We Are Still Here (Filmkritik)

Irgendwo im tiefsten Hinterland von New England ziehen Paul (Andrew Sensenig) und Anna (Barbara Crampton) in ein neues Haus ein. Sie fliehen vor ihrer Vergangenheit, vor ihrer Trauer – vor dem Tod ihres Sohnes. Es dauert nicht lange, da bemerkt Anna, dass etwas im Haus nicht stimmt. Eine Präsenz, welche sich nur indirekt manifestiert und langsam an Anna’s Nerven nagt, durchdringt das Haus. Auch die neuen Nachbarn sind ein wenig seltsam.

Irgendwann beschließt Anna ein befreundetes Pärchen einzuladen: May und Jacob Lewis, die beide Seancen halten und parapsychologische Medien sind. Aber der Schuss geht nach hinten los. Langsam aber sicher läuft die Sache aus dem Ruder …

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„We Are Still Here“ ist ein sehr interessanter Film. Er beginnt wie ein klassischer alter Horrorfilm: Das bedeutet: Lange und ruhige Aufnahmen. Kleine Vorkommnisse, die seltsam sind und immer größer werden. Nachbarn die nett wirken, aber sehr komische, kryptische und eher grausame Sachen erzählen. Bewohner der Stadt, welche alle auf einen Schlag verstummen, wenn Paul und Anna das Lokal betreten. Die üblichen Zutaten eben.

Irgendwann im Film fällt die Aussage „Dieses Haus braucht eine Familie“ und damit ist eigentlich so gut wie alles klar, was den restlichen Film betrifft. Bei der ersten Erwähnung noch positiv aufzufassen, weil der neue Nachbar damit sagen will, dass es gut ist, dass endlich wieder Leben in das verlassene alte Haus einkehrt, aber bei späteren Äußerungen merkt man, wie die Aussage sich immer mehr ins Düstere dreht und schon bald ist klar, dass die Worte etwas ganz Anderes bedeuten. Konkret braucht das Haus Opfer, um Ruhe zu geben. Und ich muss gestehen – wenn das Finale dann beginnt, hui, dann geht die Post ab und man ist froh darüber, bis zum Ende durchgehalten zu haben, denn der Film beginnt sehr, sehr langsam.

Ted Geoghegan hat mit „We Are Still Here“ seinen ersten Spielfilm abgeliefert und er macht seine Sache grundsätzlich sehr routiniert. Die Spezialeffekte (Verbrennugnsopfer und ähnliches) sehen wirklich, wirklich gut aus und haben mich mehr als einmal zum Grinsen gebracht. Auch die Soundeffekte (zum Beispiel das Zischen, wenn die Verbrennungsopfer noch lebende Opfer angreifen) sind wirklich super und gehen direkt unter die Haut.

Was er allerdings noch ein wenig üben muss, bzw. vielleicht auch seine Schnittmeister Aaron Crozier und Josh Ethier, ich weiß nicht, wer das letzte Wort hatte, ist – genau: der Schnitt. Wobei ich damit jetzt weniger die Schnitte in den Szenen meine, sondern den roten Faden das Films bzw. den Spannungsbogen. Der Film macht anfangs auf „Funny Games“ und setzt auf lange, ruhige Einstellungen, welche alleine durch ihre Stimmung und Bildkomposition schon Unruhe verbreiten sollen. Das gelingt auch gut, allerdings dauert es dann doch ein wenig lange bis der Film wirklich in Fahrt kommt.

Barbara Crampton ist bekannt aus „Re-Animator“ oder sogar aus „You’re Next“ und spielt die gebrochene und ihrem Sohn nachtrauernde Anna sehr glaubwürdig. Auch ihre Wandlung gegen Ende hin und ihr Entsetzen all dem Gegenüber was passiert ist sehr glaubwürdig. Auch Andrew Sensenig („The Last Exorcism Part II“ oder „Dylan Dog: Dead Of Night„) als ihr Ehemann spielt sehr gut und glaubwürdig. Am besten gefallen haben mir allerdings Larry Fessenden der als Jacob Lewis eine kleine One-Man-Show abzieht und trotz seines schrägen Charakters sofort alle Sympathien auf seiner Seite hat, genauso wie seine Filmehefrau May Lewis, die von Lisa Marie gespielt wird und ich ehrlich sagen muss, dass ich ja diese „Medien“ in Horrorfilmen ganz leicht nervig finde, aber die beiden sind absolut köstlich gemeinsam.

Im Gegensatz zu anderen Filmen muss ich in diesem Fall auch anmerken, dass das Drehbuch ein paar Sachen richtig gemacht hat: Der langsame Aufbau, die Kontaktversuche des „Hauses“, das Verschieben der Perspektiven weg vom Haus auf die Stadt und dann das grandiose Finale. Das ist wirklich super inszeniert und auch wenn es schade ist, dass im Laufe des Films auch einige sehr sympathische Charaktere das Leben lassen müssen, so passiert gegen Ende doch so viel – und zwar den richtigen Leuten – dass man am Ende zufrieden da sitzt. Und der letzte Satz im Film ist eine Begrüßung und eine Erklärung für alles was davor passiert ist. Fand ich genial.

„We Are Still Here“ ist ein Film, der langsam beginnt, sich dann stetig aufbaut und gegen Ende richtig positiv aufdreht. Mit einem geschlossenem Ende, das mir sehr gut gefällt und endlich mal wirklich einen befriedigenden Schlusspunkt setzt.

„We Are Still Here“ bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, dem Haus eine Familie bringende, Punkte.

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