Good People (Filmkritik)

Tom (James Franco) und seine Frau Anna (Kate Hudson) sind ein amerikanisches Pärchen, dass nach London in eine kleine Wohnung gezogen ist, weil Tom das alte Familienhäuschen renovieren möchte, um sich, seiner Partnerin und dem geplanten Kind ein trautes Heim zu schaffen. Im Laufe der Arbeiten explodieren aber die Kosten und Tom steht kurz davor, das Haus zu verlieren. Als der Untermieter in ihrem Apartment an einer Überdosis stirbt, finden die beiden beim Ausräumen des Zimmers zufällig eine Tasche, in der sich eine Menge Geld befindet.

Nach einigen Beratungen und ein paar kläglichen Versuchen das Richtige zu tun, beschliessen die Eheleute schließlich, das Geld zu behalten. Auf die Fragen von Polizist John Halden (Tom Wilkinson), der ein ganz persönliches Motiv dafür hat diesen Fall gründlich zu untersuchen, wissen sie zwar noch gute Ausreden, doch als die verbrecherischen Expartner des toten Mannes auftauchen, gehen die Probleme richtig los. Und dann wäre da auch noch der eiskalte Khan (Omar Sy), dem das Geld gestohlen wurde und dem seine Ehrenkodex abverlangt, diese Tat mittels blutiger Rache wieder aus der Welt zu schaffen.

Good People

“Good People” ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Autor Marcus Sakey aus dem Jahre 2008. Für die Regie verantwortlich war der Däne Henrik Ruben Genz (Kommissarin Lund), was wohl einer der größten Stärken des Filmes ist. Warum? Ich weiß nicht ob ihr das kennt, aber es gibt so Filme aus Amerika, die wirken irgendwie anders, roher, natürlicher, ohne Weichzeichner eben. Dann lese ich nach dem Film, dass für die Regie ein Mensch verantwortlich war, der außerhalb der USA beheimatet ist und mir wird klar, dass ich dieses Phänomen schon öfters erlebt habe. Soll heißen: Amerikaner machen die unterschiedlichsten Filme, doch Regisseuren die nur dort arbeiten aber mehr in ihrer eigentlichen Heimat leben, sieht man ihre Herkunft an ihrer Filmkunst an und das ist gut so.

Warum diese kleine Einleitung notwendig war ist die Tatsache, dass eine lustlose Auftragsarbeit angesichts der beliebigen Story, einen anfangs langweiligen und gegen Ende immer absurderen Film ergeben hätte, den man möglichst schnell wieder vergessen wird. So ist aber zumindest ein kleiner, eher unrealistischer Thriller draus geworden, der durch seine unmittelbare Art und seine guten Darsteller besticht. Dabei sollte der Titel wohl als Hinweis auf die moralischen Auswirkungen der Taten der Protagonisten bezogen werden, doch viel spannender als die Frage ob diese gute Leute bleiben, wenn sie das Geld nehmen, ist doch die Überlegung, ob man selbst es behalten würde. Nein? Ja? Abr so etwas tut man doch nicht!

Nach dem blutigen Überfall folgt ein ruhiger Beginn, bei dem man die Eheleute als sich liebend und vertrauend vorstellt, belastet von den Sorgen des Alltags. Nach dem Geldfund geht dann schnell einiges schief, was zwar völlig vorhersehbar ist, doch wenigstens gänzlich ohne den erhobenen Zeigefinger auskommt. Die Gewaltspitzen zwischendurch haben hier eine ganz unangenehme Wirkung, da sie auf eine wirklich abschreckende Art und Weise gefilmt wurden und gut den Alptraum widerspiegeln, in den diese beiden ganz normalen Menschen gestolpert sind. Da die Bösen und Guten (obwohl sie auf verschiedenen Ebenen stehen) ganz klar in schwarz und weiß getrennt sind, ist die Moralfrage dann sowieso schnell vergessen.

Schauspielerisch richtig gefordert wird hier eigentlich keiner, dürfte wohl für die Beteiligten ein kleiner Spaß zwischendurch gewesen sein, doch alle machen ihre Sache überzeugend. James Franco (Homefront) nimmt man den sympathischen Handwerker ab, doch wenn er gegen Ende dann mehr von seiner kämpferischen Ader zeigt, dann feuert man ihn richtig an. Kate Hudson (Wie werd ich ihn los in 10 Tagen) gefällt als hinter ihrem Mann stehende Dame, die gemeinsam mit ihm den Schlamassel ausbaden wird, bis zum bitteren Ende. Tom Wilkinson (Duplicity) mimt den nach einem Schicksalsschlag trauernden Cop mit einer gewissen Verbissenheit und Omar Sy (X-Men: Zukunft ist Vergangenheit) sorgt mit seiner Art, die Ruhe ausstrahlt und dadurch nur noch bedrohlicher wirkt, für die nötige Gefahr in der Luft.

Optisch bestechen die Settings durch ihre kühlen und dunklen Farben, passend dazu sind auch die handgemachten Bluteffekte geraten. Die grundsätzlich spannende Atmosphäre kann freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gangster hier einerseits beinhart und furchtbar ruchlos sind (was denn auch sonst), in der Ausführung ihrer Taten aber keine Raffinesse zeigen und fast noch weniger Überlebensinstinkt an den Tag legen. Und mit was man so alles durchkommen kann, wenn man sich im Graubereich bewegt, ist sowohl auf das Ehepaar Tom und Anna als auch auf den Polizisten John bezogen eine Sache, über die ich wohl am Besten gar nicht anfangen sollte zu schreiben.

Insgesamt daher ein gut gemachter kleiner Thriller, mit starken Darstellern, der jedoch unter der bekannten Geschichte, einer nur langsam in Fahrt kommenden Spannungskurve und einem übertriebenen Finale leidet. Wie gesagt, schlecht ist schon was ganz anderes, aber hier hat wohl das Ausgangsmaterial nicht mehr her gegeben, oder die Story funktioniert einfach besser in Buchform. Am Besten für Zwischendurch einplanen in einer Zeit, in der man leichte Krimi-Unterhaltung sucht und seinem Gehirn sowieso gerade eine gewisse Auszeit gönnen wollte.

“Good People” bekommt von mir 6/10 das Geld anderer Leute nicht ohne Konsequenzen ausgebende Empfehlungspunkte.

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