Django Unchained (Filmkritik)

Im Jahre 1858, im Süden der Vereinigten Staaten, ist Django (Jamie Foxx) ein Sklave der von seiner Frau Broomhilda (Kerry Washington) getrennt wurde. Er wird von Dr. King Schultz (Christoph Walz), einem Zahnarzt und Kopfgeldjäger aus Deutschland, befreit und soll diesem helfen, die Brittle Brothers zur Strecke zu bringen. Im Gegenzug verspricht Schultz Django nicht nur die Freiheit, sondern auch ihm bei der Suche nach seiner Frau zu helfen.

Django-Unchained

Bereits 1966 lief ein Film namens „Django“ in den Kinos (damals unter der Regie von Sergio Corbucci und mit Franco Nero in der Hauptrolle). Der war gesellschaftskritisch sowie brutal und unterschied sich durch seinen bitteren schwarzen Humor stark von den Western der damaligen Zeit. 1987 kam der Protagonist dann in „Djangos Rückkehr“ (wieder mit demselben Team aus Regie und Hauptdarsteller) noch einmal zurück.

Noch einmal mehr als 25 Jahre später wird der Stoff nun also rundum neu aufgelegt. Für Regie und Drehbuch verantwortlich ist an dieser Stelle ein Mann, den man eigentlich nicht vorstellen muss, dessen Werke bei seinen Fans Kult-Status genießen und der Genre-Filme so dermaßen gut inszeniert, dass man glauben könnte es wäre leicht: Quentin Tarantino.

Inhaltlich hat er mit der Vorlage nicht viel gemeinsam, aber dennoch hat Tarantino viele Elemente übernommen und zeigt dabei gerne auch mal seinen Hang zur Perfektion. Angefangen beim Titelsong, über den den ganzen Film dominierenden bittersüßen Humor, ist hier alles stimmig. Dass der Film dann zugleich auch für einen Kinofilm einen hohen Gewaltfaktor (wobei dieser in erster Linie als Stilmittel verwendet wird) aufweist, brauche ich an dieser Stelle vermutlich ebenso wenig zu erwähnen, wie die technische Perfektion die beim Einfangen der einzelnen Bilder an den Tag gelegt wurde – aber dazu später mehr.

Die Geschichte selbst wirkt (wie auch bei Inglourious Basterds) einerseits bodenständig realistisch, andererseits aber auch „größer als das Leben“ und in mancher Hinsicht überzeichnet aber ohne kitschig zu werden. Selbst wenn sich Sklaven für ihre Herren in den sogenannten „Madingo Kämpfen“ gegenseitig die Köpfe einschlagen, oder sie bei lebendigem Leibe von Hunden zerfleischt werden weil sie nicht kämpfen können/wollen, wirkt es als wäre das alles für die damalige Zeit völlig normal gewesen (was durchaus sein kann)!

Dadurch, und durch die weiteren Entwicklungen im Film, ergeben sich möglicherweise Momente, die sich dem einem oder anderem Zuschauer nicht erschließen (etwa die Geschäftspraktiken eines gewissen Großgrundbesitzers). Das stört das große Konzept aber in keinster Weise und regt ja eventuell sogar zu Diskussionen nach dem Kinobesuch an. Die Tatsache, dass die Auswüchse des Sklavenhandels anschaulich gezeigt werden ist moralisch vertretbar, denn immerhin sind es meistens die Weißen die (verdienterweise) durch die Hand des schwarzen Protagonisten sterben.

Optisch ist der Film extrem gelungen. Die Kamera spielt mit der Unschärfe um die Aufmerksamkeit geschickt zu lenken (im Gegensatz dazu „Der Hobbit“ wo einfach alles scharf ist) und sieht auch gerne mal weg, um die Fantasie des Zuschauers zu fordern. Das Besondere an dieser Stelle ist, dass man den Film genauso (bis auf die hochauflösende Optik vielleicht) bereits vor 50 Jahren hätte machen können, auch weil auf ins Auge springende Effekte aus dem Computer verzichtet wurden.

