Resident Evil: Death Island (Filmkritik)

Neue Zombies. Neues Virus. So einfach lässt sich die Sachlage zusammenfassen. Dieses Mal lässt ein Biss die Opfer allerdings nicht mutieren, sondern tötet sie. Es gibt bereits ein paar Fälle in San Francisco, weshalb die BSAA natürlich mit Chris Redfield und der wieder zurückgekehrten Jill Valentine vor Ort ist. Aber auch TerraSave, die ja Opfern nach Attacken von Bioterrorismus helfen, ist dabei, weshalb Claire Redfield ebenfalls vorbeischaut.

Nachdem Rebecca Chambers eine tiefgehende Analyse der Daten vorgenommen hat, kommt man auf eine Gemeinsamkeit bei den „Patient Zero“s: Sie waren alle auf einer Besuchertour auf Alcatraz dabei. Also nichts wie hin.

Und wie sollte es anders sein, ist auch Leon S. Kennedy auf dem Weg, denn ein Wissenschaftler wurde entführt und Leon soll ihn zurückholen. Auch seine Spuren führen ihn zur berüchtigten Gefängnisinsel.

Und dort führen dann auch alle Fäden zusammen …

Verfilmungen, egal ob in realer oder tricktechnischer Form, egal ob Serie oder Filme, von „Resident Evil“ sind ja immer mehr oder weniger Glückstreffer. Die Reihe um Milla Jovovich kann man ja nur „Resident Evil“ nennen, wenn man ein paar (lies: alle) Augen zudrückt. Die neue Film-Reboot-Version, die auf angeblich mehr auf Horror setzte und den Titel „Welcome To Racoon City“ trug, war meiner Ansicht nach auch eher durchwachsen. Und über die Netflex-Serie breiten wir aus Nervengründen einen Mantel des Schweigens. Bleiben die animierten Filmchen, die ja auch schon einige Jahre immer wieder unsere Bildschirme beglücken.

Von den im Jahr 2008 veröffentlichten „Degeneration“ (brachte Leon und Claire gemeinsam auf den Schirm), der jetzt Spaß gemacht hat, aber halt doch mittlerweile richtig alt aussieht, über den 2012 veröffentlichten „Damnation„, der Claire mit Ada Wong getauscht hat und bis jetzt letzten Film namens „Vendetta„, der Chris Redfield und Rebecca Chambers in den (Spiel)Film brachte. Achja, dann kam auch noch die Netflix-Serie „Infinite Darkness„, die erneut Leon und Claire zusammenbrachte, nur um sie am Ende zu entzweien. Und nun, 2023 kommt bzw. kam „Death Island“.

Wo also sollte man diesen neuen Film am besten einreihen? Eher in Richtung „Vendetta“. Der hat mir ja an sich gut gefallen: Action-Overkill. Ein „larger than life“-Leon S. Kennedy. Ein paar kritische Sprüche in Richtung Weltregierungen. Optisch absolut in Ordnung. Alles in allem sehr unterhaltsam, wenn auch streckenweise wirklich ein bisschen viel Action auf einmal. Aber da hatte sich Resident Evil nun einmal hinentwickelt. „Death Island“ geht in eine ähnliche Richtung, gerade was die Kämpfe betrifft die wirklich gut choreaografiert sind. Aber man muss schon klar seinen Kopf ausschalten und einfach die Optik genießen, denn Schwerkraft oder Physik oder so gibt es hier halt einfach nicht.

Außerdem plagen „Death Island“ ein paar der Probleme, die mir persönlich „Infinite Darkness“ tatsächlich kaputt gemacht haben. So schlimm wie in der eben genannten Serie wird es freilich nicht, aber auch „Death Island“ hat so ein paar Momente, bei denen ich mir dachte, dass da eine Szene in der Szene fehlen würde. Das bezieht sich jetzt weniger auf die Handlung, die ist (in den logischen Grenzen des Resident-Evil-Universums) stimmig und der Gegner hat eine grundsätzlich moralisch ambivalente Motivation (die allerdings meiner Ansicht nach in keiner Weise zu seinem Plan passt, aber hey – soll sein. Ist ja Resident Evil). Trash as Trash can.

Nein, was mich eher dazu bringt nicht zu 100% begeistert zu sein sind manche Schnitte bzw. manche Fehler in den Abläufen. Da bricht ein Gerüst weg und dann schneidet man auf Leon, der an einem Stahlträger hängt. Wie kam er hin? Keine Ahnung. Da wäre eine kurze Szene, in welcher er abrutscht und sich festhalten muss für den Flow gut gewesen. So fühlte es sich an als würden ein oder zwei Sekunden fehlen. Und das passiert an ein paar Stellen im Film.

