Von der großen Liebe ein Kind erwarten und gemeinsam in eine Wohnung ziehen. Auf der Autofahrt in eine glückliche Zukunft, passiert dann der Unfall. Der Freund ist tot, das Baby verloren und Jessie (Sarah Snook) selbst landet zumindest vorübergehend, im Rollstuhl. Verzweifelt wegen ihrem großen Verlust und ohne finanzielle Mittel, wendet sie sich an ihren Vater Leon (David Andrews), den sie seit Jahren nicht gesehen hat, da sie nach dem Tod ihrer Mutter, bei ihrer Tante aufgewachsen ist.
Zurück in ihrem Elternhaus in Louisiana, beginnt Jessie um sich abzulenken, in den Sachen ihrer Eltern zu stöbern. Dabei findet sie alte Videokassetten, die beunruhigende Videos von ihrer Mutter enthalten, die beim Karten legen, vor einer unerwünschten Präsenz im Hause warnt. Das wiederum passt zu den sehr realen Albträumen die Jessie hat, seit sie wieder in diese Haus wohnt. Kann sie gemeinsam mit ihrer Jugendliebe Preston (Mark Webber) das Rätsel um die scheinbar übernatürlichen Vorkommnisse lösen?
Dies ist nach den beiden letzten Parts (Teil 6 und Teil 7) der Saw-Franchise, erst der dritte Film, bei dem Kevin Greutert Regie geführt hat, wobei er durch seine Arbeit als Cutter bei Saw Teil 2 bis Teil 5, sicherlich schon einiges an Erfahrung sammeln konnte. Auch bei seinem aktuellen Werk ist er für den Schnitt verantwortlich, wobei ich hier gleich Entwarnung geben kann, „Jessabelle“ ist im Gegensatz zu seinen vorigen Arbeiten, alles andere als eine plakative Gewaltorgie.
Nach dem Horror des Alltags, in Form eines schrecklichen Unfalls, kehrt zunächst etwas Ruhe ein ins Geschehen. Überhaupt verlässt sich der Film sehr auf seine Atmosphäre und seine Hauptdarstellerin, verzichtet zwar nicht völlig auf Schockmomente bzw. sogenannte „Jump-Scares“, erzählt seine Geschichte aber insgesamt sehr langsam und lässt sich Zeit, den Schrecken immer weiter zu steigern. Dabei sind für mich die stärksten Augenblicke die, in denen man sich nicht sicher ist, ob der Geist nur für die inneren Dämonen steht, die Jessie seit ihrem traumatischen Erlebnis, mit sich herum schleppt.
Die gruseligen Motive sind dabei klassisch, verfehlen ihre Wirkung aber dennoch nicht. Ein Mädchen mit langen Haaren im Rollstuhl sitzend, streckt die Hand nach der Protagonistin aus, oder sitzt plötzlich neben ihr in der Badewanne, die sich mit Blut füllt, Gegenstände fliegen wie von Geisterhand gegen die Wand und nicht zu vergessen die Voodoo-Elemente, die über all dem schweben und mit all den blutigen Tieropfern und den besessenen Tänzen, ihre bedrohliche und unheimliche Ausstrahlung, wohl nie verlieren werden, egal wie oft man sie zu Gesicht bekommt.
Erfreulich finde ich aber, dass insgesamt die Handlung sich doch großteils am Boden der Tatsachen orientiert und nicht völlig in übernatürliche Sphären abdriftet, was zwar gerade gegen Ende hin dann doch passiert, doch an der Grundstimmung, die die Gefahr von natürlichen Quellen ausgehen lässt, nichts ändert. Natürlich kann man nach dem Finale des Filmes einige Zusammenhänge zwischen den beiden Ebenen erkennen und ich muss zugeben, dass sie nicht wirklich getrennt werden können.
Nun aber zum eigentlichen Grund, warum ich mir den Film angesehen habe, obwohl nach „Insidious“ und sämtlichen Nachfolgern, der Markt mit Geisterfilmen doch schon einigermaßen übersättigt ist. Nach „Predestination“ musste ich einfach sehen, was Sarah Snook noch so alles gemacht hat. Hier trägt sie den Film ja fast gänzlich alleine auf ihren Schultern und ich kann nur wieder ihr Talent bewundern, wie vielseitig sie ist und wie natürlich ihr Spiel wirkt. Als Jessie weckt sie den Beschützerinstinkt im Zuschauer, gibt sich aber dennoch kämpferisch, ist aber leider Gefangene ihres lädierten Körpers und somit ein leichtes Opfer für den Geist, auch wenn ihr Wille verhältnismäßig stark bleibt.
Mark Webber (Scott Pilgrim vs. the World) ist als ihr Jugendfreund Preston mit dabei, der einfach ein guter Kerl ist und noch immer etwas für sie empfindet, obwohl er mittlerweile verheiratet ist. Er ist ein Ruhepol für Jessie und gemeinsam versuchen sie, eine Lösung für die seltsamen Ereignisse zu finden. David Andrews (World War Z) als ihr Vater hingegen, sorgt für einige irritierende Momente, da er nicht zuletzt durch seinen Alkoholkonsum, zu plötzlichen Gefühlsausbrüchen neigt und so auch temporär zur Bedrohung wird.
Insgesamt ist der Film daher als reines Geister-Abenteuer betrachtet nichts Besonderes, doch überzeugt er vor allem durch jene Horror-Elemente, die vom Familiendrama ausgehen und die Momente der Unsicherheit, ob nun innere Dämonen oder echte Geister im Spiel sind. Für Fans von Sarah Snook kann ich aber eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen, denn ihre Leinwand-Präsenz ist hier ziemlich einnehmend und ich hoffe, auch in Zukunft in den unterschiedlichsten Genres, noch viel mehr von ihr zu sehen.
„Jessabelle“ bekommt von mir 7/10 den Kreislauf des Schreckens schließende, oder doch gerade erst beginnende Empfehlungspunkte.