Standoff (Filmkritik)

Seit dem Tod ihrer Eltern, versteckt sich ein junges Mädchen namens Bird (Ella Ballentine), hinter dem Fotoapparat ihres Vaters. Ständig hat sie die Kamera um den Hals hängen, sieht die Welt durch die Linse und macht damit ihre Bilder. Als sie das Grab ihrer Eltern besucht, beobachtet und filmt sie Profikiller Sade (Laurence Fishburne), wie er drei Menschen tötet und deren Leichen beseitigt.

Als ihr Stiefonkel nach ihr sucht, bringt er diesen ebenso um und entdeckt auch Bird. Die kann gerade noch zu Fuß flüchten und landet schließlich vor der Türe des ziemlich heruntergekommenen und abgelegenen Hauses von Exsoldat Carter (Thomas Jane). Dieser öffnet für sie und bekommt dafür prompt eine Kugel in den Fuß. Doch auch er kann Schütze Sade verletzen und verschanzt sich mit dem Mädchen im ersten Stock. Wer von den beiden wird am Ende den längeren Atem haben?

Standoff Ella Ballentine

In seinem Regiedebüt verfilmt Regisseur und Drehbuchautor Adam Alleca (The Last House on the Left), seine selbst geschriebene Geschichte. Gedreht wurde das Kammerspiel-artige Szenario in Kanada, wo sich die Handlung rund um die drei Hauptfiguren, größtenteils ohne Störungen von außen, nur in einem Gebäude abspielt. Mit Jane und Fishburne sind zwei erfahrene Schauspieler mit an Bord, die zwar beide schon bessere Zeiten in ihren Karrieren erlebt haben, doch hier auch als Produzenten agieren und nicht zuletzt deswegen wohl auch voll bei der Sache sind.

Das Geschehen spielt sich also fast ausschließlich in einem desolaten Häuschen ab, wobei der Kampf zwischen den beiden Männern, sich mit der Zeit immer mehr zum Psychospielchen entwickelt. Während der verletzte Carter sich im ersten Stock befindet, ein Gewehr, plus das Mädchen und den Film ihrer Kamera bei sich hat, ist der ebenfalls verwundete Sade im Erdgeschoss. Anschleichen kann er sich nicht wegen den Scherben auf den Stiegen, es gibt auch scheinbar nur einen Weg nach oben. Das Haus niederbrennen? Nein, die Feuerwehr könnte den Film finden und die Fotos danach auswerten.

Aber er kann die Sachen von Carter durchwühlen und ihn mit den Dämonen seiner Vergangenheit konfrontieren, während dieser Sade mit konkreten Fragen provoziert. Während das Katz und Maus Spiel im vollen Gange ist, was dem Zuschauer einigen Raum dafür lässt nachzudenken, was man selbst in einer solchen Situation anders bzw. besser machen würde, freunden sich der depressive Soldat und das schüchterne Mädchen an. Die Lebensgeister kehren in ihn langsam und zunächst auch nur widerwillig zurück und es wird klar, dass er Bird mit all seiner Kraft verteidigen wird.

Dieses Szenario bleibt dank der stimmigen Inszenierung und den tollen Stars durchgehend spannend, man darf sowohl Weinen als auch Lachen und bekommt ein mulmiges Gefühl, wenn Sade seiner (natürlich nur aus taktischen Gründen eingesetzten) brutalen Ader freien Lauf lässt. Neben der auch nicht völlig von der Hand zu weisenden Faszination für den wortgewandten Bösewicht, ist es dann vor allem die Ersatzvater/Ersatzkind Beziehung von Carter und Bird, die das Herz des Filmes bildet und ein Bangen um deren Sicherheit, zur Selbstverständlichkeit macht.

Laurence Fishburne (Event Horizon) als Antagonist geht in seiner „Killer-Performance“ ziemlich aus sich heraus, redet auf seinen Kontrahenten in niederquasselnder Form ein und dreht seine eigene Story genau so hin, wie er sie gerade braucht. Dabei geht die Gefahr klar von seiner Unberechenbarkeit aus, denn auch wenn er angeschlagen ist, wie ein echter Profi wirkt er nicht durchgehend, dafür hat er einfach zuviel Spaß bei der Sache und bringt sichtlich eine Menge Emotionen ins Spiel.

Thomas Jane (Red Machine) geht seinen Part um einiges subtiler an, wobei man ihm beide Teile seiner Persönlichkeit – den fertigen Typen und den zähen Kämpfer – ohne Zweifel abkauft. Eine echte Entdeckung ist die erst 14-jährige Kanadierin Ella Ballentine (The Captive), die bereits für ihre Theater-Rollen, einige Nominierungen als beste Darstellerin bekommen hat. Als Bird, die seit dem Tod ihrer Eltern hinter ihrer Kamera Schutz sucht, den Menschen eher abwehrend gegenüber steht und ihren Platz in der Welt noch nicht gefunden hat, ist sie einfach authentisch und glaubwürdig und braucht sich vor ihren routinierten Kollegen, zu keiner Sekunde verstecken.

Insgesamt daher wieder mal ein kleiner aber dennoch feiner Thriller, der zwar sicherlich leicht angreifbar ist – ich finde einfach wo und vor allem wie Carter Wache bzw. Sade in Schach hält, das kann man eigentlich als sein Feind gar nicht nicht ausnutzen – doch dank der spannenden Atmosphäre und einem starken Hauptdarsteller-Trio, überwiegen eindeutig die positiven Aspekte. Jane und Fishburne haben scheinbar ihre Tiefs überwunden und was Ballentine betrifft, bin ich gespannt welche Rollen sie annimmt, wenn sie erwachsen ist.

„Standoff“ bekommt von mir 7/10 sich gegenseitig, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise, das Leben rettende Empfehlungspunkte.

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