Von Seiten der Schauspieler hat man es nicht nur geschafft einen großartigen Cast zusammenzustellen, sondern einen unglaublich vielfältigen, bei dem sich die A-Liga mit der B und C-Liga gerne mal die Hand gibt. Nachdem es so viele sind und es dementsprechend den Rahmen sprengen würde auf jeden einzelnen einzugehen, werde ich mich (nicht ganz spoilerfrei!) auf die wichtigsten beschränken.

Damit es funktioniert einen Charakter zu Beginn eines Filmes 10 Minuten reden zu lassen, braucht man neben dem passenden Dialog natürlich auch den richtigen Schauspieler und Christoph Waltz ist für so etwas genau der Richtige. Der gebürtige Wiener war seit seiner Rolle des berüchtigten SS-Offiziers Hans Landa die meiste Zeit als Bösewicht (z.B. in „The Green Hornet„) zu sehen, beweist aber hier, dass er auch als einer der Guten funktioniert. Als Dr. Schultz wirkt er wie immer unglaublich charmant, wortgewandt (Zitat: Make shure to get the sheriff first!), intelligent und ist seinem Gegenüber in der Regel mindestens zwei Schritte voraus. Kurz vor Ende scheidet Schultz aber leider mit einem Knall aus (naja wenn es denn schon sein muss dann so) und seine bessere Hälfte ist auf sich alleine gestellt.

Jamie Foxx (The Soloist) durchläuft als Django Freeman ein paar Entwicklungsstadien. Zuerst wirkt er irgendwie durch das Leben gebrochen, später schöpft er aus seiner Zusammenarbeit mit Schultz immer mehr Selbstvertrauen und gegen Ende ist er so cool, dass man im Sommer mit ihm Schlittenfahren gehen könnte (Zitat: Say goodbye to Miss Laura!). Leider ist er aber nicht cool genug um den Film nach dem Ableben von Schultz alleine zu tragen und dadurch verliert der Film ein wenig, wenn auch auf hohem Niveau. Die Liebesgeschichte rund um Django und seine Frau Broomhilda (gespielt von Kerry Washington – „Lakeview Terrace„) wird relativ kurz gehalten, auch auf Grund dessen, dass letzere nur relativ selten zu sehen ist, wirkt aber und funktioniert gut, nicht zuletzt auf Grund der guten Chemie zwischen den Darstellern.

Leonardo DiCaprio (Inception) ist als Calvin Candie eine Klasse für sich. Die Rolle des arroganten und viel mehr gelangweilten Adligen steht ihm irgendwie und sein Vortrag zum Thema „Warum sich die Schwarzen nicht erheben und alle Weißen töten“ hat etwas mehr als Spezielles. Ihm zur Seite steht sein treuer Diener Stephen (gespielt von Samuel L. Jackson – „The Avengers„), der gerne seine Umgebung manipuliert um zu bekommen was er will und der hier weißer wirkt, als alle seiner pigmentbenachteiligten Kollegen.

In weiteren, wenn auch meist kleinen Rollen zu sehen sind unter anderem Franco Nero, Walton Goggins, Don Johnson, Laura Cayouette, Jonah Hill und Tarantino selbst (die Rolle die er sich selbst gegeben hat ist zwar klein, aber explosiv)! Alles in allem ist „Django Unchained“ ein extrem gelungener Film und eine unbedingte Empfehlung für alle Freunde der guten alten Western Filme.

Django Unchained bekommt deswegen von mir 8,5/10 für die Freiheit kämpfende Empfehlungspunkte.

Zitat:
Dr. Schultz: How do you like the bounty hunting business?
Django: Kill white people and get paid for it? What’s not to like?

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11 thoughts on “Django Unchained (Filmkritik)

  1. Ganz ehrlich gesagt hat mich der Film in Summe nicht vom Hocker gehauen. Die ersten eineinhalb Stunden waren das beste, was seit langem über die Leinwand geflimmert ist – aber dann geht es rasant bergab wie ich finde. Und gerade gegen Ende hab ich mir mehr als nur einmal gedacht: Jetzt sollte der Film mal langsam zum Ende kommen. Vor allem die letzten 30 Minuten haben teilweise wie ein anderer Film auf mich gewirkt. Der Unterhaltungsfaktor (mit vielen überraschenden Szenen) war für mich dann schon sehr gering.

