Max Denbigh (Andrew Scott), der neue Leiter des Centre for National Security, hat so seine Zweifel in Punkto der Relevanz des MI6 – und an der des besten Mannes des Doppel-Null-Programms: James Bond (Daniel Craig). Durch eine Videobotschaft der verstorbenen M kommt dieser der Geheimorganisation „Spectre“ auf die Spur . Bond bittet Moneypenny (Naomie Harris) und das Technik-Ass Q (Ben Wishaw), ihm dabei zu helfen, die Ärztin Madeleine Swann (Léa Seydoux) zu finden, denn nur sie hat entscheidenden Informationen, die den mysteriösen Mann, der an Spectres Spitze steht dingfest zu machen…
Nachdem „Skyfall“ 2012 in die Kinos kam und über 1,1 Milliarden einspielte, war es sowieso klar, dass Bond wieder kommen würde. Nun kommt der Geheimagent schon zum 24. Mal in die Kinos weltweit und versucht erneut, einen Bösewicht zu stoppen.
Obwohl ich durchaus zugeben muss, dass „Spectre“ ein optisches Schmankerl ist, kann ich nicht nachvollziehen, warum dieser Film geschätzte 300 (!) Millionen Dollar kostete, was ihn zu einem der teuersten Filme aller Zeiten macht. Der Vorgänger „Skyfall“ mit 100 Millionen Dollar weniger Budget sieht eigentlich genauso gut aus. Schon klar, viele Schauplätze bedeuten höhere Kosten, aber hier habe ich schon „günstigere“ Filme gesehen, die optisch gerade so gut aussahen. Anscheinend waren die Köpfe bei Sony über die explodierenden Kosten nicht gerade begeistert.
Genial geht es gleich los mit einem fantastischen Tracking-Shot, bei dem die Kamera ohne sichtbare Cuts Bond bei einer Mission folgt. Beim mexikanischen „Dia de Muertos“ verfolgt man als Zuseher wie Bond einen Bösewicht erst in die Luft sprengen will und ihn nachher durch die Menschenmassen verfolgt. Prächtige Farben, tausende Statisten, Explosionen, einstürzende Häuse und ein Todeskampf in einem Hubschrauber saugten mich förmlich ins Geschehen und ließen mich von der ersten Minute an mitfiebern. Kameramann Hoyte van Hoytema machte hier einen fantastischen Job.
Regisseur Sam Mendes (Jarhead), der schon bei „Skyfall“ Regie führte, blieb hier bei alt bewährtem und ging keine großen Risiken ein. Nach dem Motto Bigger, Better, More finden sich in „Spectre“ zahlreiche Actionszenen, wenngleich qualitativ keine der Eröffnungsszene das Wasser reichen kann.
Es ist kaum zu glauben, dass Anfangs kaum einer Daniel Craig (Verblendung) als Bond sehen wollte. Inzwischen verkörpert er den Spion wie kaum ein anderer, indem er ihm etwas Reales verlieh. Es wurden verwundbare Seiten von Bond gezeigt und dass die Geschehnisse der Filme nicht spurlos an ihm vorüber gingen. Der Schauspieler hat ja groß geredet, dies würde sein letzter Bond-Film sein, aber inzwischen scheint es so als ob er, sollte die Kohle passen, noch einmal diese Rolle spielen würde. Bei „Spectre“ fungierte er übrigens auch als Produzent.
Ein großer Kritikpunkt für mich ist der Aufbau des Bösewichts und ein damit einher gehender Mangel an Handlung. So gut Christoph Waltz (Big Eyes) seine Sache auch machte, die Begründung von Blofeld, warum er es dermaßen auf Bond abgesehen hat, ist mehr als dürftig. SPOILER Mein Papi hatte dich lieber als mich, darum hab ich ihn umgebracht, meinen Tod vorgetäuscht und mache dir seither das Leben schwer – WTF SPOILER ENDE. Schon klar, der Kerl kommt aus der literarischen Vorlage, aber dennoch hätte man sich da ein bisschen mehr einfallen lassen können.
Léa Seydoux (MI4) als Madeleine Swann ist sofort sympathisch und definitiv eines der besseren Bond Girls. Im Gegensatz zu manchen anderen dieser Bond Girls landet sie nicht nach 5 Sekunden Screen-Time mit ihm in Bett. Sie hat ihre eigene Meinung, die sie auch lautstark kund tut. Angeblich kann sie allerhand Selbstverteidigungs-Techniken, wovon man allerdings nie viel sieht. Sie wirkt eher wie eine Damsell in Distress, die sich retten lassen muss. Was ich allerdings schwerst unrealistisch finde, ist, dass sie sich innerhalb kürzester Zeit in Bond verliebt SPOILER und ihm am Ende auch noch allen Ernstes ihr Liebe erklärt (noch dazu während Bond gefoltert wird) SPOILER ENDE
Monica Belucci (Shoot’Em Up) hier überhaupt als Bondgirl zu bezeichnen ist bei geschätzten 5 Minuten Screentime fast schon Luxus. Die Italiener ist mit einem Alter von 50 Jahren übrigens das älteste Bondgirl aller Zeiten.
Andrew Scott (Sherlock) spielt den C, den neuen Leiter des Centre for National Security, der es sich zum Ziel gemacht hat, das Doppel-Null Programm abzuschaffen und stattdessen ein Computerprogramm zur totalen Überwachung genehmigt zu bekommen. Dieser Teil der Story ist so gähnend langweilig, aber leider notwendig, damit man Bond von A nach B schicken kann, was nichts an dem Fakt ändert, dass diese Storyline den Schwung aus dem restlichen Film nimmt.
Während dem seeeehr langen Intro läuft der neue Bond-Song – „Writing’s on the Wall“ von Sam Smith. Normalerweise habe ich mit Bonds kein Problem (nicht rühmliche Ausnahme „Die Another Day“ von Madonna), aber diese Ballade (?) funktionierte für mich nicht in Verbindung mit diesem Film.
Fazit: „Spectre“ ist ein guter Action-Film mit einigen Schwächen. Nichts desto trotz wird man sehr gut unterhalten, sofern man keine allzu hohen Ansprüche hat.
Dieser Film bekommt von mir 8/10 streng geheimen Punkten