In drei Tagen bist du tot 2 (Filmkritik)

Über ein Jahr ist es her, dass Nina (Sabrina Reiter) und ihre Freunde einem/einer Serienkiller/in entkommen sind. Seitdem hat sich viel getan. Sie lebt nun in Wien und arbeitet in einem Plattenladen. Als eines abends aber ihr Telefon läutet und Mona sich mit den Worten „Nina! Hilf mir bitte!“ meldet (zumindest klingt es in etwa so, es ist primär viel Gekeuche), macht sich diese auf dem Weg in ihre Heimat, um Mona zu helfen. Dort stellt sich aber heraus, dass der Weg in deren Heimat – nämlich Tirol – führt.

Was dort wartet … damit konnte Nina nun wirklich nicht rechnen.

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Der zweite Teil des österreichischen Filmerfolgs „In drei Tagen bist du tot“ ließ nun wirklich nicht lange auf sich warten. Entgegen der Erwartungen ist der Film aber keine dumme Kopie des ersten Teils, sondern eine Weiterführung der Geschichte, die unerwartet frisch und überraschend ist. Wenn auch erst am Ende. Und der Weg zum Ende ist lang.

Ist das erste Drittel des Films mehr Drama als alles andere (so kämpft Nina mit den Dämonen der Vergangenheit, als man den/die Mörder/in aus dem ersten Teil aus dem See fischt), so ist das zweite Drittel primär eines: langatmig und langweilig. Sicher gibt es ein paar Hinweise, was da auf einen noch zukommen wird und ein paar Anhaltspunkte in Richtung Auflösung gibt es auch bereits aber primär will der Film Fragen aufwerfen, um den/die ZuseherInnen bei der Stange zu halten.

Besetzt ist der Film zum Teil mit den gleichen Gesichtern wie im ersten Teil – Sabrina Reiter spielt wieder die Nina, dieses Mal merkt man ihr jedoch an, dass sie bereits mehr Übung hat, als noch beim vorigen Teil. Auch Andreas Kiendl darf als Polizist wieder mit von der Partie sein. Dieses Mal ist er auf der Suche nach Nina, die ihrerseits auf der Suche nach Mona ist die … ja, was eigentlich?

Die Suche endet mehr oder weniger auf einem Bauernhof in den Bergen und der Film kippt irgendwann in einen Horrorthriller, aber so richtig zündet er dennoch nicht. Dazu ist er zu lang geraten und die Spannungsschraube bleibt – zumindest bei mir – nur halb angezogen. Es haben sich zwar viele Fragezeichen in meinem Kopf gesammelt, aber das waren wirklich nur rein „wissenschaftliche“ Fragezeichen, getreu dem Motto: Wer ist das jetzt und warum ist diese Person wichtig? Emotional war ich schon lange nicht mehr so weit von einem Film entfernt, wie bei diesem hier.

Der Detektivteil des Films ist eher seicht geraten und die „Zufälle“, die bereits im ersten Teil des Films aufgetreten sind, treten auch hier wieder auf. Allerdings nicht ganz so aufs Auge gedrückt. Mehr „Wrong Turn“ als „I Know What You Did Last Summer“, bleibt der Film ganz klar hinter den Erwartungen zurück, auch wenn er per Definition sicher ein eigenständigerer und besserer Film als der erste Teil geworden ist.

Spannung wird rein dadurch suggeriert, dass jede Person, die Nina auf ihrem Weg trifft potentiell ein/e Mörder/in darstellt. So werden zB Fremde auf einer Berghütte aus Prinzip als komisch und herb unfreundlich dargestellt, auch wenn sie für die weitere Handlung eigentlich keinerlei Bedeutung haben und rein als „Story- und Atmosphäreinstrument“ genutzt werden könnten, so ist es dennoch so, dass natürlich (wie könnte es sonst sein), JEDE Figur im Film eine Beziehung zu der Hauptstory hat. Sogar eine junge Frau, die Nina im Zug trifft, stellt sich als involviert heraus. Ja. Ihr lest richtig. Was für eine Überraschung und überhaupt nicht konstruiert (ja, das war Sarkasmus). Der ein wenig „zurückgebliebene“ Bauernsohn, der durch das Angebot von Sex plötzlich hilft darf natürlich auch nicht fehlen und was im ersten Teil vielen verwehrt geblieben ist, wird im zweiten Teil Realität: Fräulein Reiter zeigt sich oben ohne und auch ein Männlein darf sich nackig präsentieren (wenn auch nicht lange und mit schmerzhaftem Ausgang). Viele Dinge werden nur in den Raum geworfen, um Fragen zu konstruieren, die per se nie gelöst werden (Nina träumt böse Dinge und wacht mit Blut an den Händen auf …, wo kommt das nur her?), auch wenn man sich die Erklärung zusammenreimen könnte, so tut man es nicht, weil es einem im Grunde sowieso egal ist.

Alles in allem ein Film für Leute, die einem langsamen Storyaufbau was abgewinnen können und einer abstrusen Geschichte (mit interessantem Story-Twist) so lange folgen, bis das Ende blutig und brutal daherkommt. Wieder einmal ist es übrigens so, dass die Schockmomente primär dadurch entstehen, dass jemand die Lautstärke der Filmmusik von einen Schnitt auf den nächsten aufs Doppelte nach oben dreht. Schade, dass das noch immer erlaubt ist.

Tut mir leid, aber für mich ist der Film in Summe dann doch zu lange zu zäh, um mich irgendwie mitzureißen. Abgesehen davon, dass mir alle Charaktere (abgesehen vom Kogler) völlig egal sind. Da hat die weibliche Unterstützung beim Drehbuch – dieses Mal stammt das Skript von Prochaska und Agnes Pluch – wenig zur positiven Besserung beigetragen. Spannend, da das Drehbuch zu Stefan Slupetzkys „Der Fall des Lemming“ auch von ihr stammt und das ist wirklich, wirklich gut geworden.

Das Finale erinnert übrigens frapant an „One Way Trip 3D„, von der blutverschmierten Optik der Fr. Reiter begonnen, über das Bauernhof-Setting mitten in der Nacht. Oder genau genommen – „One Way Trip“ erinnert sehr stark an dieses Finale hier (jetzt ist mir erst klar geworde, wie viel bei „One Way Trip“ eigentlich tatsächlich geklaut war). Mit dem Unterschied: Hier ist der Twist halbwegs gelungen, wenn auch nicht weniger an den Haaren herbeigezogen als beim eben genannten Film.

„In drei Tagen bist du tot 2“ bekommt von mir 5 von 10 möglichen, die Spannungsschraube zu spät und die Empathieschraube nie anziehende, Punkte.

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