    Die Schauspielerleistungen sind 1A, da brauchen wir nicht diskutieren (ich weiß allerdings nicht, welche C-Klasse Schauspieler, du meinst) und das Tarantino weiß, wie er mit Kamera und Musik umgeht steht für mich auch außer Frage.

    Und gerade deshalb hat mich die letzte Stunde des Films (der immerhin 165 Minuten dauert) enttäuscht, da ich den Eindruck hatte, jetzt fehlen irgendwie die guten und überraschenden Ideen. Das ist nicht mal „Jammern auf hohem Niveau“, sondern von einem Tarantino, der mich 90 Minunten lang begeistern kann, erwarte ich, dass er das auf 165 Minunten durchhält, oder einfach den Film kürzt. Punktum.

    Außerdem würde ich dem Mann gerne mal sagen, dass er aufhören soll selbst in seinem Filmen mitzuspielen – ganz egal, wie klein die Rolle ist – der Mann steht neben A-List-Schauspielern vor der Kamera – wie kann das bitte gut gehen? Eben. Tut es nicht.

    Was die Verhaltensweisen von manchen Charakteren betrifft, die du oben ansprichst, dann kann ich und will ich dir nicht recht geben – für einen Film, der 165 Minuten dauert und der optisch und in Punkto Sound/Musik derart überzeugend ist und GERADE bei einem Tarantino, der immer so für seine Drehbücher und Dialoge gelobt wird, erwarte ich mir, dass die Charaktere in sich stimmig sind. Die Ausrede mit „du hast den Film nicht verstanden“ lass ich nicht gelten, denn wenn Mr. Quentin himself mittlerweile in diversen Interviews beleuchtet, dass er „die dunkle Seite der Geschichte Amerikas auf die Bildschirme bringen will“ (also sozialkritisches Kino machen will! Tarantino! Kann man ja fast nicht glauben), dann muss ich auch den Anspruch stellen können, dass die Sachen Sinn ergeben. Wenn ich mir zusammenreimen will, was passiert ist, dann guck ich mir MEMENTO an.

    Django als Charakter hat mich in keinem Moment (außer am Anfang, als er befreit wird) berührt und als er dann selbstbewußter wird wird er einfach ein unsympathischer Idiot. Ich verstehe die Sache mit der „Rolle“ schon – das bedeutet nicht, dass ich den Kerl mögen muss. Und wenn ich den Kerl nicht mag, dann hab ich ein bisschen ein Problem, weil interessant ist er als Charakter nicht – was hält also mein Interesse am Geschehen am Leben? Zwei Szenen mit ihm sind genial (Kleidungswahl und „I like the way you die, boy“), der Rest okay.

    Meine Motivationskurve/Spannungskurve bei dem Film sah in etwa so aus:
    Bei Beginn: 50%
    nach 10 Minuten: 100%
    nach 30 Minuten: 100%
    nach 60 Minuten: 100%
    nach 90 Minuten: 100%
    nach 120 Minuten: 80%
    nach 140 Minuten: 70%
    nach 160 Minuten: 50%
    nach 165 Minuten: na endlich.

    Und das Ende … tja, das Ende. Das hab ich dann wieder bis zu einem gewissen Grad (von der visuellen Seite her) genial gefunden.

    SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER
    Ist euch aufgefallen, dass Django am Ende GENAUSO aussieht und die gleichen GESTEN und BEWEGUNGEN macht, die Candie die ganze Zeit über machte? Inkl. Kleidung, Zigarette und Co?
    SPOILER ENDE SPOILER ENDE SPOILER ENDE SPOILER ENDE SPOILER ENDE SPOILER ENDE

    Ein auf alle Fälle sehenswerter Film, der aber als mehr verkauft wird als er meiner Meinung nach ist – für mich fehlt auch der „Bösewicht“, denn – alles in allem – ist Candie nicht schlimmer als alle anderen Weißen im Film (auch wenn er ein arroganter Arsch ist), so kann man trotzdem (von den Mandigo-Kämpfen abgesehen) nicht sagen, dass er „seine“ Leute schlecht behandelt hat.

