Eine Urgewalt kehrt in neuer Form zurück. Lego? Dinosaurier? Lego-Dinosaurier! Nach dem sehr erfolgreichen Jahr 2014, mit gleich drei Spielen (The Movie, Hobbit, Batman 3) und einem Kinohit, haben sich nun endlich, wie ich bereits versucht habe in meiner Einleitung zu zeigen, zwei meiner Kindheitshelden gefunden. Entwickler TT Games nehmen uns Spieler dieses mal quer durch die Highlights aus gleich vier Filmen – Jurassic Park, Lost World, Jurassic Park 3, Jurassic World – mit, selbstverständlich durchgehend versehen mit dem typischen Lego-Humor. Dass hier einiges an Atmosphäre und Charme drinnen steckt und an mehreren Stellen kleine Verbesserungen vorgenommen wurden, macht dies zu einem wirklich lohnenden Abenteuer.
Die Geschwindigkeit bei den 20 Leveln ist ziemlich hoch, wobei jeder Film hier seine eigenen fünf Level spendiert bekommen hat. Was dabei bald auffällt, ist dass dieses Game sich viel weniger auf die Kämpfe konzentriert, als dies bei früheren Teilen der Fall war. Ist allerdings eine logische Sache, da es in den Filmen ja auch immer darum geht, dass die Menschen von den Dinos nicht entdeckt werden oder vor ihnen davonlaufen müssen und sich eben nicht todesmutig auf sie stürzen und die Urtierchen nieder catchen. Diese Tatsache wiederum macht die selteneren Kämpfe bedeutungsvoller, besonders natürlich, wenn der gute alte T-Rex involviert ist.
Alles was aus Lego-Bausteinen besteht, gehört zerschlagen. Diese konstruktive Regel gilt eindeutig auch hier wieder. Wie sonst sollte man denn mit Hilfe der springenden Bruchstücke neue Wege und Hilfsmittel bauen können und zu seinem wohl verdienten Bonus kommen? Dabei helfen wiederum die Fähigkeiten der Figuren, die mangels möglicher „Spezialkräfte“, bodenständiger ausgefallen sind. Zoologen zum Beispiel tauchen ohne Angst in die großen Dino-Kot Haufen ein, Paläontologen können an bestimmten Orten graben. Auch die Vorteile von nervigem Gekreische, lernt man hier im Laufe der Story kennen.
Bei den über 100 spielbaren Charakteren, ist dann von Ian Malcolm bis hin zu Owen Grady so gut wie jede Person dabei, die uns Zuschauern von den vier Teilen im Gedächtnis geblieben ist und noch einige mehr, an die man sich erst wieder erinnert, wenn sie plötzlich auftauchen. Dass einige Figuren sich zu sehr ähneln und so die Übersicht bzw. Eigenständigkeit verloren gehen kann, wird da schnell zur Nebensache. Ein Highlight sind dabei klar die 20 spielbaren Dinosaurier, weil es sich einfach frisch und anders anfühlt, sie zu steuern. Anpassen kann man sie übrigens auch – einfärben oder kreuzen – und dann so in den Kampf schicken, eine feine Idee ist das.
Wer in früheren Lego-Abenteuern an kritischen Stellen oft minutenlang nicht weiter wusste, für den gibt es nun eine Lösung. An bestimmten Stellen wird durch die verbesserte Hilfe genau erklärt, was wir Spieler nun genau zu tun haben. Einerseits wird so natürlich weniger das eigene Gehirn gefordert, andererseits wird so möglichen Frustrations-Momenten vorgebeugt und der Spielfluss bleibt erhalten. Außerdem wer stellt sich schon hin und kritisiert Veränderungen bei einem Lego-Spiel, wo Kritiker doch gerne darüber klagen, dass sie immer genau das selbe immer wieder machen? Ok, die haben auch irgendwie recht, aber das ist eine andere Geschichte.
Alle Geheimnisse beim ersten Durchlauf durch ein Level zu lüften, ist weiterhin unmöglich. Auch zahlreiche Figuren müssen erst freigespielt werden, Fans der Reihe kommt dies aber natürlich mehr als bekannt vor, genau für diesen liebevoll erzwungenen Wiederspiel-Wert, lieben wir eben diese Spiele. Die nach der teilweise kniffligen Lösung befriedigenden Rätsel, schaden dabei aber natürlich auch nicht. Wenn dann der feige Investor aus dem ersten Film vom T-Rex nicht gefressen wird, sondern gleich in mehreren Szenen zu sehen ist, wie er dem Saurier mit der Klobürste die Zähne putzt oder ein Velociraptor Kirschen dort hängen hat, wo eigentlich seine Ohren sein sollten, dann weiß man einfach, dass man genau hier hingehört und sein will.
Die Technik selbst bewegt sich durchgehend auf einem guten bis soliden Niveau, wobei es angesichts der Art der Animation in naher Zukunft wohl auch weiterhin nicht das Ziel der Macher sein wird, irgendwelche Maßstäbe zu setzen. Das neue Wettersystem ist aber ein willkommenes und gelungen integriertes Element. In der OV-Fassung sind übrigens beim vierten Teil die Original-Schauspieler (Chris Pratt, Bryce Dallas-Howard, usw.) als Sprecher mit dabei, während für die Vorteile Filmclips verwendet wurden, erweitert durch Aufnahmen von professionellen Sprechern, aber nicht dem Film-Cast (bis auf die Clips eben, hätte mich auch gewundert, wäre sicher zu teuer geworden).
Das Ausgangsmaterial der vier Filme und der unvergleichliche Lego-Charme sind es letzen Endes, die dieses Abenteuer zu einem der unterhaltsamsten Lego-Spiele der letzen Zeit machen. Wer also in irgendeiner Form diese fiktiven prähistorischen Welten liebt, der wird auch sicherlich mit der Lego-Version was anfangen können. Wie immer am Besten, weil Lustigsten, mit einem Freund im Coop-Modus, können so innerhalb von ungefähr 7 bis 8 Stunden, die wichtigsten Momente des Franchise nachgelebt werden. Mein Velociraptor ist jedenfalls bereit und das Chaos rund um die Lego-Helden ist noch lange nicht vorbei, immerhin erscheinen noch dieses Jahr die „Lego Avengers“ und mit „Dimensions“ ein Spiel, dass mit echten, durch eine Portal ins Spiel gelangende Lego-Figuren, auf den Skylanders-Zug aufspringen möchte. Es bleibt weiterhin spannend.
„Lego Jurassic World“ bekommt von mir 8,5/10 den Dinos ohne Furcht direkt in die Augen starrende Empfehlungspunkte.
[amazon template=multinational&asin=B00TI4VBUC,B00TI4VBXY,B00TI4VBTS,B00TI4VBSO]