Stratton (Filmkritik)

John Stratton (Dominic Cooper) ist der beste Mann der englischen SBS (Special Boat Service) Spezialeinheit. Als er bei seinem aktuellen Auftrag seinen Partner verliert, will er mit seinem Team den Verantwortlichen unbedingt zur Strecke bringen. Durch seine Vorgesetzte Sumner (Connie Nielsen) erfährt er, dass ihr Gegenspieler ein totgeglaubter Mann namens Grigory Barovsky (Thomas Kretschmann) ist.

Dieser Mann ist extrem gefährlich und ist außerdem im Besitz eines Giftes, dass die Bewohner einer ganzen Stadt auslöschen könnte. Es bleibt also keine Zeit für persönliche Rachefeldzüge, das Wohl zahlreicher Menschen steht auf dem Spiel, aber vielleicht lässt sich in diesem Fall ja privates mit der Arbeit besser verbinden, als man zunächst annehmen würde.

Seit seinem Debüt Con Air bis hin zu seinen letzten Filmen – The Mechanic, The Expendables 2 oder Wild Card – habe ich beinahe alle Filme von Regisseur Simon West gesehen. Er war für mich immer ein Garant für mal mehr, mal weniger anspruchsvolle Actionfilme und der Humor kam auch selten zu kurz. Ich habe keine Ahnung was hier passiert ist, aber diese Verfilmung der gleichnamigen Romanserie von Duncan Falconer (der Name ist ein Synonym, da der Mann selbst beim SBS war) ist die schlechteste Arbeit, die ich jemals von West gesehen habe.

Wenn ich am Ende eines Filmes Mitleid mit den an sich guten Schauspielern habe, ist das nie ein gutes Zeichen für die Gefühle, die ich bei der Sichtung erleben durfte. Abgesehen von der Routine, mit der zahlreiche Szenen inszeniert sind, bewegt sich hier alles ganzheitlich auf dem Niveau einer Serie aus dem Fernsehen und zwar keiner sonderlich guten. Beliebigkeit ist das vorherrschende Wort dass mir dazu einfällt und ich habe mich selten so bei Action-Szenen gelangweilt wie hier.

Wobei, so viele gibt es davon gar nicht, die meiste Zeit wird nur viel geredet und versucht, so manchen der Charaktere, mehr Tiefe zu verleihen. Auch nicht gerade spannend, doch wenn man sich das „große Action-Finale“ vor Augen hält, war es vielleicht doch eindeutig der klügere Weg, weniger zu kämpfen und mehr zu quatschen. Dabei sind auch die Schnitte teilweise so schlecht, dass ich aus dem Geschehen geworfen wurde und das Gefühl hatte, dass da eine Szene dazwischen gefehlt hat (von den CGI-Momenten, fange ich lieber gar nicht erst an).

„The enemy has a weapon. So do we.“ Das steht auf dem Poster zum Film und Stratton ist damit gemeint, aber das Problem ist eben, dass er zwar wie ein gut ausgebildeter Soldat wirkt, aber sicherlich nicht wie der beste Mann im Team. Da auf Humor grundsätzlich fast gänzlich verzichtet wird, kann ich all die aufgesetzte Coolness daher leider nur lächerlich finden. Leider ist der Film auch nicht auf diese gewisse Art schlecht, dass ich ihn wieder lustig finde, eher ärgert man sich darüber, dass all die guten Leute vor und hinter der Kamera, nichts Besseres zu Stande gebracht haben.

Die Karriere von Dominic Cooper hat ja einen Boost bekommen, seit er in Captain America erstmals Howard Stark – den Vater von Tony Stark – spielen durfte. Seither sieht man ihn öfters in unterschiedlichen Rollen und er hat dabei das Talent, dass man seine jeweilige Figur nie sofort in eine bestimmte Kategorie einteilen kann. Als Stratton gehört er zu den besten Teilen im Film, er ist souverän, hat auch den einen oder anderen Spruch auf Lager, kann jedoch das Gesamterlebnis nur minimal aufwerten.

Thomas Kretschmann (Agent 47) ist völlig austauschbar als böser Russe, dass der ach so gefährlich sein soll, habe ich zu keinem Zeitpunkt gespürt. Von Tom Felton (A United Kingdom) und Connie Nielsen (Basic) habe ich ebenfalls schon bessere Performances gesehen, aber man muss schon sagen, dass sie abgesehen von vorhersehbaren Handlungen, vom Drehbuch auch nichts zu tun bekommen. Einzig Gemma Chan (Humans) als Partnerin von Stratton und möglichen Love-Interest gelingt es „echte“ Gefühle zu zeigen, so dass ihre Figur nicht egal ist, wie die meisten anderen es leider sind.

Insgesamt daher eine echte Enttäuschung, da man auf Grund des Regisseurs und der Darsteller, ruhig mehr erwarten hätte können, mindestens eben eineinhalb Stunden gute Unterhaltung bzw. Pause vom harten Alltag. Aber gut, jeder hat mal einen Aussetzer, ich hoffe es geht bei West mit seinen nächsten Projekten wieder bergauf, was keine echte Kunst wäre. Und ja: ein billiger Action-Streifen für das Heimkino ist sicherlich mieser als das hier, macht aber eindeutig viel mehr Spass.

„Stratton“ bekommt von mir 3,5/10 alles andere als speziell wirkende Empfehlungspunkte.

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