eben beratend zur Seite stehen, denn eine Welle von ungewöhnlichen „Naturkatastrophen“ erschüttert die Berge.

Und bereits am ersten Ort entdecken Nora und ihre Crew Fußabdrücke. Riesengroße Fußabdrücke. Aber Nora scheut sich vor dem, was das bedeuten könnte und entscheidet, sich an ihren Vater zu wenden. Immerhin ist dieser der Profi.

Es dauert aber nicht lange und dann sehen es alle: Ein riesengroßer, echter Troll …

Okay, ich gebe es zu: Ich haben mir „Troll“ angesehen, weil ich ihn mit „Troll Hunter“ verwechselt habe. Man verzeihe mir den Fehler, auch wenn es zwei grundlegend verschiedene Filme sind, wie ich mittlerweile weiß. Auch von der Machart her. Aber darum geht es jetzt nicht, jetzt geht es um „Troll“ und ob er gut ist.

Nun, das hängt in erster Linie wie immer von eurer Erwartungshaltung ab. Denn „Troll“ ist sozusagen die norwegische Antwort auf „Godzilla“ (in der Emmerich-Version) und auf diesem Film hier lastet mehr oder weniger die Tatsache, dass man sich auch um so etwas wie eine Legitimation bemühen muss bzw. sich darum bemüht, egal, ob sie wer braucht oder nicht, dass es Trolle gibt.

Nun, wie sich herausstellt, gab es Trolle schon immer und sie herrschten einst wie Könige. Und da heutzutage Monster keine Monster und rein böse sein dürfen, ist es so, dass der gute Troll der da durch die Gegend stapft und seine Schneise der Verwüstung zieht, eigentlich ein klares Ziel hat. Und das hat so seine Gründe in der – Überraschung! – Vergangenheit.

Der Vergleich mit Godzilla kommt nicht von irgendwo, sondern klar von der Struktur und Machart des Films als auch von Storyseite her. Alles was wir hier sehen ist eigentlich altbekannt. Forscherin. Politiker-Treffen. Großes Monster macht Krach-Bumm. Einer der Typen will es mit Raketen in die Luft jagen, andere finden das nicht so gut. Zuerst findet man nur die Rückstände und zerstörtes Eigentum dort wo der gute Troll war und dann auf einmal taucht er auf.

Wie so ein Riesending so lange – selbst in der Bergwelt von Norwegen – herumlaufen und nicht gesehen werden kann ist eine Frage, die im Film nicht gestellt wird und wenn man das mal außer Acht lässt, dann passt das alles erstaunlich gut zusammen und ist eigentlich auch wirklich, wirklich gut gemacht.

Schauspielerisch ist alles in Butter und die Figuren harmonieren gut miteinander – inklusive ein paar Seitenhiebe auf Rassismus im Militär, der hier ins Gegenteil verkehrt wird – und tatsächlich sind bis auf eine Figur alle eigentlich sympathisch. Aus meiner Sicht ist die Hackerin Sigrid, gespielt von Karoline Viktoria Sletteng Garvang, allerdings die mit Abstand beste Figur. Kann auch daran liegen, dass ich mich in diese Frau auf Anhieb verknallt hätte, wenn es sie im echten Leben geben würde. Das fängt schon bei der Begrüßung mit ihrem Kollegen Andreas, gespielt von Kim Falck, an – die beiden grüßen sich mit dem Spock-Gruß aus Star Trek. Nerdig. Und großartig – jede einzelne Szene mit ihr.

Auch Falcks Figur ist witzig und cool – der typische Nerd, der in diesem Fall sogar der Berater der Regierung ist, aber eigentlich will er schriftstellerisch tätig sein und erzählt mehreren Personen im Film seine Idee für ein Buch. Und seine Begeisterung ist spürbar. Ich würd’s übrigens lesen. Weil es so schön irre klingt. Aber das nur am Rande.

Jedenfalls macht der Film Laune und Spaß. Das Ende soll wohl melancholisch sein und ist es irgendwie auch, aber so richtig emotional getroffen hat es mich nicht. Und ja, hin und wieder wirkt das Ganze wie ein Trashfilm-Projekt von der Kamera her (siehe Bild im Beitrag oben) und ich musste kurz an „The Asylum“s „Bigfoot“ denken, aber das ist eine Ausnahme – üblicherweise scheut man sich nicht die Effektkreatur zu zeigen und sie sieht sogar gut aus.

Alles in allem erfindet „Troll“ das Rad nicht neu und wenn man ganz ehrlich ist, so werden wirklich zu 100% bekannte Filmmuster inklusive gesamter Szenen kopiert, aber das Drehbuch ist frech genug und die Charaktere liebenswürdig genug, dass man dran bleibt. Und die paar Dinge, die „Troll“ aufgrund seines Monsters anders macht sind anders genug um auf ihre eigene Art beeindruckend oder zumindest unterhaltsam zu sein (ich denke an die Szene des „Aufwachens“ des Trolls – das sieht richtig cool aus).

Der Film war übrigens erfolgreich genug, dass ein zweiter Teil produziert wurde, der heuer auf die Welt losgelassen wird.

Ich bin es Roar Uthaug vergönnt, dass er hier einen Treffer gelandet hat, denn immerhin hat der gute Mann (Regie) auch „Hellfjord“ gemacht. Leider auch den – meiner Ansicht nach – Reinfall namens „Tomb Raider 2018“ (für mich ein Beispiel, welches zeigt, dass gut kopieren nicht immer erfolgreich ist).

„Troll“ bekommt von mir 6,5 von 10 möglichen, nichts neu machend, aber kreativ kopierende, Punkte.


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