Rupture – Überwinde deine Ängste (Filmkritik)

Renee (Noomi Rapace) führt ein ganz normales, langweiliges Leben. Nachdem sie ihren Sohn über das Wochenende zu ihrem Ex-Mann gebracht hat, hat sie mit ihrem Auto eine Reifenpanne. Sie steigt aus und wird gleich von mehreren Menschen entführt. Eine endlos lang erscheinende Autofahrt später, wird sie in ein sehr spezielles Gebäude gebracht und an ein Bett gefesselt.

Sie wird untersucht und ein Mann (Michael Chiklis) stellt ihr Fragen über ihre Gesundheit, Krankheiten und Allergien. Wer sind diese Leute und was wollen sie? Dass es sich hierbei offensichtlich nicht um eine normale Entführung handelt, erfährt Renee bald am eigenen Leib. Die Leute hier wissen nämlich was ihre größte Angst ist und sie wird sich ihr stellen müssen, auch wenn es ihr das Leben kosten sollte.

Steven Shainberg ist was die Auswahl seiner Projekte betrifft, scheinbar sehr wählerisch. Ich kenne von ihm nur „Secretary“ aus dem Jahr 2002, der seine Sado-Maso Thematik, sehr erfrischend präsentiert hat. 2006 folgte „Fur“ und nun zehn Jahre später, meldet er sich in seiner Dreifach-Funktion als Produzent, Drehbuchautor und Regisseur zurück. Wie zu erwarten war, ist das Ergebnis auch hier sicher keines geworden, dass auf dem breiten Markt großen Anklang finden wird bzw. leicht zugänglich ist.

Dass man „ein neuer Mensch“ ist, wenn man seine größte Angst überwindet, das würden sicherlich einige Leute so unterschreiben. Grundsätzlich ist es gut sich der Furcht zu stellen, sonst holen dich gewisse Dinge genau dann ein, wenn du es nicht erwartest. Auch mit dieser Aussage wird man allgemein auf breite Zustimmung stossen. Was wäre aber, wenn die Verwandlung nach der Selbstüberwindung nicht nur psychisch, sondern auch physisch stattfinden würde und das auch noch in einer viel stärkeren Form?

Der rötlich/gelbe Farbton, die klinische Sauberkeit, Türschlösser wie in einem Hochsicherheitsgefängnis. Geld verlangen die Leute scheinbar keines für sie, also was wollen die von ihr? Experimente machen? Sind das kranke oder verrückte Psychopathen? Genau wie die Protagonistin wird man zunächst im Dunklen gelassen über die Beweggründe ihrer Peiniger. Deren konzentriertes Auftreten, ihre seltsame Art Renee´s Haut zu fühlen, die Fragen zu ihrer Person, die eigenartigen Injektionen, die gesamte Atmosphäre wirkt andersartig und bedrohlich.

Als dann die wahren Hintergründe offenbart werden, kippt der Film vom Thriller klar hinüber in den Sci-Fi Bereich. Wie dann der titelspendende „Ausbruch“ aus der alten Natur aussieht ist erstens vom Effekt her nicht ganz überzeugend, zweitens von der Idee her grenzwertig umgesetzt. Wer bis zu diesem Zeitpunkt ins Geschehen involviert ist, der wird das Gezeigte zwar übertrieben, aber im besten Fall faszinierend finden. Alle anderen können fast nur den Kopf schütteln und die Sache lächerlich finden. Außerdem gefällt mir der Zeitpunkt des Endes nicht, da hätte ich noch gerne mehr gesehen.

Noomi Rapace (Dead Man Down) als Renee ist genau die Art von „normaler“ Heldin, mit der man mitfiebert. Sie hat ihre Ängste und Probleme im Alltag, als sie aber mit einer Extremsituation konfrontiert wird, erwacht ihre kämpferische Ader und sie lässt trotz temporärer Verzweiflung nicht locker. Michael Chiklis (Gotham) wirkt von ihren Entführern am Bedrohlichsten, mit seiner stoischen, getrieben wirkenden Art und seiner Hoffnung, schnell Resultate erzielen zu können.

Kerry Bishe (Grand Piano) ist da auf eine ganz andere Art unheimlich, diese „wir könnten Freundinnen sein wenn du brav mitspielst“ Mentalität, ist unangenehmer als so manche Aggressivität es wäre. Peter Stormare (Constantine) schließlich ist der Mann im Hintergrund, der Beobachter, der erst kurz vor dem Finale in Erscheinung tritt, zwar nicht viel zu tun bekommt, seiner ambivalenten Spielweise in diesen kurzen Momenten aber freien Lauf lässt.

Insgesamt daher ein Film, der im Thriller-Genre beginnt, damit einiges an Spannung aufbaut, um dann immer weiter in den übernatürlichen Bereich abzudriften. Das kann nun Menschen, die gerne philosophieren über das menschliche Potential, zu heißen Diskussionen anregen, andere wiederum werden sich wohl „so ein Blödsinn“ denken. Die Settings, die Grundstimmung und die Darsteller sind jedenfalls gelungen bzw. überzeugend und ein Film der spaltet, muss ja nicht automatisch schlecht sein. Wer übrigens Spinnen nicht mag: viel Spass beim ersten Auftritt der Giftspinne, der ist für Leute mit Phobie sicherlich tödlich.

„Rupture“ bekommt von mir 6/10 sich am Ende um den großen Ausbruch irgendwie betrogen fühlende Empfehlungspunkte.

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