Best Of Worst Case: Angriff der Lederhosenzombies (Filmkritik)

Steve (Laurie Calvert) ist Snowboardfahrer und ein wirklich guter – so gut, dass er gesponsert wird und für ein paar Filmaufnahmen per Hubschrauber auf einen Berg geflogen wird. Dort oben wartet auch ein Filmteam, aber leider macht sich Steve (wieder einmal) zum Idioten. Freundin Branka (Gabriela Marcinková) findet das allerdings nicht lustig und ein Streit bricht aus.

Was aber egal ist, denn Franz (Karl Fischer) hat Kunstschnee entworfen, der nur leider einen interessierten russischen Investor (Kari Rakkola) in einen Zombie verwandelt. Also fliehen alle in die Aprés-Ski-Hütte von Rita (Margarete Tiesel) und bald, da fliegen wortwörtlich die Fetzen …

Ja, da haben wir einen Film, wie er für mich geschaffen sein müsste: Ein Trashfilm (was sonst mit diesem Titel) und aus Österreich! Noch dazu von einer Linzer Filmfirma produziert – ich war voller Vorfreude. Dann habe ich den Film gesehen. Und bin mir uneins mit mir selbst. Vielleicht war meine Erwartung zu hoch? Oder falsch? Oder … keine Ahnung. Hm. Irgendwas ist jedenfalls schief gegangen.

Fangen wir mal mit den positiven Dingen an: Margarete Tiesel. Ihre Rita ist einfach so 100% echt österreichisch, das tut dem Herzen gut und ist einfach super anzusehen. Die gute Dame lässt sich nicht unterkriegen, hat irgendwie trotz allem immer noch ihren Stolz und selbst wenn Zombies die Hütte überrennen – irgendwie hat man das Gefühl ihr ist das (im positiven Sinne) im Innersten völlig wurscht, denn – was soll’s? Irgendwann isses vorbei und dann können wir uns eh ein Bier aufmachen und spätestens in einem Jahr können wir drüber lachen. Was nicht heißen soll, dass sie nicht absolut auch zu harten Mitteln greift, um zu überleben, aber hey – sie meint es sicher nicht persönlich.

Die Splatter- und Gore-Effekte sind jedensfalls toll gelungen. Die Zombies und vor allem die Zombie … äh, Teile sehen super aus. Mein absolutes Highlight in optischer Hinsicht: Die Zombie-Tiere – die reichen (fast) an die Zombiber aus „Zombeavers“ ran. Aber, wie gesagt: Nur fast. Außerdem erinnern sich mich an die absolut grandios-schlecht-unterhaltsame Rehe-und-Hirschen-greifen-an-Szene aus „Rise Of The Animals“ (wer den noch nicht gesehen hat: Ansehen! Die erste halbe Stunde durchhalten, aber dann!).

Und soweit war es das dann mit den positiven Dingen. Sicher, Karl Fischer als Erfinder ist witzig, genauso wie Kari Rakkola als Russe, aber auch nicht mehr oder weniger als jedes andere Plot-Device. Die Hauptfiguren bleiben trotz versuchter Charaktereigenschaften absolut und völlig austauschbar – auch wenn es zwei hübschen Menschen sind, keine Frage, aber so richtig mitgefiebert habe zumindest ich nicht.

Was ich dem Film aber absolut und überhaupt nicht verzeihen kann – weil es so einfach gewesen wäre und absolut über-drüber großartig – ist der auffallende Mangel an Zombies in Lederhosen! Was da alles gegangen wäre – ach, seufz (Man stelle sich hier einen traurigen Dackelblick vor). Vor allem hätte dieses Augenmerk eine verdammt positive Eigenschaft gehabt: Es hätte dem Film ein Alleinstellungsmerkmal gegeben. So ist es ein Zombiefilm am Berg im Schnee. Hui. Also „Snow Sharks“ nur halt mit Zombies. Der Film könnte (von Rita abgesehen) überall spielen. Schade. Mir ist schon klar, dass man aufgrund der besseren Vermarktbarkeit besser SchauspielerInnen nimmt, die der englischen Sprache mächtig (oder muttersprachlich befähigt) sind, aber auch das nimmt dem Film extrem viel Charme. Dass es auch mit schlechter Grammatik geht und Spaß macht beweist wer? Richtig: Rita!

Was den Schnitt betrifft, der ist teilweise absolut unter jeder Kritik – allerdings behaupte ich an dieser Stelle, dass der Cutter nichts dafür kann, denn das ist Daniel Prochaska. Und der hat bereits Filme wie „Blutgletscher“ (dem man viel vorwerfen kann, aber keinen schlechten Schnitt) oder „Das Finstere Tal“ (visuell und technisch – also auch beim Schnitt – großartig). Ich kann also wohl davon ausgehen, dass er angeheuert wurde, um aus dem Videomaterial einen Film zu schneiden, der kurzweilig ist und Sinn ergibt. Dass dann dennoch Anschlussfehler und schlimme Schnittfolgen vorkommen liegt dann wohl an dem Material mit dem er arbeiten musste.

Dominik Hartl hat hier seinen zweiten Langfilm abgeliefert – der erste lautete auf den Namen „Beautiful Girl“ und basiert auf einem Roman von Gabi Kreslehner. Das es leichter ist etwas zusammenzukürzen und zu straffen, was man nicht selbst erdacht hat, mag vielleicht ein Grund sein, dass sein zweiter Film nicht so grandios ist, wie er sein könnte. Vielleicht liegt es auch am Genre, denn Splatter/Gore-Fun-Filme funktionieren eben anders und auch wenn „die Formel“ reicht um unterhaltsam zu sein – ich kann mir kaum vorstellen, dass „Angriff der Lederhosen-Zombies“ in zwei, drei Jahren noch jemand kennen wird. Das ist schade, denn die Idee hätte so richtig Potential gehabt.

Ich glaube, wir haben hier einen Film vor uns der in der deutschen Version tatsächlich ein ganzes Stück besser ist (was am Schnittproblem aber nichts ändern wird).

„Angriff der Lederhosen-Zombies“ bekommt 6 von 10 möglichen, einer der Punkte ist für Rita (und ein weiterer für die Produktion aus Österreich, wem das egal ist: zieht einen Punkt ab), Punkte.

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