Auch wirkt es streckenweise als wäre Alcatraz nicht größer als ein Einfamilienhaus. So schnell wie manche Charaktere von A nach B kommen sollte man meinen, die sind mal eben rasch durch die Tür ins Nebenzimmer getreten, wo doch eigentlich vorher etabliert wurde, dass die Anlage doch halbwegs eine Größe hat.

Wer über diese Mängel hinwegsehen kann, der oder die bekommt fein übertriebene aber coole Actionmomente mit Charakteren, die man gut aus den Spielen kennt und in dieser Form auch mag. Dass sich jetzt mal alle gemeinsam in einem Film befinden ist ebenfalls eine coole Sache, auch wenn eine Ada Wong-große Lücke im Cast herrscht. Achja, es ist übrigens meiner Ansicht nach KEIN Ensemble-Film. Ja, alle bekommen ihre Action-Momente (allen voran natürlich Leon), aber von der Story bzw. vom Schwerpunkt der Erzählung her ist dies klar der Film von Jill Valentine.

Diese wurde ja für das Remake von „Resident Evil 3“ optisch komplett überarbeitet und taucht hier das erste Mal in einem Film in dieser Form auf. Mir ist es recht, ich finde die neue Optik bzw. das neue Design gelungen und ich habe mich rasch damit angefreundet. Auch ist es eine Freude ihr beim Kämpfen zuzusehen, da die gute Frau endlich mal in einem Film zeigen kann, was sie drauf hat. Dass sie es drauf hat sieht man ja sehr gut in „Resident Evil“ oder „Resident Evil Revelations“ und anderen Werken in denen sie auftaucht (ich habe übrigens nach dem Ansehen von „Death Island“ sofort wieder das Remake von „Resident Evil 3“ installiert. Und ja, immer noch gut. Rockt immer noch.)

Mir hat auch gefallen, dass für Kenner der Serie manche Anspielungen auf Vorgänger-Filme und -spiele drin sind. So ist zB ein Teil der Handlung, dass Jill sich Vorwürfe macht, weil sie von Wesker manipuliert wurde und (in „Resident Evil 5„) ihre Freunde angegriffen hat. Geht das tief? Nein. Aber zumindest wird es thematisiert.

Und wenn relativ im letzten Drittel dann als Antwort auf die Frage, warum sie keine Angst haben, Leon und Chris gleichzeitig „We have Jill“ sagen, dann glaubt man das an diesem Punkt dann auch, egal wie pathetisch und kitschig es klingen mag.

Die Optik – die ich noch gar nicht erwähnt habe – ist 1A. Die Gesichter, die Bewegungen, die Mimik – alles erste Sahne. Ich bin und war wirklich beeindruckt von der Leistung der Animateure. Wow, sag ich nur. Wow.

Vermutlich ging zum Ende hin das Geld aus, sonst kann ich mir die ärgerlichen Aussetzer  (siehe oben erwähnte fehlende Szenen) nicht erklären, da man sich gerade am Anfang ja viel Zeit nimmt um selbst Kleinigkeiten zu zeigen, welche die Atmosphäre in Summe extrem spannend und super machen. Als Beispiel: Jill knallt mit einem Zombie auf einen Glastisch, der die beiden aushält, dann aber zusammenbricht als Jill dem Zombie ein paar Kugeln in den Kopf jagt und damit das Glas zerbricht. Oder generell wie Jill sich im Haus umsieht – da hätte man sicher fünf oder sechs Sekunden rausnehmen können und dafür am Ende die „Lücken“ füllen, weil solche „Hacker“ die Atmosphär doch halbwegs stören. Und weil ich schon dabei bin: Ein paar der „coolen“ Zeitlupen am Ende sehen vielleicht toll aus im Standbild, aber die hätte man sich meiner Ansicht nach sparen können. Es gibt so etwas wie „zu cool“. So wie generell der obligatorische Schlusskampf gegen ein Riesenmonster zwar nett anzusehen ist, aber sowas wie Spannung oder gar Angst um die Charaktere kommt nie auf. Ebenso hätte man ein oder zwei der One-Liner nach dem Kampf weglassen sollen. Aber das ist Geschmackssache.

Alles in allem hat mir „Resident Evil: Death Island“ gut gefallen und ich hatte meinen Spaß, auch wenn ich schade finde, dass man sich gegen Ende ein paar unnötige Schnitzer erlaubt. Und für’s Protokoll: Leon S Kennedy ist immer noch die coolste Socke. Und Jill Valentine rockt. Punktum.

„Resident Evil: Death Island“ bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, Resident Evil mit All-Time-Cast und Action bis zum Umfallen bringende, Punkte.


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