George Woodhouse (Michael Fassbender) vom MI6 wird von seinem Vorgesetzten damit beauftragt herauszufinden, wer geheime Informationen über eine Top Secret Software preisgegeben hat. Um den Täter zu finden, bekommt er wegen der hohen Dringlichkeit nur eine Woche Zeit.
Unter den Verdächtigen ist auch seine Ehefrau Kathryn (Cate Blanchett), bei der es sich ebenfalls um eine Agentin handelt. Die beiden laden daraufhin die vier übrigen möglichen Kandidaten, die auch für die Firma arbeiten, zum Essen ein. Wie zu erwarten war, eskaliert die Lage schnell auf die eine oder andere Art, denn George kann nun mal Lügen jeglicher Art, nicht ausstehen…
Von Regisseur Steven Soderbergh habe ich zuletzt 2019 Unsane angeschaut, der ja filmtechnisch eher ein Experiment war. Seinen neuesten Film kann man nicht wirklich als ein solches bezeichnen, jedoch ist er ein klarer Gegenpol zu überbordenden Effekt-Gewittern bzw. Blockbustern. Dies ist ein Schauspielerfilm, der seine nicht gerade geringe Spannung so gut wie ausschließlich über die Dialoge aufbaut.
Also eine klare Warnung, denn man kann hier am Ende durchaus das Gefühl haben, dass außer der verschachtelten, sehr Rede intensiven Erzählform, nicht wirklich viel passiert ist. Wenn man aber als Zuschauer hinein kommt in die Sache, dann spürt man förmlich die Angespanntheit in der Luft. Dann kann man sogar einen gewissen Spiegel für eigene Herausforderungen des Lebens sehen, etwa Job und Liebe unter einen Hut zu bringen, wie baue ich Vertrauen auf und behalte es in Beziehungen und wie gehe ich mit meinen eigenen Ängsten um.
Vor allem die zwischenmenschlichen Dynamiken haben mich hier am Meisten interessiert, die Spionage-Handlung ist dabei nur der Rahmen, deren Auflösung dann eben genau nur deshalb wirkt, weil man sämtliche Verbindungen der Beteiligten kennt. Das erste Essen der sechs Hauptfiguren ist dabei richtig brutal, wie vier von ihnen sich da verbal zerlegen – vor allem ihre Liebesbeziehungen – da kann man richtig froh sein, wenn man selber ein Single ist.
Keine Ahnung ob Drehbuchautor David Koepp hierfür auf persönliche Erfahrungen zurück gegriffen hat, für den Spionage-Teil hat er jedenfalls mit Menschen gesprochen, die diesen Job im echten Leben ausführen, was die authentische Atmosphäre erklären könnte, auch wenn ich hiervon natürlich keine Ahnung habe. Auch ein nettes Detail (ich mag sowas): Alicia Vikander (EX Machina) – Fassbenders Ehefrau im echten Leben – hat eine Playlist erstellt, die im Film genutzt wird und sie wird in den Credits dafür als DJ Vicarious genannt.
Was mich zur Hauptattraktion, eben den Darstellern bringt. Cate Blanchett ist nach ihrem Ausrutscher mit Borderlands wieder top, verführerisch, einschüchternd und geheimnisvoll. Michael Fassbender (The Killer) ist ebenso stark als ihr extrem kontrollierter, Emotionen so gut es geht versteckender Ehemann. Regé-Jean Page (Dungeons and Dragons) ist schön arrogant und Naomie Harris (Venom Let There Be Carnage) manipulativ und schwer durchschaubar.
Meine Entdeckung ist aber Marisa Abela (sie hat in Back to Black Sängerin Amy Winehouse gespielt), die ich witzigerweise nur aus dem FMV Spiel „5 Dates“ kenne. Ihre Clarissa hat genau diese Ausstrahlung, die dich unheimlich anzieht und du dabei genau weißt, dass das nicht gut ausgehen wird. Wenn dann auch noch Pierce Brosnan (Fast Charlie) in einer Nebenrolle versteckt ist, dann kannst du dir wirklich sicher sein, dass das die beste Truppe von gut aufgelegten Schauspielern ist, die man seit längerem gesehen hat.
Ich gebe zu dies ist kein Film, den ich mir mehrmals anschauen würde und wenn das nicht so kompakt und über dem Durchschnitt wäre, dann würde die Überzahl an Worten gegenüber den Taten bald zur Ermüdung führen, aber das Erlebnis hier ist in Summe schon sehr in Ordnung. Auf jeden Fall ist dieses Spiel mit Wahrheit und unzähligen Geheimnissen kein Leben für Jedermann, das sieht man hier so eindeutig, wie man es selten gesehen hat in einem Film über Spione.
„Black Bag“ bekommt von mir 7/10 die Katze am Ende aus dem schwarzen Sack springen lassende Empfehlungspunkte.