Hutch (Jon Foster) hat ein Problem. Er ist der letzte, der mit dem Toten von gestern Nacht zu tun hatte. Zumindest haben sie telefoniert. Es ging um ein gemeinsames Online-Spiel. Leider hatte Hutch keine Zeit und jetzt ist gibt es einen Toten.
In der Hinterlassenschaft des Toten findet sich auch eine Beta-Version des Spiels „Stay Alive“, eine Art Third-Person-Horror-Shooter mit First-Person-Elementen. Zu Ehren des Toten spielen Hutch und seine Freunde Phineus (Jimmi Simpson), dessen Schwester October (Sophia Bush), der Nerd Swink (Frank Muniz) und die bis dato unbekannte Abigail (Samaire Armstrong) gemeinsam das Spiel.
Als einer der Mitspieler im Spiel stirbt, wird auch dieser am nächsten Tag gefunden. Und ebenso wie der Tote davor starb er im realen Leben auf die gleiche Weise wie im Spiel …
Der 2006 von William Brent Bell inszenierte und von ihm gemeinsam mit seinem Kollegen Matthew Peterman geschriebene Film hat eine sehr interessante Prämisse. Grundsätzlich kommen ja Videospiele außerhalb der „Big Bang Theory“ nicht unbedingt oft in Filmen vor. Und wenn, dann meistens, um zu zeigen, dass irgendeine Person von der Realität entfremdet und einfach ein sozial völlig inkompetenter Nerd ist.
Der Zugang ist in diesem Fall zum Glück ein wenig anders. Die Charaktere sind nett, gute Freunde, haben allesamt ein Leben neben den Videospielen und sind auch sonst völlig okay. Sicher gibt es auch Nerds unter den Leuten, aber die sind dennoch irgendwie liebenswert, wie zum Beispiel der ständig Theorien aufstellende und sprechen-bevor-denkende Swink, der von „Malcolm Mittendrin“-Star Frank Muniz sehr gut darstellt wird.
Auch die anderen Darsteller geben sich keine Blöße. So macht Jon Foster (keine großartig bekannten Rollen) seine Sache als langsam durchdrehender und überforderter Hauptdarsteller eine doch ziemlich gute Figur. Sophia Bush als ihren Bruder beschützende October ist mir besonders positiv aufgefallen, genau wie Jimmi Simpson („Abraham Lincoln: Vampire Hunter“), der die Rolle des Phineus absolut großartig spielt und der auch die besten Szenen hat. Die Art, wie der Kerl drauf ist kann man auch sehr leicht nervig finden, ich fand ihn sehr passend und glaubwürdig.
Das Drehbuch an sich ist gut, verlässt sich aber auf lauter Bekannte Elemente. Ob das Monster nun ein Dämon ist oder eine Figur aus einem Videospiel ist ja an sich völlig egal. Stimmen, Flüstern, Schatten, Figuren im Hintergrund – das Übliche eben. Erst gegen Ende traut man sich dann etwas Neues und zwar als Dinge, die im Spiel verändert werden, auch in der Realität passieren. So legt zum Beispiel ein Spieler eine Brechstange auf eine Treppe welche die reale Person vor Ort dann auch dort vorfindet. Fand ich super.
Leider wird das viel zu wenig und zu selten genutzt. Ein paar Elemente sind wirklich gut gelungen, ein paar andere leider überhaupt nicht. Was aber vermutlich nur Menschen auffällt, die bereits einmal im Leben einen Controller in der Hand hatten. So drücken zum Beispiel die Leute während des Spiels immer einfach wild auf den Tasten herum, was im echten Leben einfach nichts bewirkt außer ein sinnfreies Herumzucken der Figur im Spiel. Hier funktioniert es natürlich – immerhin ist es ja scheinbar so, dass Menschen vor einem Videospiel immer sinnfrei auf Tasten dreschen, weil irgendwas ja ohnehin passieren wird oder so … *seufz*. Naja, ist ja auch schwer echte Gamer zu fragen, wie das so funktioniert.
Der Wechsel aus Third-Person und First-Person-Perspektiven während dem Spiel (Render-CGI, das ganz passabel aussieht und zweckdienlich ist) ist leider immer sehr vorhersehbar und deshalb nicht unbedingt richtig spannend. Auch hält sich der Film nicht immer an die eigenen Regeln bzw. benehmen sich manche Leute doch tatsächlich wirklich dumm. So stirbt zB ein Charakter, der alleine auf eine Zigarettenpause gegangen ist. Immer eine gute Idee sich von der Gruppe zu trennen, wenn es um Leben und Tod geht.
Regisseur William Brent Bell hat als nächsten Film im Jahr 2012 „Devil Inside“ gedreht und sein letzter Streich war „Wer“ der bei meinem Blogkollegen Spideragent doch ziemlich gut angekommen ist.
„Stay Alive“ hat ein paar gute Ansätze und geht auch als unterhaltsam durch, aber er hätte um einiges besser sein können, wenn man sich nur ein wenig an die Realität angepasst hätte, die ja doch nicht so schwer zu kopieren gewesen wäre.
„Stay Alive“ bekommt 6 von 10 möglichen, einmal ansehen als ausreichend empfindende, Punkte.
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