The Barn (2016 Filmkritik)

Es ist Halloween 1989 und die beiden Freunde Josh (Will Stout) und Sam (Mitchell Musolino) übertreiben es. Sie jagen Kindern Angst ein und tja, sie wurden schon mehrfach deshal von der örtlichen Autorität (lies: Kirchenchefin) verwarnt. Deshalb hagelt es dieses Mal Konsequenzen. Sie „dürfen“ Spenden sammeln gehen. Nur gibt es bei dem Deal in Hintertürchen: Niemand hat ihnen gesagt, wo sie das tun sollen. Deshalb packen sie ein paar Freunde und den geheimen Crush Michelle (Lexi Dripps) ein und düsen auf einen Road Trip.

Sie landen in einem netten kleinen Städtchen in dem sich vor Jahren ein Mord passiert ist. Ein Junge und ein kleines Mädchen haben beim verbotenen Stall angeklopft und um Halloween-Süßigkeiten gebeten. Was sie bekommen haben: Er ein Trauma für’s Leben. Sie eine Spitzhacke in den Kopf.

Und natürlich schafft die bunte Truppe es gut, genau in diesen Stall einzudringen und das untote Ensemble wieder zum Leben zu erwecken, die daraufhin ihren blutigen Streifzug durch das Städtchen beginnt …

Wenn man es nicht besser wüsste, dann könnte man davon ausgehen, dass Justin M. Seaman, der hier das Drehbuch schrieb und Regie geführt hat, diesen Film tatsächlich in den 80igern gemacht hat. Das liegt vor allem an der Optik des Films, die mit grober Körnung und Effekten aus diesem Jahrzehnt besticht. Ich habe absichtlich „besticht“ und nicht „begeistert“ geschrieben, denn ob Begeisterung aufkommt ist klar Geschmackssache. Der Film fühlt sich auf jeden Fall an als wäre er ein Überbleibsel aus den 80igern, den zufällig jemand vor kurzem entdeckt und deshalb veröffentlicht hat.

Generell ist dieses Gefühl das große Alleinstellungsmerkmal des Films. Der Rest läuft nach bekannten Mustern ab, die allerdings deshalb irgendwie frisch wirken, weil es eben so herrlich alt wirkt. Die Effekte – allen voran die praktischen, physischen Masken – sind tatsächlich eine Augenweide und sehen herrlich unecht aus – aber so war das damals halt. Die Computereffekte haben ebenfalls diesen Charme, bei dem man genau weiß, was man bekommt. Da zucken Blitze über Kürbise, um zu zueigen, dass diese zum Leben erweckt wurden und das sieht aus als hätte jemand im Schnittprogramm Premiere mal testen wollen, wie gut der Blitz-Effekt aussieht. Und es passt. Es passt wirklich gut zum Film.

Was für mich nicht passt ist die wirklich quälend lange Einführung in den Film, die mich mit Charakteren konfrontiert, die sich so dermaßen selbst ernst nehmen, dass es einfach schon mühsam ist. Da wird über die Strafe der Hauptfigur gesprochen als müsse er jetzt für 50 Jahre in den Knast und sie treffen sich zu einem „letzten Hurray!“ bevor das Leben quasi zu Ende ist. Und das mag in die 80iger passen, aber heutzutage wirkt das einfach nur … bemüht. Ja, mir ist klar, dass dieser Teil sicher nur deshalb so im Film ist, weil er sich eben wie ein „alter Film“ anfühlen soll, aber tatsächlich fand ich, diesem Teil hätte ein wenig mehr Selbstironie gut getan.

Auch gewöhnungsbedürftig ist zumindest am Anfang des Films der Bildausschnitt. Mir ist es bis jetzt eher selten passiert, dass ich bei Close-Ups der Meinung war, die wären jetzt zu nah an den Personen dran. Und auch das Gefühl für Räume und Distanzen ist gerade am Anfang als Josh und Sam die Kinder erschrecken einfach schlimm. Das war irgendwie irritierend für mich. Ich kann das jetzt nicht besser in Worte fassen, aber da hat einfach Raum um die Sprecher:innen gefehlt, ja, es war einfach … zu nah, fast aufdringlich.

