Riggan Thomson (Michael Keaton) wurde vor Jahren berühmt als der Darsteller des Superhelden Birdman. Doch die fetten Jahre sind vorbei und Riggan kämpft sich durch diverse finanzielle und persönliche Krisen. Sein neustes Projekt ist zeitgleich seine vermutlich letzte Chance auf Erfolg: die Broadway-Adaption von Raymond Carvers „What We Talk About When We Talk About Love“. In den verbleibenden Tagen vor der Premiere kämpft Riggan mit schwierigen Kollegen und Kritikern.
Regie bei diesem in mehrerer Hinsicht außergewöhnlichen Film führte der Mexikaner Alejandro González Iñárritu, der auch am Drehbuch beteiligt war. „Birdman“ erzählt eine außergewöhnliche Geschichte, bedient sich dabei eines ungewöhnlichen Erzählstils und setzt bekannte Schauspieler in untypischen Rollen ein.
Der Film beginnt mit der Einführung von Riggan Thomson (Michael Keaton), der in früheren Jahren als „Birdman“ bekannt geworden ist und der es auch Jahre später offenbar noch immer nicht geschafft hat, die Rolle hinter sich zu lassen. Seine letzte Möglichkeit, um das was von seiner Karriere noch übrig ist zu retten, ist das von ihm geschriebene Broadway-Stück, bei dem er sowohl die Regie als auch die Hauptrolle übernimmt.
Dass Riggan unter enormen Druck steht, weil er alles was er noch besitzt in dieses Stück investiert hat, hilft genau so wenig wie die Tatsache, dass einer der Darsteller kurzfristig ausfällt. Doch sein Freund und Anwalt Jake (Zach Galifianakis) findet bald Ersatz in Form von Mike Shiner (Edward Norton). Mike ist zwar ein sehr talentierter Schauspieler, lebt sich aber zu viel in seine Rolle hinein.
Dann gibt es noch die üblichen Probleme mit der Familie, vor allem in Form von Tochter Sam (immer super – Emma Stone), die nachdem sie einen Entzug gemacht hat, jetzt als Assistentin für ihren Vater arbeitet. Zu guter Letzt haben wir da noch eine bekannte Kritikerin, die es sich zur Aufgabe gemacht, hat Riggans Stück zu vernichten, weil sie nicht viel von ihm hält.
Alles in allem scheint es sich „Birdman“ zur Aufgabe gemacht zu haben, die dunkelste Seite der Schauspielerei zu beleuchten. Der scheinbar ganz normale Wahnsinn am Set zieht sich durch den gesamten Film und wird nur hier und da mit einigen auflockernden Momenten unterbrochen. Dabei schafft es der Film immer rechtzeitig die Kurve zu kratzen, bevor es zu deprimierend wird.
Wenn in einem Film ein Schauspieler eine erstklassige Performance liefert, ist er ein guter Schauspieler. Wenn aber, wie hier, durch die Bank alle Schauspieler eine erstklassige Performance liefern, dann liegt dies zu einem nicht unwesentlichen Teil am Regisseur. Erschwerend kommt bei „Birdman“ noch dazu, dass einige Darsteller in ungewöhnlichen Rollen eingesetzt wurden.
Als Michael Keaton (Robocop) seinerzeit „Batman“ zum Besten gab, wurde er von vielen belächelt. Nachdem es einige Jahre sehr ruhig war um ihn, ist er wieder öfters zu sehen und zeigt, dass er es drauf hat. Die Art wie Keaton seine Rolle spielt (für die er mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde) ist irgendwie speziell und gerade deshalb funktioniert er gut als Riggan Thomson, der scheinbar von seiner erfolgreichsten Rolle immer noch verfolgt wird.
Emma Stone (The Amazing Spider-Man) als Tochter Sam beweist ein Stück weit Mut zur Hässlichkeit und fällt hier in erster Linie durch ihre große Klappe auf. Positiv überraschen konnte an dieser Stelle Zach Galifianakis (Muppets: Most Wanted) in einer seiner wenigen ernsten Rollen überhaupt. Dann gibt es noch Edward Norton (The Grand Budapest Hotel) und Naomi Watts (The International), die ihre Sache ebenfalls sehr gut machen.
Etwas, dass „Birdman“ noch zu etwas Besonderem macht, ist die Präsentation. Die Verantwortlichen haben anscheinend viel Zeit mit der Planung verbracht. Anders wäre es vermutlich nicht möglich gewesen den Film über weite Teile als eine lange Aufnahme zu inszenieren (natürlich in Einzelteilen gefilmt und und mit Schnitten zusammengebaut, die im Film nicht auffallen) und im Gegenzug auf den Zusammenschnitt diverser Szenen zu verzichten.
Das wird erreicht durch die Tatsache, dass die Kamera den Schauspielern scheinbar auf Schritt und Tritt folgt, was dem Film eine besondere Authentizität verleiht. Diese wird unterstützt durch die Tatsache, dass der Soundtrack die meiste Zeit so klingt, als würde sich ein Orchester in der Nähe gerade einspielen.
Alles in allem ist Birdman auf Grund des Themas und der Inszenierung zwar nicht für jeden, aber ein filmischer Leckerbissen, den man gesehen haben sollte.
Der Film „Birdman“ bekommt 8,5/10 um die Relevanz kämpfende Empfehlungspunkte.