One Piece – Staffel 1 (Serienkritik)

Seit er ein kleines Kind ist, hat Luffy (Iñaki Godoy) nur einen Traum, er möchte unbedingt Pirat werden. Dabei gibt er sich nicht zufrieden irgendein Pirat zu werden, nein, er wird den größten Schatz der Welt finden – den sogenannten One Piece – und damit zum König der Piraten avancieren. Auf der Suche nach einer Schatzkarte trifft er auf den gefesselten Piratenjäger Roronoa Zoro (Mackenyu) und befreit diesen.

Als er kurz darauf seinem Ziel näher gekommen ist, stößt er auf die Diebin Nami (Emily Rudd), die ebenfalls auf der Suche nach der Karte ist. Einen waghalsigen Diebstahl und einen Kampf gegen zahlreiche Soldaten später, sind Luffy, Zoro und Nami gemeinsam auf der Flucht. Luffy sieht sich trotz der Gegenwehr seiner beiden „Crew-Mitglieder“ seinem Ziel deutlich näher, doch ein paar mehr Leute und ein richtiges Schiff, würden nicht schaden, um das Ziel seiner Träume erreichen zu können…

Die von Eiichiro Oda geschriebenen und illustrierten Manga-Bücher wurden im Jahr 1997 erstmals veröffentlicht und es gibt bisher mehr als hundert Ausgaben. Seither hat One Piece zahlreiche Preise gewonnen und ist zum erfolgreichsten Manga aller Zeiten avanciert. Die 1999 gestartete, gleichnamige Anime-Serie, hat es mittlerweile auf über 1000 Folgen gebracht. Als es hieß, Netflix würde im Jahr 2023 eine Live-Action Version des Stoffes heraus bringen, gab es dennoch Grund zur Skepsis.

Immerhin hat der Streamingdienst gerade erst 2021 mit Cowboy Bebop eine Anime-Verfilmung in den Sand gesetzt, wegen mangelnder Qualität, dem Einbringen moderner Agendas und der nicht vorhandenen Treue zum Ausgangsmaterial. Warum das bei One Piece nicht der Fall ist, ist ganz einfach: Eiichiro Oda hat zwar die Verfilmung genehmigt, sich aber die kreative Übersicht in seinen Vertrag hinein verhandelt und deshalb hat er sich besonders bei Schlüsselszenen eingemischt und durchgesetzt.

So weit zur Vorgeschichte. Fehlt nur mehr ein kleines Geständnis von mir: ich habe nie das Manga gelesen und auch keine Folge des Animes gesehen, aus dem einfachen Grund, weil ich den Stil nicht mochte. Ich hoffe Fans wollen mich deswegen nicht gleich Kielholen lassen. Als ich dann aber den Trailer zur Netflix-Serie gesehen habe und das Lob von allen Seiten kam, wollte ich dem Franchise doch einmal eine Chance geben. Irgendwas muss ja an One Piece dran sein, wenn es so viele Leute lieben.

Kritiker loben am Ausgangsmaterial ja vor allem die Art, wie die Geschichte erzählt wird (aka die Erzählkunst), wie die Welt aufgebaut ist (aka das world building), wie die Figuren charakterisiert werden und den Humor. Genau diese Punkte und noch ein paar mehr habe ich dann bereits nach den ersten beiden Folgen der Serie gespürt. Keine sinnlosen Szenen sind dabei, die die Handlung nicht weiterbringen und keine einziger Charakter kommt vor, der dir egal ist, jeder/jede löst irgendein Gefühl aus.

Die Welt an sich ist voll von überbordender Fantasie, von den unterschiedlichsten Kostümen, über die Fischmenschen und die Schnecken-Telefone bis hin zu den verschiedenen Auswirkungen, wenn man die Drachenfrucht zu sich nimmt. Die Action ist ebenso innovativ, übersichtlich, involvierend und nie verwackelt oder zerschnitten gestaltet. Wie die zahlreichen Rückblenden eingebunden sind gehört ebenso zum Besten, was ich in letzter Zeit gesehen habe.

Es gibt für mich auch gleich mehrere Momente, die ich mir nach der Erstsichtung, bereits mehrfach angesehen habe und jedes mal muss ich wieder lachen, eine Träne drücken oder bekomme Gänsehaut, ihr könnt mir glauben, dass mir die Sache so gut gefallen würde, war eine echte Überraschung für mich. Das Casting ist ebenso genial, denn vor allem Monkey D. Luffy ist eine Figur, die dir schnell auf die Nerven gehen kann, wenn man sie in den falschen Hals bekommt.

Iñaki Godoy (MexZombies) spielt Luffy nicht, der lebt ihn eindeutig und gäbe es in der echten Welt mehr Menschen wie Luffy, dann wäre unsere Erde ein besserer Ort. Mackenyu habe ich zuletzt in Saint Seya eher blass gefunden aber wow, ist der als Roronoa Zoro perfekt. Ehrenhaft, sarkastisch trocken, immer auf der Suche nach einem Drink und an ganzheitlicher Coolness, kaum zu überbieten. Emily Rudd (Fear Street 1-3) als Nami ist als einzige Dame im Team kämpferisch, frech und dennoch sieht man immer wieder Trauer in ihren Augen, wenn man genauer hinsieht.

Zu dieser Dreien stößt bald Jacob Romero als sympathischer „Geschichtenerzähler“ Usopp und Taz Skylar als Sanji, guter Kämpfer, noch besserer Koch und charmant zu den Ladys. Von Buggy dem Clown, über den besten Schwertkämpfer Mihawk, bis zu Cadet Coby und den Mentor-Figuren Shanks und Garp, es gibt hier so viele Figuren (egal ob negative oder positive), die spannend sind und Interesse wecken und von denen man noch viel mehr sehen möchte, bei dieser geballten Ladung merkt man einfach auch, wie viel das üppige Ausgangsmaterial hergibt (und wie genial das Casting durchgehend war).

Ich kann/will gar nicht mehr viel mehr dazu loswerden, nur so viel: One Piece ist für mich 2023, die beste Serie des Jahres. Ich schließe einfach mit einem Spruch, den Luffy ausspricht, als einer seiner Leute verletzt wird und ihm dafür Vorwürfe gemacht werden „Ich würde alles für ihn tun, nur nicht seinen Träumen im Weg stehen“. Also Leute: habt keine Angst, auch die harten Entscheidungen zu treffen, tragt das Herz am rechten Fleck, sucht euch eine Crew (aka Freunde), denen ihr euer Leben anvertrauen würdet und vernachlässigt auf keinen Fall eure kindliche Fantasie, nur weil ihr glaubt, erwachsen zu sein.

„One Piece“ bekommt von mir 10/10 gegenseitig die jeweils best mögliche Version von sich selbst heraus bringende Empfehlungspunkte.


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