Unter Beobachtung – Closed Circuit (Filmkritik)

Ein mit Leuten vollgestopfter Markt mitten in London. Eine Bombe, die zahlreichen von diesen Menschen das Leben kostet. Schnell wird der schuldige Terrorist ausfindig gemacht, während seine Komplizen bei der Festnahme getötet werden. Die Anwälte Martin Rose (Eric Bana) und Claudia Simmons-Howe (Rebecca Hall) werden für den Fall als Verteidiger eingesetzt, nachdem der vorige Anwalt unerwartet verstorben ist.

Martin und Claudia hatten früher einmal eine Affäre, was sie als Anwalts-Kollegen für diese Aufgabe als ungeeignet einstufen würde, doch sie verheimlichen aus falschem Stolz und der Aussicht auf einen der aufregendsten Fälle der letzten Zeit, diese Tatsache. Schnell merken die beiden jedoch, dass ihr gemeinsames Geheimnis nur ihr kleinstes Problem ist, denn hier sind Mächte im Hintergrund am Werk, mit denen man sich besser nicht anlegen sollte.

Closed Circuit

„Closed Circuit“, was auf deutsch mehrere Bedeutungen hat doch in diesem Zusammenhang wohl am ehesten für ein geschlossenes Kamerasystem steht, das aufzeichnet und das Bild gleichzeitig auf einen Monitor überträgt, ist der neueste filmische Beitrag zur allgemeinen Terrorangst und den damit verbundenen Verschwörungen bzw. den Feinden in den eigenen Reihen. Regie führte der mir unbekannte John Crowley, der jedoch schon einige Jahre im Geschäft zu sein scheint und das merkt man auch.

Leider muss ich diese positive Tatsache, nämlich dass man die Routine bei der Regie hier doch gut heraussieht, gleich wieder abschwächen, denn Höhepunkte gibt es dafür enttäuschender Weise keine. Einige bissige Dialoge, die kühle Optik und die spielfreudigen Darsteller können leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass man diese Art von Thriller schon öfters gesehen hat und zwar jetzt von der technischen Seite her nicht unbedingt besser, aber doch von der mitreissenden Gefühlsebene.

Manche Filme schaffen es einfach nicht, trotz der offensichtlichen Gefahr auf der Leinwand, bei mir das Gefühl von echter Spannung zu erzeugen, da ich nie wirklich Angst um die Darsteller habe, da ich den Machern nicht zutraue, dass den Hauptfiguren ernsthaft was passiert bzw. sie das Ende des Filmes nicht erleben werden. So ging es mir auch hier, was in diesem konkreten Fall irgendwie auch auf paradoxe Weise ironisch ist, denn die beiden Helden sollen ja einerseits Identifikationsfiguren sein, andererseits verkommen sie aber auch nur zu Schachfiguren in einem Spiel der grauen Drahtzieher im Hintergrund.

Eric Bana (Star Trek, Wer ist Hanna?) als Martin macht seine Sache hier recht gut. Er ist Realist, schützt sich mit zynischen Sprüchen vor Gefahren der Aussenwelt und ist beim Dehnen seiner Moralvorstellungen durchaus ambivalent unterwegs, wenn das Endresultat für ihn richtig erscheint. Rebecca Hall (The Awakening, Iron Man 3) als Claudia hingegen weiss sich zwar auch rhetorisch äußerst schlagkräftig zu wehren, doch hängt sie noch viel mehr an ihren Idealen und will sich nicht nur selbst treu bleiben, sondern auch das Richtige tun.

In Nebenrollen tummeln sich noch ein paar weitere bekannte Gesichter. Julia Stiles (Silver Linings Playbook) spielt eine altkluge amerikanische Journalistin, Jim Broadbent (Cloud Atlas) den die beiden Anwälte lenkenden, seine eigenen Ziele/die seiner Chefs verfolgenden Generalstaatsanwalt und Ciarán Hinds (The Woman in Black) einen Helfer von Martin. Die guten Darsteller veredeln also sozusagen einen Film, der zwar durchaus seine starken Momente hat, doch es insgesamt kaum schafft, aus der Masse ähnlicher Projekte herauszustechen.

Zwischenmenschlich funktionieren dabei vor allem die Momente wo Martin und Claudia sich näher kommen, da stimmt einfach auch die Chemie zwischen den beiden Schauspielern. Der den gesamten Film über eingesetzte bläulich-graue Farbfilter nimmt einiges an Wärme und erzeugt so gekonnt das ungemütliche Gefühl beim Zuschauer, sich hier in einer feindseligen, vielleicht sogar trostlosen Welt zu befinden. Fast so als wären die „normalen“ Aufnahmen im Film, ebenso von einer Überwachungskamera, ganz nach dem Motto: es gibt eben immer noch jemanden, der am Ende dich beim Beobachten beobachtet.

Insgesamt also ein gut gespielter und nicht unspannender Polit-Thriller, der erstens wieder mal schön zeigt, dass Freund und Feind teilweise nur schwer zu unterscheiden sind, je nachdem was es zu verbergen gibt und zweitens klar die eigenen Fehler aufzeigt, denn es gibt eben immer irgendetwas aus der eigenen Vergangenheit, dass Kontrahenten gegen dich verwenden können. Beim nächsten Mal dann bitte noch mehr Eigenständigkeit, Story-Twists und ein paar herausstechende Spannungsspitzen, dann bin ich auch positiv überwacht, sorry, ich meinte natürlich überrascht.

„Closed Circuit“ bekommt von mir 6/10 die Verteidigung gleich auf mehreren Ebenen und auf vielfältige Arten aufnehmende Empfehlungspunkte.


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