The Shape Of Water – Das Flüstern des Wassers (Filmkritik)

Elisa Esposito (Sally Hawkins) kann nicht sprechen. Sie lebt allein, kommuniziert über Gebärdensprache mit ihrem Nachbarn Giles (Richard Jenkins) und ihrer Arbeitskollegin Zelda (Octavia Spencer). Der Job als Putzfrau in einem Forschungslabor in den 60iger Jahren ist zwar nicht der Tollste, aber immerhin kann sie sich davon über Wasser halten.

Als Agent Strickland (Michael Shannon) eine Kreatur in die Forschungsanlage bringt, um an ihr Experimente durchführen zu können, entwickelt Elisa allerdings zuerst einen Beschützerinstink und später sogar echte Zuneigung. Der Kreatur (Doug Jones) scheint es ebenfalls so zu gehen.

Ein kühner Plan wird gefasst und Dr. Hofstetler (Michael Stuhlbarg) könnte sich – aus mysteriösen Gründen als Helfer erweisen …

Um es gleich vorweg zu sagen: „The Shape Of Water“ hat mich auf mehreren Ebenen enttäuscht. Das kommt vor und wenn ein Film solch einen Hype bekommt, dann ist es üblicherweise so, dass man aus dem Saal kommt und sich fragt, was jetzt alle anderen an dem Film gefunden haben. Wobei das in diesem Fall primär die Kritiker waren, die sich ja fast überschlagen haben vor Euphorie und weniger die Besucher (guckt mal auf der IMDB …).

Meine Enttäuschung kam allerdings weniger vom Hype (bei Oscar-Filmen senke ich meine Erwartungshaltung automatisch – deshalb hat mir auch „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ so gut gefallen -, aber in diesem Fall geht es um Guilermo „Hellboy“ Del Toro. Und von dem bin ich einfach viel, viel Besseres gewohnt.

„The Shape Of Water“ wird als Märchen für Erwachsene verkauft, aber dafür ist er meines Erachtens zu zahm und hat zu wenig Biss. Die Liebesgeschichte zwischen dem Fischmann und Elisa ist wirklich nett anzusehen und es wird der Entwicklung auch wirklich Raum gegeben, aber dafür krankt das Drehbuch an extrem viel anderen Stellen. Und das bin ich bei del Toro einfach nicht gewohnt.

Da rollt ein Ei vor die Füsse des „bösen Strickland“ und der guckt es sich näher und verwundert an, nur um es dann zu vergessen. Da sieht ein Doktor immer wieder, was Elisa macht – aber nur er und alle anderen im Raum merken weder seine markanten(!) überraschten Blicke noch die anderen Hinweise. Da läuft eine Kreatur wie aus einen Monsterfilm in einen Kinosaal – in dem niemand sitzt und steht seelenruhig herum, während es noch vor ein paar Minuten dringend Wasser gebraucht hätte, um nicht zu sterben. Der Ehemann von Zelda, der einfach eingeführt wird, weil er halt den Plot zu einem wichtigen Moment in Richtung Finale steuern muss. Und so geht das dahin.

Das Tragische ist, dass mir diese Sachen bereits während dem Film aufgefallen sind. Ich habe sie zwar als „Ist mir jetzt egal“ abgehakt, aber dennoch hat es einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Vor allem, da ich wirklich von del Toro viel Besseres gewohnt bin. Man mag von seinen Filmen halten was man will, aber solche Peinlichkeiten wären bei „Pan’s Labyrinth„, „The Devils’s Backbone“ oder sogar „Crimson Peak“ nicht passiert.

Ich glaube ja, dass der Oscar deshalb an den Film und den Regisseur ging, weil die Academy bemerkt hat, dass sie das bei dem eben erwähnten „Pan’s Labyrinth“ versäumt hat und das halt mit dem aktuellen Film nachholen musste. Man verstehe mich jetzt nicht falsch: Wenn man über die Mängel an Logik hinwegsehen kann, dann ist „The Shape of Water“ ein feiner Film. Die Kameraarbeit ist super, der Look des Films (in Meeresgrün gehalten) ist fein und mehr als nur einmal kommen – im positiven Sinn – Erinnerungen an „Amelié“ an die Oberfläche. Vor allem beim Stepptanz von Elisa oder in der Beziehung zu Giles.

Auch die SchauspielerInnen sind alle in Bestform. Sally Hawkins spielt Elisa mit vollem Körpereinsatz und ihre Mimik ist grandios. Richard Jenkins liebenswert sondergleichen. Octavia Spencer eine coole Nuss, die man gerne als Freundin hätte. Und Michael Shannon als Bösewicht ist eine Naturgewalt. Der Kerl haut eine schräge Ansage nach der nächsten durch die Gegend ist aber dennoch – erneut: Drehbuch – strunzdumm.

Alles in allem ein Film, der in erster Linie von der Kameraarbeit, der Optik und den SchauspielerInnen lebt. Außerdem weiß ich jetzt endlich wo „Abe“ aus Hellboy herkommt bzw. was seine Verwandten so machen (Falls das jetzt jemand ernst nehmen sollte: Nein, das Wesen in diesem Film hat mit dem Hellboy-Universum nichts zu tun).

Am ehesten ist „The Shape Of Water“ für mich ein „Pacific Rim“ (vom Drehbuch und Guilty-Pleasure-Faktor her) mit grün gefärbter „Hellboy„-Optik.

„The Shape Of Water“ bekommt von mir 6,5 von 10 möglichen, für Del Toro eine Fingerübung darstellende, Punkte.

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