Die Lady (Willa Fitzgerald) trifft auf den Demon (Kyle Gallner). Die Anziehung ist da und beide beschließen deshalb, in einem Motel einen One Night Stand miteinander zu verbringen.
Einige Zeit später, ist die Lady auf der Flucht und der Demon ihr auf den Fersen. Wie hat es von einer intimen Situation zu dieser Eskalation kommen können?
Regisseur und Drehbuchautor JT Mollner (Outlaws and Angels) hatte hier eindeutig einen klaren Plan vor Augen und genau die richtigen Leute für den Job organisiert. Deshalb ist dieser Thriller auch weit fesselnder, als man es rein von der Beschreibung der Handlung erwarten hätte können. Der Film wird in sechs Kapitel unterteilt, die man jedoch nicht in chronologischer Reihenfolge präsentiert bekommt, fertig ist das involvierende Katz und Maus Spiel.
Wobei das Studio hier fast den fertigen Film völlig zerstört hätte (wie etwa zuletzt bei Borderlands). Sie wollten eine Neubesetzung der Lady und unterbrachen die Produktion für mehrere Tage, weil sie mit dem Material nicht zufrieden waren. Zusätzlich wurde hinter dem Rücken des Regisseurs ein Cutter engagiert, um die Episoden in chronologischer Reihenfolge umzuschneiden. Auf eine aufwendige Szene musste aus Budget-Gründen verzichtet werden. Nach starken Reaktionen bei Test-Screenings, ließ das Studio die Version des Regisseurs jedoch unberührt.
Dies ist ein Spiel mit Erwartungshaltungen und Sehgewohnheiten, optisch bestechend gefilmt auf 35mm von Schauspieler Giovanni Ribisi (Avatar, Contraband), der hiermit sein Debüt als Cinematograph abliefert und sich für weitere Projekte in dieser Funktion empfiehlt. Erzählweise und Optik sind schon mal involvierend und dann kommt auch noch die psychologische Ebene ins Spiel. Ein Mann trifft eine Frau und sie landen nach einem Plan, was ablaufen soll, gemeinsam im Bett.
Mehr darf und will ich nicht verraten nur so viel: was direkt ausgelöste Gefühle betrifft, hier muss man klar sehr flexibel sein, was das hin und her Pendeln, der Sympathiepunkte betrifft. Das gleiche gilt für Beweggründe und Motivationen, die man erahnen kann und man denkt auch über das Warum(?) nach, aber gerade weil der Film darauf nicht einmal versucht Antworten zu liefern, wirken die Aktionen so roh und direkt und zielen eindeutig ungebremst auf die Magengrube.
Das wiederum funktioniert so gut, wegen den herausragenden Performances, allen voran von Willa Fitzgerald (Scream-Serie, Blood Money). Als The Lady zeigt sie so gut wie die gesamte Bandbreite menschlicher Emotionen und besonders die Übergänge zwischen zwei sehr unterschiedlichen Gefühlsregungen, sind wirklich auf eine unheimliche Art und Weise beeindruckend. Irgendwie fühlt sich jedes Wort bei ihr wie eine Manipulation an und so ist es wohl auch.
Die Spitzen kommen dann vor allem bei den Interaktionen mit dem von Kyle Gallner (Smile) gespielten Charakter namens The Demon, der ebenso extrem stark agiert, wodurch bei so gut wie jeder Szene zwischen den beiden Hauptfiguren, richtig die Funken sprühen. Kombiniert mit Momenten wie die mit einem schrägen Weltuntergangs-Hippie Pärchen – wie die lachen und wie die Kamera das Kochen filmt… – seltsam eigen und außerhalb der Norm sind nur zwei Bezeichnungen, die mir dazu spontan einfallen.
Natürlich hat diese Art von Film das Gimmick, genau beim ersten Mal am Besten zu unterhalten, weil man da die Handlung noch nicht kennt. Deshalb auch eine Empfehlung, schaut euch den Film ohne viel Vorwissen an, verzichtet wenn ihr wollt sogar auf den Trailer, dann kommt die größte Spannung und emotionale Achterbahnfahrt dabei heraus. Es ist so ein Film, den ich gerne Jemand anders zeigen möchte, nur um seine/ihre Reaktion zu sehen.
Also zumindest einmalig richtig gut – wegen dem Schauspiel und Grindhouse-Feeling auch zur mehrmaligen Sichtung geeignet – und sicherlich einer der besten Thriller des Jahres 2024. Für mich ist die Sache ähnlich wie bei Longlegs, der für manche Menschen, so gar nicht gepasst hat, so geht es mir auch hier. Ich mag zwar nicht alle Gefühle, die hier ausgelöst werden, aber ich mag es, sie erlebt zu haben. Wer das jetzt unlogisch findet, viel Spaß beim Film 😉
„Strange Darling“ bekommt von mir 8/10 Katz und Maus sich gegenseitig jagende und dabei Rollen tauschende Empfehlungspunkte.