Sympathy for the Devil (Filmkritik)

Die Frau des nervösen und mit Angst erfüllten Mannes (Joel Kinnaman) – da sie bereits ein Kind verloren haben – liegt im Spital und steht kurz vor der Entbindung. Beim Spital angekommen packt er gerade seine Tasche ein, als plötzlich ein Passagier (Nicolas Cage) auf seinem Rücksitz Platz nimmt.

Der richtet eine Waffe auf den Fahrer und befiehlt ihm loszufahren, sonst wird er ihm eine Kugel in den Kopf jagen. Eine Odyssee durch die Dunkelheit beginnt und schnell wird klar, dass diese Nacht nicht alle Beteiligten überleben werden…

Ich kannte den israelischen Regisseur Yuval Adler (The Secrets We Keep) bisher nicht, doch er macht Filme seit dem Jahr 2013 und dies ist erst sein vierter Spielfilm. Er sucht sich seine Projekte scheinbar also sehr sorgfältig aus. Umso besser kenne ich dafür Hauptdarsteller Nicolas Cage, der gerade ja wieder mal in einigen interessanten Produktionen wie etwa „Dream Scenario“ mit dabei ist. Ab jetzt folgen leichte Spoiler, die im Prinzip keine sind, wenn man sich den Film aufmerksam ansieht.

Ganz klar muss ich hier wieder mal hervorheben, dass dies 100 prozentig eindeutig ein Nicolas Cage Film ist (wie etwa Prisoners of Ghostland es war) und kein Film mit Nicolas Cage (wie zuletzt The Old Way). Er wird hier von der Leine gelassen und macht jede einzelne Szene zu seiner eigenen. Dabei zuckt er nicht ständig völlig aus, es wirkt viel mehr als würde die berühmte „Cage-Rage“ in seinem Körper toben und immer wieder nach außen durchbrechen. Die roten Haare seiner Figur waren übrigens laut Regisseur seine Idee, er ist einfach so zu Drehbeginn aufs Set gekommen.

Man weiß auch von der Intentionen nie genau, ob der Kerl hier einfach nur irre ist, oder klar einen Plan verfolgt. Eindeutig ist nur, dass er zwar selektiv vorgeht, jedoch Nichts zu verlieren hat und zu so gut wie allen Dingen fähig ist. Dass man daran zweifelt, ob er nun wirklich den richtigen Mann entführt hat, darauf hat das Spiel von „Opfer“ Joel Kinnaman (Run All Night) einen starken Einfluss. Überhaupt liefert seine Figur einen perfekten Gegenpol zu dem ausufernden Schauspiel von Cage.

Ruhig, geerdet, beobachtend, doch nicht ohne aufkeimende Verzweiflung. Während bei ihm stellenweise die Abgründe sichtbar werden, scheint bei Cage im Laufe der Handlung immer wieder seine menschliche Seite unter dem Wahnsinn hervor. Man könnte es durchaus als Kammerspiel bezeichnen, was sich in diesem Auto abspielt, sozusagen eine „Ein-Mann-Show“, jedoch mit einem essentiellen Gegenpart, für die ambivalent spannende Dynamik.

Was ich Filmen mit schlecht geschriebenen und/oder unsympathischen Charakteren immer wieder gerne vorwerfe (weil ich es unheimlich wichtig finde), ist dass Niemand dabei ist, um den man Angst hat, mit dem man mitfühlt und sich am Ende identifizieren kann. Genau das könnte hier für einige Zuseher zum Problem werden, denn es wird mit fortschreitender Story immer klarer, dass man Sympathy for the Devil, hier mit „Sympathie für die Teufel“ übersetzen muss, da es mehr als einen gibt.

Somit könnte sich das Ende durchaus unbefriedigend anfühlen, ich argumentiere nicht dagegen, wenn das Jemand so empfindet, für mich hat es aber sehr gut gepasst, ist stimmig und bitterböse grimmig, wie das Leben eben immer wieder auch mal sein kann. Neben den großartigen Schauspielern überzeugt dann vor allem die Cinematographie, mit den langen Autofahrten in eine schier endlose Nacht hinein und dem gelb-bunten Farben des Lokals, in dem die Sache extrem eskaliert.

In Summe also ein Fest für Cage-Fans aber auch für Freunde von Thrillern mit Figuren, die nicht schwarz oder weiß sind, man Teile ihrer Taten nachvollziehen kann, bei anderen sich wiederum möglichst weit von ihnen distanzieren will. Dass dies alles nie zur überspitzten Satire wird – trotz der gewissen „Falling Down“ (ja, ich meine den Michael Douglas Film), fuck the system Schwingungen – die man in direkter Form nicht ernst nehmen könnte, ist ebenfalls eine kleines Kunststück, dass die Darsteller und die Regie in symbiotischer Form auf die Beine gestellt haben.

„Sympathy for the Devil“ bekommt von mir 8/10 ab jetzt nur mehr den Bus ins Krankenhaus nehmende Empfehlungspunkte.


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