The 100 – Staffel 1 (Serienkritik)

97 Jahre in der Zukunft leben die letzten überlebenden Menschen eines atomaren Krieges in einer riesigen Raumstation namens die Arche. Die Ressourcen hier werden langsam knapp, was auch dazu führt, dass Verbrechen hart bestraft werden und fast immer mit einem tödlichen Ausflug ins Weltall enden. Diese Regel gilt aber nur für Erwachsene, alle unter 18 jährigen Straffälligen, werden in einem Jugendgefängnis untergebracht.

Eine nicht wieder zu reparierende Fehlfunktion auf der Station lässt Kanzler Jaha (Isaiah Washington) und sein Team schließlich eine riskante Entscheidung treffen. 100 der jugendlichen Gefangenen werden mit einem Schiff auf die Erde geschickt um herauszufinden, ob diese wieder bewohnbar ist. Bei der Landung geht jedoch einiges schief und so sind die jungen Leute ohne Kommunikationsmöglichkeiten auf sich alleine gestellt, während auf der Arche die Zeit knapp wird, denn der Sauerstoff an Bord, wird täglich weniger.

The 100

„The 100“ wurde inspiriert von dem im September 2013 erschienenen gleichnamigen Buch der New Yorker Autorin Kass Morgan und startete im März 2014 in Amerika als sogenanntes „Midseason-Replacement“, also als Serie, die während der Pause der im September/Oktober angefangenen Serien losgeht und meistens auch nur weniger Folgen als diese hat (in diesem Fall sind es 13 Episoden). Die bereits genehmigte zweite Staffel startet nun aber bereits im Oktober 2014, was wohl eindeutig für den Erfolg des Konzeptes spricht.

Um das Umfeld und den angeblich damit verbundenen Anspruch zu kennen sollte man auch wissen, dass die Serie am Sender CW („Reign„, „The Originals„) läuft. Viele nehmen Serien dieses kleineren Senders nicht so ernst und empfehlen sie höchstens als „guilty pleasure“ weiter, weil das Zielpublikum der hier laufenden Serien oft jüngere Leute sind und daher auch immer alle Darsteller schön sein müssen und der Teeniedrama-Anteil und schwierige Liebesbeziehungen viel Zeit in Anspruch nehmen. Find ich alles übertrieben, denn CW hat auch „Supernatural“, wo es höchstens die ziemlich wörtlich gemeinte Bromance gibt und außerdem wo ist denn bitte sehr der objektive Maßstab für Schönheit?

Aber genug davon, zurück zur eigentlichen Serie. Die Handlung wandert permanent zwischen den Jugendlichen auf der Erde und den Erwachsenen (plus Kinder) auf der Arche hin und her, wobei hin und wieder kleinere Rückblicke eingebaut werden. Sein gesamtes Leben auf einer Raumstation zu verbringen, kontrolliert durch strenge Regeln und dann auch noch ein paar Jahre davon in einer kleinen Zelle zu hausen ist nicht gerade dass, was man als eine schöne Kindheit bezeichnet. Wenn dann die Kids auf der bewohnbaren Erde landen, ist da das überwältigende Freiheitsgefühl und der Drang, endlich das zu tun, was Spass macht. Die Welt entdecken, feiern und ja, auch Liebe erforschen und leben.

Doch so einfach ist es natürlich nicht. Vom Kurs abgekommen scheinen die Versorgungsmittel aus der Arche unerreichbar. Was wird gegessen, wo ist ein geeigneter Schlafplatz und wie kommt man nur an mehr Informationen über die derzeitige Lage? Erste Personen mit Führungsqualitäten kristallisieren sich heraus, genau so wie die Mitläufer und Unruhestifter. Dann der Schock: es gibt noch andere Menschen hier in den Wäldern, die überlebt haben und sie sind gefährliche Jäger ohne Gewissen, die die Neuankömmlinge als feindliche Eindringlinge sehen. Diese sogenannten „Grounder“ nehmen dann neben den Streitigkeiten innerhalb der 100, den Platz des permanent mindestens unterschwellig gefährlichen Bösewichts der ersten Staffel ein, zumindest für die auf der Erde gelandeten Menschen.

Wie bei allen Serien dauert es die ersten paar Folgen, bis sich alle „warm gespielt“ haben und man auch als Zuschauer den Überblick hat und sich seine Favoriten aussucht. Neben einem Schreckensmoment gleich am Ende der ersten Folge, ist es vor allem das Ende der dritten Episode das für mich klar machte, dass die Macher sich hier mehr trauen, als nur eine weitere SciFi-Wohlfühl Show voll mit Pseudoproblemen zu produzieren. Ich meine hier nicht mal die gezeigte Brutalität, sondern vor allem die psychische Ebene und die emotionale Zerrissenheit bei manchen Figuren und einigen ihrer Aktionen, die von der Inszenierung und Darstellung für mich einfach sehr packend eingefangen wurde.

