In drei Tagen bist du tot (Filmkritik)

Eigentlich ist es eine super Zeit. Die Matura bestanden. Das Leben vor sich. Nur Spaß und noch keine Verpflichtungen. Als bei der Heimfahrt von der Maturaprüfung die Freunde Nina (Sabrina Reiter), Mona (Julia Röser Stöckl), Alex (Nadja Vogel), Martin (Laurence Rupp) und Clemens (Michael Steinocher) allerdings ein Rehkitz überfahren, wird relativ rasch klar, dass nicht alles eitel Wonne ist. Außerdem erhalten sie alle auch eine SMS mit dem Inhalt: „In 3 Tagen bist du tot“. Was zuerst wie ein dummer Witz klingt, wird bald tragische Wahrheit.

Bei der großen Maturaparty in Ebensee verschwindet Martin spurlos, nur sein Handy bleibt zurück. Kurz darauf taucht er (im wahrsten Sinne des Wortes) wieder auf und die Hinterbliebenen müssen sich zu Recht vor dem, was noch kommen mag, fürchten.

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Das ist er also. Der erfolgreichste österreichische Horrorfilm seit Jahren. 2006 unter der Regie von Andras Prochaska gedreht, wurde von ihm auch gemeinsam mit Thomas Baum das Drehbuch geschrieben. Erstaunlich sind an dem Film mehrere Dinge: Zum Einen sind (fast) alle SchauspielerInnen Neueinsteiger – wovon vor allem Sabrina Reiter als Nina profitiert, denn die hat sich seitdem zur österreichischen Scream-Queen entwickelt („One Way Trip 3D“). Dazu ist „In 3 Tagen“ auch einer der wenigen Horrorfilme aus Österreich, der eine Fortsetzung bekam, die zwar nicht ganz an den Erfolg anschließen konnte, aber immerhin auch keine billige „wir drehen den gleichen Film ein zweites“-Mal Routine war.

Auch erstaunlich ist, dass er Film „nur“ 2 Millionen gekostet hat, was für viele (vor allem international) schon ein bisschen ein Wunder war, weil für so wenig Budget macht man weltweit ansonsten nur Trashfilme oder Indiefilme (also Arthouse). Nicht so hier – hier gibt es den „amerikanischsten“ Slasher der nicht aus Amerika kommt, den man sich vorstellen kann.

Das meine ich insofern, dass alle – und zwar wirklich ALLE Klischees, die traditionell in einen amerikanischen Slasherfilm gehören, hier auch drin sind. Das geht über den ungläubigen Dorfpolizisten, die doofen Studenten (hier halt Maturanten), den gesichtslosen Mörder, den schrägen Freund, der als Täter in Frage kommt und sogar den „Wir sind selbst-Schuld“-Twist, wie wir ihn aus den alten Filmen á la „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ kennen.

Dazu kommt, dass der Film wirklich brutal ist. Ich weiß noch, als ich damals im Kino saß und fast nicht fassen konnte, wie hier auf der Spannungsorgel gespielt wird – wobei Spannung eher dadurch entsteht, dass manche Szenen relativ rasch und verschwommen geschnitten sind und dann zwischendurch brutale Bilder eingeblendet werden – den Rest macht der Kopf dazu. Das war auch auf der Blu-Ray nicht anders. Gerade ein paar der Einstellungen, die nur zum Beispiele ein Auge und Teile des Kopfes einer Person zeigen, die gerade gefesselt darauf wartet, dass der/die Mörder/in sich ihm nähert und weiß-Gott-was macht, sind extrem intensiv, zumal wirklich gut gespielt.

Von Realismus will ich jetzt nicht lange faseln, denn davon ist der Film weit entfernt. Die Klassiker (dumme Entscheidungen) über „WTF?“-Momente (jemand bekommt an einem kaputten Aquariumrand den Kopf abgeschnitten!) bis hin zu einem Moment, in welchem ein Ruderboot gefühlte Stunden nach draußen rudert, um einen Kerl über Bord zu kippen, der dann grob drei Meter vom Steg entfernt gefunden wird – hier ist alles dabei. Auch das Finale ist natürlich wie zu Erwarten war geprägt von dummen Entscheidungen peinlichen Momenten. Immerhin kommt der letzten Endes sympathische Dorfpolizist nach dem ersten Leichenfund eine Moralkrise und wird nicht als völliger Depp hingestellt, sondern eigentlich als sogar halbwegs schlauer Kerl.

Wie dem auch sei – Andreas Prochaska kann es einfach. Technisch gibt es hier keine Mängel und doofer als andere (erfolgreichen) Slasher ist dieser hier auch nicht. Großes Plus von meiner Seite für die Tatsache, dass der Film (sagen wir mal so) in Mundart/Dialekt gedreht und vor Ort in Ebensee gefilmt wurde. Finde ich super! Technisch ist der Film wie gesagt nahezu perfekt – Schnitt, Sound, die Kamerafahrten – alle Achtung. Eine Kunst, die Prochaska mit „Das finstere Tal“ mittlerweile perfektioniert hat. Allein die Tatsache, dass der größte Grund für den Schrecken bei den Schockmomenten das plötzlich Aufdrehen der Geräuschkulisse von 50 auf 180 Prozent darstellt, ist leider eine weit verbreitete Unart, die sich auch in diesem Film durchgesetzt hat. Keine Ahnung, warum das so sein muss, aber bitte, wenn man es nötig hat, dann macht man es halt.

Julia Rosa Stöckl hast es bis zu „Der Winzerkönig“ und „Das jüngste Gericht“ (mit Tobias Moretti und Christoph Waltz) geschafft, Laurence Rupp war leider Teil von „Mitten im 8ten“, Michael Steinocher ist Teil der „Cop Stories“ und Andreas Prochaska zog weiter, um den Überdrüber-Hit „Die unglaubliche Entführung der Elfriede Ott“ zu drehen und vor kurzem mit „Das finstere Tal“ weltweit wieder für gut gefüllte Kassen zu sorgen.

Alles in allem kann man nur festhalten, dass „In drei Tagen bist du tot“ genau das ist, als was er gedacht war: Ein amerikanischer Slasher durch und durch, der halt zufällig in Ebensee (Oberösterreich) spielt. So gesehen – Ziel erreicht.

Wirklich super – damals im Kino haben wir bereits während(!) dem Film damit begonnen die Szenen, die wir gerade sehen, den jeweiligen Filmen zuzuordnen von denen sie geklaut wurden. Und da gibt es wirklich einige. Sehr, sehr viele. Ja, wir hatten unseren Spaß. Innovativ ist wirklich nichts an den Film, aber das war wohl auch nie der Anspruch. Allein dafür, dass es ein österreichischer Film und trotzdem kein NS-Drama geworden ist, oder eine Dokumentation darüber, wie schlecht und arg es in Österreich zugeht, muss man ja schon dankbar sein.

„In drei Tagen bist du tot“ bekommt von mir 5,5 von 10 möglichen, alle Klischees abhakende, Punkte.

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