Unlocked (Filmkritik)

Alice (Noomi Rapace) arbeitet für die CIA als Spezialistin für die Befragung von Terroristen, sie hat sich jedoch vor ein paar Jahren nach einem tragischen Ereignis zurück gezogen. Aus aktuellem Anlass und aus Mangel an Alternativen, wird sie jedoch für die Befragung eines Mannes einberufen, der einer der Männer hinter einer möglichen biologischen Attacke auf London sein könnte. Kurz darauf ist der Mann jedoch tot und sie auf der Flucht.

Sie wendet sich an ihren früheren Mentor und Freund Eric (Michael Douglas), doch beide werden angegriffen. Kann sie dem Dieb Jack (Orlando Bloom) trauen, dem sie scheinbar zufällig begegnet ist und der ihr geholfen hat? Ist ihre derzeitige Chefin Emily (Toni Collette) auf ihrer Seite? Während Alice sich auf der Flucht befindet und den Verräter sucht läuft ihr die Zeit davon, denn es gilt gleichzeitig einen Anschlag zu verhindern, der zahlreichen Menschen das Leben kosten könnte.

Alt-Regisseur Michael Apted ist bereits seit 1963 im Filmgeschäft tätig und steuert mittlerweile schon auf seinen 80sten Geburtstag zu. Nell, Blink, Gorillas im Nebel, Enigma, James Bond 007: Die Welt ist nicht genug um nur einige zu nennen, fast jeder Filmfreund wird wohl schon über das eine oder andere seiner Werke gestolpert sein. Warum ich diese Einleitung gewählt habe, hat vor allem einen Grund: ich erkläre, warum sich die Regie hier mit genau einem Wort beschreiben lässt und das lautet routiniert.

Somit gibt es eine klare positive Seite, die sich leicht in Worte fassen lässt. Angenehm unaufgeregt, auch in Action-Momenten nicht hektisch oder verwackelt vom Bild her, ohne offensichtlich technische Fehler und mit Schauspielern, die voll bei der Sache sind. Auf der negativen Seite gibt es keine Überraschungen, kein Alleinstehungs-Merkmal im breiten Thriller-Jungel und die Performances sind zwar für den jeweiligen Charakter genau richtig, man hat alle jedoch schon in zahlreichen besseren Rollen gesehen.

Ich muss aber nicht immer ein „das hab ich jetzt nicht erwartet“ auf den Lippen haben, um ein Erlebnis spannend zu finden. Auch wenn man gewisse Twists schon von weitem sieht – zumindest als erfahrener Zuseher – man begleitet Alice einfach gerne auf ihrer Reise. Da braucht man nicht einmal klar Angst um sie haben oder fürchten, dass es wirklich zu einem Terroranschlag mit massenhaft Toten kommt (das habe ich den Machern auf Grund der Inszenierung einfach nicht zugetraut), es reicht sie cool und sympathisch zu finden und ihr zu wünschen, dass ihr Gerechtigkeit widerfährt.

Neben der bekannten und gut funktionierenden „wem kann ich trauen“ Mechanik, überzeugen vor allem die kurzen und knackigen Schusswechsel und Kämpfe, die eine gewisse Wucht und Effizienz vermitteln. Wer dann zusätzlich noch ohne obligatorische Autoverfolgungsjagd auskommt, dem muss ich sowieso gratulieren. Wegen der höheren Erzählgeschwindigkeit, kommt man dann auch gar nicht so viel zum Nachdenken und es stört nicht weiter, dass abgesehen von Alice, keiner eine gewisse Entwicklung durchläuft.

Noomi Rapace (Rupture) als Alice ist in sich gekehrt und trägt offensichtlich einen gewissen inneren Schmerz mit sich herum, wenn sie dann beginnt mit ihren Befragungs-Methoden oder Gegner beseitigt, bekommt man sehr schön mit, was sonst noch alles in ihr steckt. Sie ist im Prinzip die einzige Person mit der man mitfiebert und das schafft sie mit Leichtigkeit. Orlando Bloom (Zulu) mimt gekonnt einen viel offensiveren Gegenpol zu ihr, wirkt stürmisch, irgendwie doch charmant aber auch sehr unberechenbar.

Mit Michael Douglas (Ant-Man) und John Malkovich (Deepwater Horizon) spielen dann noch zwei Stars mit, die sich hier zwar nicht überanstrengen müssen, es aber trotzdem immer wieder nett ist, sie wieder mal zu sehen. Douglas ist gewohnt redegewandt, mit einer gewissen Arroganz versehen und Malkovich mürrisch und die Leute mit seinen Sprüchen vor dem Kopf stossend, diese Momente gehören dann auch durchaus zu den Highlights im Film. Wenn man schon das Gefühl hat, jemand ist nur wegen dem Geld dabei oder will sich auf seine alten Tage nicht mehr verausgaben, dann bitte so.

Insgesamt daher ein Film, den ich gerne gesehen habe und dabei auch ganz ordentlich unterhalten wurde, der jedoch schnell wieder aus meinem Gedächtnis verschwinden wird. Als Freund der Darsteller und mit der richtigen Erwartungshaltung für einen verregneten Nachmittag, an dem man sonst nichts zu tun hat, kann ich diesen Thriller aber durchaus empfehlen. Ein kleiner Snack zwischendurch, der für kurze Ablenkung sorgt, so etwas hat durchaus auch in filmischer Form seine Daseinsberechtigung.

„Unlocked“ bekommt von mir 6/10 die Verschwörung außerhalb und innerhalb des eigenen Lebens aufdeckende Empfehlungspunkte.

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