The 100 Arc

Auf der Arche geht es in der Zwischenzeit nicht weniger dramatisch zu. Ein Attentat auf den Kanzler, ein möglicher Putsch in der Macht-Hierarchie, das Opfern von Menschenleben, die sich in für die Arche weniger wichtigen Positionen befinden, damit die restlichen Leute länger nach einer Lösung suchen können. Auch hier prallen unterschiedliche Sichtweisen aufeinander und moralisch schwerwiegende und vor allem auch fragwürdige Entscheidungen müssen getroffen werden. Logischerweise funktioniert die Sache nur, wenn auch die Charaktere interessant sind und die Schauspieler dies auch vermitteln können und hier ist es vor allem auch bei den jungen Leuten gelungen, einige unverbrauchte und talentierte Gesichter zu engagieren.

Eliza Taylor (Patrick) ist Clarke. Sie gehörte eigentlich zur Oberschicht, ist aber im Gefängnis gelandet, weil sie ihren Vater unterstützt hat, der sich gegen das System aufgelehnt hatte und dafür sterben musste. Sie ist gütig und wohlwollend, hat medizinische Kenntnisse von ihrer Mutter gelernt und entwickelt sich schnell zu einer der beiden Führer der Truppe. Der zweite wäre Bob Morley (Road Train) als Bellamy, der nicht eingesperrt war und sich nur wegen seiner Schwester Octavia aufs Schiff einschleusen hat lassen. Was er dafür tun musste, ist zunächst ein Geheimnis, er hat auf jeden Fall kein Interesse daran, wieder auf Leute aus der Arche zu treffen. Er und Clarke haben zunächst ziemlich unterschiedliche Arbeitsweisen.

Marie Avgeropoulos (Hunt to Kill) ist Bellamys Schwester Octavia, die auf Grund der „ein Kind Regel“ auf der Arche sich ein Leben lang verstecken musste und nach ihrer Entdeckung sofort ins Gefängnis wanderte, einfach nur weil sie existiert. Sie hat verständlicherweise einiges nach zu holen, was ihrem Bruder viele Sorgen bereitet, spätestens dann, als sie mit einem der Grounder eine Liebesbeziehung beginnt. Für mich ist sie eine meiner Lieblingsfiguren der 100, da es mit ihr nie langweilig wird und sie trotz ihrer Fähigkeit Probleme anzuziehen, am Ende doch das Richtige tut bzw. es tun will. Es gibt noch einige andere erwähnenswerte Menschen bei den Jugendlichen, doch ich werde mich hier wie auf der Arche, auf drei der wichtigsten beschränken.

Auf dem Schiff ist Henry Ian Cusick (Scandal) als Vizekanzler Kane eindeutig die interessanteste Figur, da er zunächst wie ein gefühlskalter Egoist wirkt, im Laufe der Handlung aber sein wahres Gesicht zeigt, was er auf beeindruckend glaubwürdige Art und Weise hin bekommt. Paige Turco (Person of Interest) ist Abby, Schiffsärztin und Mutter von Clarke. Sie lebt von ihrer Hoffnung, will niemanden opfern und ist somit fast permanent auf Konfrontationskurs mit Kane. Isaiah Washington (Anklage Mord) als Jaha schließlich ist ein starker Führer, der jedoch wie beinahe alle anderen an Bord, an der Richtigkeit einiger Aktionen zu zweifeln beginnt und nicht weiß, ob er die Menschheit noch retten kann.

Für mich eine sehr spannende und stimmige Geschichte und insgesamt eine klar positive Überraschung. Die Grundatmosphäre ist bedrohlich, die Darsteller sind durch die Bank mit großer Spielfreude bei der Sache, die unterschiedlichen Figuren brechen aus ihren anfänglichen Stereotypen aus und entwickeln sich weiter und einige Sachen die passieren, kommen wie ein unerwarteter Schlag in die Magengrube daher. Ich persönlich freue mich schon auf Staffel zwei wobei hier eines klar ist, nach diesem Finale, wo das Schicksal der meisten Hauptfiguren auf die eine oder andere Art ungewiss ist, stehen der Serie nun einige große Veränderungen bevor.

„The 100“ bekommt von mir 8,5/10 mit ein wenig Hilfe von Freunden, über sich selbst und Gefahren von außen triumphierende Empfehlungspunkte.


3 thoughts on “The 100 – Staffel 1 (Serienkritik)

  1. Ja, ich mag CW Serien ja sowieso aus verschiedenen Gründen, aber diese 100 (obwohl es jetzt ja beim aktuellen Stand Ende Season 1 eben, schon um einige weniger sind) haben mich auf mehreren Ebenen positiv überrascht, was ich hoffentlich mit der Review so auch auf meine Art rüber gebracht habe 🙂

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