Smile (Filmkritik)

Rose (Sosie Bacon) hat viel zu tun. Sie arbeitet als Psychologin und sie nimmt ihren Job richtig ernst. Aktuell bringt man ihr eine Notfallpatientin, denn diese scheint hysterisch zu sein, Wahnvorstellungen zu haben und ein Suizid wird für möglich gehalten. Die junge Frau behauptet, dass sie von „etwas“ verfolgt wird und dieses „etwas“ nimmt die Gestalt von Menschen an. Manchmal Menschen, die sie kennt. Manchmal Fremde. Und immer grinsen ihr diese völlig bösartig zu. Rose glaubt ihr nicht – die Frau nimmt sich vor ihren Augen das Leben.

Und dann beginnt Rose, es auch zu sehen. Und es wird immer schlimmer. Dazu kommt, dass Rose als Kind gesehen hat, wie ihre Mutter sich das Leben genommen hat. Was dazu führt, dass alle denken, sie hätte psychische Probleme und würde langsam, aber sicher, durchdrehen …

Wenn sich die Beschreibung oben liest wie gefühlt jeder zweite Horrorfilm, dann liest sich das genauso wie der Film auch ist. Der Hype um „Smile“ ist mir nach Ansicht des Films zu 100% unverständlich. Es gibt an bzw. in diesem Film nichts, absolut nichts, was nur im Ansatz neu ist und auch nichts, absolut nichts, was ihn über absoluten Durchschnitt hebt. Das heißt jetzt nicht, dass es ein schlechter Film ist, aber es ist – in meinen Augen – ein absolut durchschnittlicher Film.

Parker Finn hat vor einiger Zeit einen 11-minütigen Kurzfilm gemacht, und dieser Film wurde auf knappe 100 Minuten aufgeblasen und das hier ist das Ergebnis. Und es folgt allen Formeln und Mustern, die man erwartet. Jemand hat ein traumatisierendes Erlebnis und der Grund ist eine übernatürliche Macht. Niemand glaubt dieser Person, also ist sie auf sich allein gestellt und versucht herauszufinden, was mit ihr los ist und was passiert. Das macht sie durch eine Google-Suche und ihren Ex bei der Polizei. Der ihr hilft, bestimmte Hinweise zu verfolgen. Die Spur führt zurück und – tada: Es wird jemand gefunden, der überlebt hat. Es gibt ein Treffen. Die Person erfährt, wie die andere Person es geschafft hat, zu überleben und dreht durch, als sie bemerkt, dass die Besucherin dieses „etwas“ mitgenommen hat. Und am Ende … nun, ihr wisst alle, wie das ausgeht.

Tja. Das ist der Film. Dreht und wendet es, wie ihr wollt. Schon viel zu oft gesehen, dieses Muster.

Vielleicht bin ich ja in dem Alter, wo auffällt, dass ich schon so viele Horrorfilme gesehen habe, dass ich es müde bin, die immer gleichen Muster zu sehen, egal wie gut sie gemacht sind.

Parker Finn hat ein paar coole Kameraeinstellungen und auch ein paar gute Kamerafahrten gemacht und ein paar „Tipps“, die in den Hintergründen des Films versteckt sind, sind ganz nett, wenn man sie bemerkt („Last Chance“ steht auf einem Brief, den Rose bekommt oder auch die vielen Grinser, die im Hintergrund eingebaut wurden). Aber alles in allem kann ich nur dabei bleiben: Dutzendware.

Es gibt ein paar gruselige Szenen, die leider alle in Jump Scares gelöst werden, was auch funktioniert, für mich allerdings eher immer ein Zeichen ist, dass Regisseure der Wirkung ihres Werkes nicht vertrauen. Die Atomsphäre wäre nämlich teilweise richtig unheimlich und zum Schneiden dick, wenn sie nicht dann von einem Jump Scare wieder auf den Boden zurückgeholt werden würde.

Die unheimlichste und bedrückendste Szene ist sicherlich als Rose zur Geburtstagsfeier ihres Neffen kommt und dieser sein Geschenk auspackt. Das war heftig. Auch die Reaktion von Rose auf die ganze Sache war mitreissend. Generell ist das Schauspiel im Film überhaupt sehr gut.

Sosie Bacon („Tote Mädchen Lügen Nicht„) ist ja die Tochter von Kevin Bacon („Guardians Of The Galaxy Holiday Special„) und Kyra Sedgwick („10 Days In The Valley„), da liegt gutes Schauspiel ja wohl in ihren Genen. Sie ist ein guter Grund, warum der Film funktioniert, denn sie ist keine klassische Hollywood-Schönheit, sondern eine Frau aus dem Leben. Das funktioniert tatsächlich gut. Viel besser fand ich allerdings Caitlin Stacey („Tomorrow, When The War Began“ oder „I, Frankenstein„), welche die erste Patientin von Rose spielt. Von dieser hängt nämlich ab, ob man den restlichen Film Angst vor dem Grinsen und seinen Folgen hat und tja, was soll ich sagen: Die paar Minuten, die sie im Film ist, ist sie richtig, richtig gut.

Schade nur, dass der Film folgenden Film nur alle üblichen Muster und Themen abhakt und sich absolut nichts Eigenes traut. Was ich jedoch noch anfügen muss: Es ist bei allem Durchschnitt eine weit bessere Version dieser Story als die von „Truth Or Dare„, der sich ja auch der unheimlichen Optik von überzogenen Grinsern bedient (auch wenn diese digital erweitert wurde, was hier nicht der Fall ist).

„Smile“ bekommt von mir 6 von 10 möglichen, berechenbare und sich leider nicht auf seine Atmosphäre verlassende, Punkte.


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