Wenn dann die ganze Truppe im „Barn“ angekommen ist, dann steigt der Spaßfaktor steil nach oben, denn dann wird es blutig und zwar ebenfalls auf eine 80iger Jahre Art. Soll heißen: Handgemachte Effekte, die unterhalten, aber auch vor wirklich brutalen Momenten nicht zurückschrecken. Einen kleinen Vorgeschmack bekommt man ja schon in der Eröffnungsszene. Es ist meines Erachtens noch nicht oft vorgekommen, dass man ein kleines Mädchen sieht, dass eine Spitzhacke in den Kopf bekommt. Und hier schneidet man auch nicht weg. Später kommt es dann zwar immer wieder zu Szenen in denen drohend eine Hacke oder eine Sichel erhoben wird, nur um dann zum Beispiel einen Kürbis zu sehen auf den Blut spritzt. Für jene, die sich denken, der Film wäre deshalb halb so wild oder gar jugendfrei: Nein. Spätestens als die Monstrositäten auf eine Halloween-Party kommen (ebenfalls im richtigen 80iger Feeling) ist klar, was hier abgeht. Da wird es dann richtig brutal, inklusive vom Gesicht herabgerissener Haut (oder eigentlich, wenn man es genau nimmt: Vom Kopf gerissenes Gesicht) und ähnlicher Dinge. Blut, Gedärme, alles was so ansteht wird da herumgeworfen, rausgerissen, durchbohrt und was einem sonst noch so einfällt.

Die schauspielerischen Leistungen fallen unter „eh okay“. Ich weiß jetzt nicht, ob die Schauspieler:innen so gut sind, dass sie in Wahrheit grandios und Oscar-Darsteller:innen sind und hier einfach so spielen, als ob sie es nicht besser könnten, aber ich vermute fast: Nein, die können es einfach nicht besser. Klar darf auch nackte Haut und Sex nicht fehlen, allerdings alles im sehr harmlosen Rahmen.

Ich kann jetzt nicht sagen, dass der Film an sich gut ist, aber für eine bestimmte, kleine Zielgruppe ist er sicher ein perfekter Partyfilm. Es kommt so ziemlich alles an Klischees vor, ein paar der bemühten Witze funktionieren sogar und wenn man ganz, ganz nett sein will, dann könnte ich jetzt sogar sagen, dass man versucht hat ein bisschen „Tucker And Dale“-Vibe einzufangen. Dazu fehlt allerdings allen(!) Beteiligten einfach die Ausstrahlung und die Leinwand-Präsenz.

Alles in allem: Blutig, dreckig, alt und von der Machart her in Ordnung. Wobei man ja immer die Ausrede anführen kann, dass das alles so gewollt war. Passt auch, nehm ich und erkenne ich an. Trotzdem ist es schade, dass es gerade am Anfang so lange dauert bist die ganze Sache in die Gänge kommt. Nichtsdestotrotz gibt es einen zweiten Teil der 2023 rausgekommen ist. Und der funktioniert tatsächlich ziemlich genau so wie der erste.

Wer also auf Filme aus den 80igern steht mit allem drum und dran an platten Charakteren, schlechten (aus heutiger Sicht) Effekten, handgemachten Protesen und viel Kunstblut: Bitte schön, hier ist euer Film. Mit allen Vor- und Nachteilen die Filme aus den 80iger aus heutiger Sicht halt so haben.

„The Barn“ bekommt von mir 6 von 10 möglichen, allen Involvierten zum geglückten „Lasst uns einen 80iger Monsterfilm machen“-Projekt gratulierende, Punkte.


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