The Creature Below (Filmkritik)

Olive Crown (Anna Dawson) ist Wissenschaftlerin und sie möchte dem Geheimnis des Lebens auf die Spur kommen. Als Dr. Fletcher (Zach Lee) eine Tauchmission in die tiefsten Tiefen des Ozeans ausschreibt, reklamiert sich Olive mit einem Werbevideo hinein, denn nur sie und sie allein kann mit einem speziellen Taucheranzug – einem Prototypen – hinabtauchen und auch verstehen was sie dort findet.

Aber der Tauchgang geht schief. Olive muss rasch geborgen werden und da der Prototyp kaputt ist, sie aber nicht erklären kann, was vorgefallen ist, wird sie gefeuert. Bei ihrer Heimkehr entdeckt sie in einem Teil des Taucheranzugs etwas Seltsames und nimmt es mit nach Hause, hält es aber vor ihrem Partner (Daniel Thrace) und ihrer Schwester (Michaele Longden) geheim. Rasch stellt sich heraus, dass es sich um eine bis dato unbekannte Lebensform handelt, die Olives Kopf überhaupt nicht gut tut …

Das Cover des Films erinnert plakativ an all die Trashfilme, die ich sonst so gerne sehe und ich war auch der Meinung mir genau so einen „Hirn aus – Spaß an“-Film anzusehen. Die ersten zehn Minuten des Films wurde ich auch nicht enttäuscht, denn der Film beginnt mit dem Tauchgang – und anders als alle im Film sehen wir, was passiert ist – und dieser ist mit CGI animiert. Die Effekte sind zweckdienlich und springen zwischen offensichtlich schlecht und ist-das-jetzt-CGI-oder-echt-gefilmt hin und her.

Wer diese paar Minuten aber durchhält bekommt einen völlig anderen Film als aufgrund des Covers und des Titels zu erwarten gewesen wäre, denn „The Creature Below“ ist eine kleine Verbeugung vor H.P.Lovecraft und seinen Kreaturen. Es ist kein Horrorfilm per se, in welchem ein Monster erwacht, x Personen umbringt und dann zur Strecke gebracht wird, sondern ein in kleinen Räumen inszenierter, bodenständiger Thriller, dessen Story sich mehr um Wahnsinn und das Abgleiten in düstere gedankliche Gefilde dreht als um Blut und Tod und Spaß.

Das bedeutet, die Filmemacher inszenieren ihren Film sehr ernst und gönnen uns ZuseherInnen eigentlich keine Pause von der sich langsam, sehr langsam drehenden Spannungsschraube. Keine One-Liner, keine coole Momente, nur Personen, die eben tun was sie denken tun zu müssen und die Konsequenzen davon.

Natürlich könnte man den Film jetzt zerpflücken weil der Weg von vereinzelten Charakteren relativ rasch sehr klar ist, aber dennoch will man sehen, ob auch passiert was man erwartet, denn diesem Film traut man aufgrund seiner Stimmung zu, durchaus mal unerwartet links oder rechts abzubiegen.

Da ein Großteil der Stimmung und Glaubwürdigkeit von den SchauspielerInnen abhängt, ist es natürlich wichtig sehr gute Leute vor der Kamera zu haben und Anna Dawson macht ihre Sache sehr gut. Sie trägt fast den ganzen Film allein auf ihren Schultern und ich habe ihr jede einzelne Zeile geglaubt. Johnny Vivash als ihr Vertrauter Dara kommt zwar nur selten vor, dafür war er ebenfalls absolut glaubwürdig. Michaela Longden als Annas Schwester Ellie hat zwar eine ein wenig undankbare Rolle, sie vermittelte aber glaubwürdig, was in ihr vorgeht.

Der einzig wirkliche Schwachpunkt in Bezug auf Glaubwürdigkeit war für Daniel Thrace, dem ich so gut wie kein Wort geglaubt habe und der bei mir von Anfang an den Eindruck erweckt hat, er würde am liebsten jetzt und hier sofort – vor den Augen Annas – mit ihrer Schwester Ellie in die Kiste springen. Aber vielleicht war das auch Absicht und ich tue ihm Unrecht.

Regisseur Stewart Sparke, der auch die Idee zum Film lieferte, und Drehbuchautor Paul Butier, die bereits ein paar Kurzfilm gemeinsam gemacht haben, drehten hier ihren ersten Langspielfilm. Gerüchten zufolge im eigenen Haus, was die eingeschränkten Drehorte erklärt, die aber nicht groß negativ auffallen.

Die Effekte sind später handgemacht und da sieht man wieder, was CGI niemals schaffen wird – denn was hier an Gore und an Schleim und Ekelhaftigkeit geboten wird, das kriegt man mit CGI niemals hin. Diese (spärlich eingesetzten) Effekte sehen wirklich gut aus und vermitteln, was passieren könnte, wenn „The Creature Below“ seinen Willen bekommt.

Beim Art-Design hat man sich sehr nahe an den Vorlagen (sofern er welche geliefert hat) von Lovecraft angelehnt und auch das wirkt sehr stimmig, wie überhaupt der ganze Film – sofern man dann weiß, dass es sich um kein Creature-Feature, sondern um ein ernsthaftes Creature-Takes-over-Your-Mind-Feature handelt – zu überzeugen weiß. Wer mit viel Blut und Witz rechnet: Falscher Film.

Einen wirklichen Überraschungsmoment hatte der Film für mich kurz vor dem Ende, aber das will ich nicht spoilern und das richtige Ende kommt für mich ein paar Sekunden zu früh. Und das ist ja schon mal ein gutes Zeichen.

„The Creature Below“ bekommt 7 von 10 möglichen, handwerklich saubere und langsam, aber spannend inszenierte, Punkte.

PS: Ignoriert den Trailer – ersten spoilert er und zweitens vermittelt er einen viel actionreicheren Eindruck vom Film als er dann tatsächlich liefert.

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