Pound of Flesh (Filmkritik)

Deacon (Jean-Claude Van Damme) hat sich seine Reise nach Manila wirklich anders vorgestellt. Na gut, das Schäferstündchen mit Ana (Charlotte Peters) war eine willkommene Abwechslung, aber mit einer hässlichen Narbe und einer Niere weniger wieder aufzuwachen, das war so nicht geplant. Zumal er die Niere gerne freiwillig hergegeben hätte und zwar um seiner Nichte das Leben zu retten.

Doch so einfach gibt Deacon nicht auf, denn der frühere Black-Ops Agent ist nicht nur in Notsituationen eine effiziente Killermaschine, er hat auch zusätzlich noch lokale Kontakte zur Unterwelt und seinen Bruder zur Seite, der zwar Zivilist ist, doch für seine Tochter alles tun würde. Los geht eine blutige Reise quer durch schmutzige Lokale, Bordelle und illegale Kampfclubs, bei der ganz nebenbei die Dezimierung der örtlichen Unterwelt, immer weiter voran getrieben wird.

Pound of Flesh

Für B-Movie Action-Regisseur Ernie Barbarash (Falcon Rising) ist dies nach „Assassination Games“ und „6 Bullets“ bereits die dritte Zusammenarbeit mit Hauptdarsteller Jean-Claude Van Damme, der ja nun bereits auch schon über 50 Jahre auf dem Buckel hat und mir mit seinen jüngeren Projekten, durchaus positiv aufgefallen ist. In „Enemies Closer“ war er einfach herrlich irre und mehr Selbstironie als in „Welcome to the Jungle„, hat er zuvor nur selten bewiesen. Leider ist dieser aktuelle Film was sowohl Barbarash als auch Van Damme betrifft, die schwächste Arbeit von beiden, bezogen auf ihr Schaffen in den letzten Jahren.

Aber zuerst mal zu den positiven Dingen. Die Sequenz gleich zu Beginn, als Van Damme nackt in einer mit Eiswürfeln gefüllten Badewanne aufwacht, ist von der Atmosphäre her sehr gelungen. Er wirkt dabei hilflos, orientierungslos und völlig der unheimlichen Situation ausgeliefert. Außerdem steht der vom Leben und den falschen Entscheidungen gezeichnete Antiheld ihm sehr gut, besonders wenn er sich im weiteren Verlauf als egoistischer Bastard bezeichnet, der wohl mit seiner Organspende doch auch so etwas wie Wiedergutmachung sucht, auch wenn er es natürlich nicht sofort zugeben würde.

Auch seine ruppige Art passt perfekt zur rohen Grundstimmung. Dann gibt es da aber diese „Wo ist meine Niere? Sie gehört mir, ich will sie zurück!“ Momente, die ich nur als freiwillig komisch bezeichnen kann, denn so kann man diesen Satz eigentlich nicht bringen. Na gut, Van Damme kann das, aber zumindest schmunzeln musste ich trotzdem dabei. Immerhin hat die Jagd nach der verlorenen Niere ein durchaus dramatisches und auch tragisches Ende, dass ich in dieser Form, nicht erwartet habe.

Auf was ich aber doch gehofft hätte, sind gut gemachte und vielleicht ja sogar leicht innovative Action-Momente. Leider sind sämtliche Szenen sehr beliebig, es wir vermehrt auf Schießereien gesetzt und Van Damme kann daher nur wenig Körpereinsatz zeigen. Ja schon klar, er ist handlungstechnisch körperlich lädiert und die „Buch-Verprügel-Attacke“ ist nicht schlecht. Wenn man aber die im Trailer gezeigte Szene mit dem an der Autotür hängenden Spagat (zwischen Autospiegel und Gehweg) gesehen hat und in welcher Form – Zeitlupe(!) – sie zelebriert wurde, dann ist schnell klar, dass man hier keine Highlights mehr erwarten kann.

Bei Jean Claude selbst bin ich mir nicht sicher, ob er hier diese fertige Art einfach richtig gut spielt, oder leider nicht sonderlich motiviert war. Seine physische Präsenz hat er noch, so etwas verliert man auch nicht einfach so, doch abgesehen von den oben bereits genannten Filmen, fand ich ihn auch in den beiden letzten Universal Soldier Beiträgen „Regeneration“ und „Day of Reckoning“ einfach besser und mit mehr Spiellaune ausgestattet. Aber egal, jeder darf mal einen schlechten Dreh-Tag haben, von der Lustlosigkeit eines Steven Seagal, ist er trotzdem auch hier noch deutlich entfernt.

Ganz gut war dafür Charlotte Peters in ihrer ersten Rolle, obwohl ich die Entwicklung ihrer Person etwas plötzlich fand und nicht ganz glaubwürdig. Schade finde ich, dass Darren Shahlavi (The Package), der im Jänner dieses Jahres plötzlich verstorben ist, keinen besseren Film als einen seiner letzten Einträge in seiner Filmografie abliefern konnte. Als Bösewicht Drake ist er gerissen und überheblich und es ist klar zu sehen, dass er Van Damme bei einem echten Kampf, in wenigen Sekunden besiegt hätte. John Ralston (The Lizzie Borden Chronicles) schafft hingegen mit seiner Zerrissenheit auf seine Moralvorstellungen und Werte bezogen, die sonst kaum vorhandene menschliche Komponente ins Spiel zu bringen.

Insgesamt daher ein Van Damme Abenteuer, dass durchaus auch seine Momente hat, doch in seiner Summe einfach wirklich nichts hat, was es aus dem Einheitsbrei der Action-DVD-Premieren heraushebt. Fans kommen sicher trotzdem auf ihre Kosten und wahrscheinlich kann man die Performance ihres Helden auch ganz anders sehen, ich hatte aber durch seine letzen Filme einfach eine andere Erwartungshaltung und die wurde nicht richtig erfüllt. Hab aber durchaus schon einige schlechtere Genre-Beiträge erlebt, als Snack zwischendurch um die Niere(n) in Gang zu bringen, kann man hier eigentlich nicht viel falsch machen.

„Pound of Flesh“ bekommt von mir 5/10 über den Verbleib der eigenen Organe selbst bestimmende Empfehlungspunkte.

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