Archenemy (Filmkritik)

Max Fist (Joe Manganiello) ist ein Superheld aus einer anderen Dimension, der bei einer Rettungsaktion auf unserer Erde gelandet ist. Hier hat er keine Kräfte und fristet sein Dasein als Obdachloser. Seine Geschichte erzählt der ständig betrunkene Max dabei jedem Menschen, der sie hören möchte. Aktuell gerade Jung-Reporter Hamster (Skylan Brooks), der die große Story wittert und ihn während seines Alltages begleitet.

Als Indigo (Zolee Griggs) – die Schwester von Hamster – Probleme mit dem örtlichen Gangsterboss bekommt und die beiden dadurch in Gefahr kommen, kann Max (auch ohne Kräfte) endlich beweisen, was für ein Held noch in ihm steckt. Oder ist er einfach nur ein geistig kranker Mann, dem sein Geist immer wieder Streiche spielt und für die beiden jungen Menschen gibt es keine Hilfe?

Regisseur und Drehbuchautor Adam Egypt Mortimer (Some Kind of Hate) hat in einem Interview erklärt, dass dies der zweite Teil in seiner „Vortex-Trilogie“ ist, da „Der Killer in Mir“ im selben Universum spielt und ein dritter Teil geplant ist, in dem Figuren aus beiden Filmen aufeinander treffen. Archenemy will dabei offensichtlich eine Dekonstruktion klassischer Superhelden-Abenteuer sein.

Dabei nutzt Mortimer gleich die Tatsache, dass er nur ein geringes Budget zur Verfügung hatte und zeigt die Kräfte von Max nur in Rückblicken und Überblendungen im Zeichentrick-Stil. Das gibt der gesamten Atmosphäre eine gewisse „abgespacte“ Zusatzebene, alles wirkt irgendwie nicht von dieser Welt, etwas deplatziert oder einfach seltsam überdreht.

Hinzu kommt die rohe, kinetische Energie, die vor allem wenn Max zu sehen ist, eindeutig spürbar ist. Diese Stilmittel kombiniert und getragen von der „Alles oder Nichts“ Performance von Hauptdarsteller und Produzent Joe Manganiello (Sabotage, Rampage oder aktuell Deathstroke in Zack Synders Justice League), sind die großen Pluspunkte in einem Abenteuer, dass einige Phasen hat, in denen es nur dahin plätschert.

Auch ein „Anti-Superhelden“ Film muss das selbe machen, wie das Material auf das er sich bezieht und das bedeutet, er sollte durchgehend gut unterhalten. Die anfänglichen Überlegungen, ob Max nun wirklich Kräfte hatte oder nur verrückt ist, hat man als Zuseher bald hinter sich gelassen denn irgendwie wird klar, dass in jedem Fall alles auf eine gewisse Eskalation am Ende hinauslaufen wird.

Dass es – Kräfte hin oder her – kein Bombast-Finale geben wird, ist von der Story und dem Budget her, ebenso klar. Wie das Finale dann gestaltet ist, ist dennoch etwas antiklimatisch. Aufgeworfene Fragen wie „ist der Held vielleicht gar nicht so gut, oder vom Volk unerwünscht oder gar der Böse in der Geschichte“ sind nicht neu und sind in einem Film wie diesem ja fast ein muss und regen daher nicht zum Nachdenken oder Diskutieren an.

Joe Manganiello wie gesagt ist dafür eine destruktive Naturgewalt als Max und dabei rede ich rein von seiner Ausstrahlung und seinen Emotionen. Seine Action-Momente in der zweiten Hälfte des Filmes, sind explosiv und er meistert sie wie ein wildes Tier, dass um sich schießt und schlägt und irgendwie immer wieder aufsteht. Der restliche junge Cast wirkt im Vergleich zu ihm angenehm unverbraucht und frisch und die machen ihre Sache ebenso recht ordentlich (auch wenn keiner an ihn heran kommt).

Insgesamt daher für mich ein Film mit netten optischen Spielereien, einer starken Grundstimmung und einer mitreißenden Performance des Protagonisten. Diese Versatzstücke in einem Film mit spannenderer Handlung, in dem mehr passiert was mein Interesse weckt, hätten ein richtig starkes Abenteuer ergeben (ganz unabhängig davon, dass ich als Superhelden-Freund keinen „Anti-Film“ benötige). So bleibt dies aber ein Erlebnis mit sehr guten Teilen, gemixt zu einem mittelmäßigen Ganzen.

„Archenemy“ bekommt von mir 6/10 den Feind in sich und auch überall sonst findende Empfehlungspunkte.


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