    Um jetzt einem Aufschrei vorzubeugen: Ich bin gegen Sklaverei etc etc etc
    Ich meine damit nur, vom DRAMATURGISCHEN Standpunkt her, gibt es nicht mehr Grund Candie den tot zu wünschen als irgendeinem anderen Kerl in dem Film. Da hab ich „Big Daddy“ zum Beispiel als „Bösewicht“ viel genialer gefunden.

    Das hat mich deswegen enttäuscht, da „Django“ seine „Brunhild“ ja aus den Fängen eines mächtigen, grausamen DRACHEN befreien muss. Diesen Eindruck hat Candie bei mir nicht hinterlassen. Auch wenn DiCaprio genial gespielt hat, keine Frage.

    Achja, ICH FIND ES BESCHISSEN, WENN IN REVIEWS MASSIV GESPOILERT WIRD. Das kann man doch auch schreiben, ohne extrem wichtige Handlungsmomente zu verraten, nicht?

  2. Django Unchained hatte eindeutig einige Längen und litt deutlich darunter, dass einer seiner Hauptprotagonisten frühezeitig starb. Leider war der Charakter des Django nie wirklich sympathisch, stellenweise dachte ich mir sogar, was für ein Arsch der Gute eigentlich ist, wenn er herablassend mit schwarzen Sklaven umgeht, ohne das man das Gefühl hat, dass er eine Show abzieht oder dies irgendwie ungern macht.

    Die Logik blieb stellenweise auf der Strecke, vor allem bei den Verhandlungen mit Monsieur Candie. Da hätte es sicher einfachere Methoden gegeben um Broomhilda käuflich zu erwerben.

    Tarantino sollte meines Erachtens bei der Regie bleiben, denn als Schauspieler hat er nun überhaupt kein Charisma. Als Regisseur schafft er es, selbst in dem größten Gemetzel noch atemberaubend schöne Bilder zu finden. Stellenweise zeigt er schon sehr explizite Gewalt und an mehr als einer Stelle hielt ich mir mehr oder weniger die Augen zu – ja ich weiß, dass ist typisch Tarantino, dennoch muss ich es nicht gut finden.

    Die Schauspieler waren durch die Bank gut gecastet:
    Waltz – Genial, Foxx – Glaubwürdig, DiCaprio – Genial, Jackson – Genial, Washington (die gefühlt einzige Frau im Film, hat übrigens ganz gutes Deutsch in der OV gesprochen) – Unterbeschäftigt. Äußerst lustig in einer kleinen Rolle – Don Johnson, der letzten Endes einer Wurzelbehandlung zum Opfer fällt.

    @ fireagent – Ich weiß nicht wie ich die Message finden soll, dass Django am Ende zu dem wird, was er eigentlich hasst, denn du hast eindeutig Recht. Am Ende übernimmt er die Manierismen von Candie.

    Ich bin an dieser Stelle offiziell neidisch auf Tarantinos Song-Fundus, denn in seinen Filmen sind, wie auch hier, oft wahre Juwelen zu finden.

  3. Nur damit mein Senf hier auch noch drunter steht: die Verhandlungsszene mit Di Caprio hat für mich genau zu seinem Charakter gepasst, war für mich in sich schlüssig und hat sich nahtlos mit dem Rest verbunden. Soweit meine Auffassung dieser einen Sequenz.

    Des weiteren hat mich Tarantino genau gar nicht gestört in seiner Gastrolle, war für mich ein netter Gag dass er dabei war und seine Rolle war so klein und unwichtig, dass meiner Meinung nach kein „echter“ Schauspieler da mehr hätte draus machen können.

    Achja und Tarantinos Liebe zu unguten Gewaltszenen mag ich auch nicht wirklich, besonders in diesem Film nicht , man muss dies also sicher nicht gut finden, man kann aber seine Filme auch durchaus meiden, wenn man das nicht sehen will.

    Bin insgesamt ein Fan seiner Eigenständigkeit und seiner immer erkennbaren, persönlichen Handschrift. Ich mag es, wie er in einigen seiner Filme, perfekte Szenen schaffen kann, die besser nicht inszeniert sein könnten und wirklich das Beste aus den Darstellern rausholen.

    Hab ich deshalb einen seiner Filme jemals ein zweites Mal gesehen bzw. besitze einen auf Blu-Ray/DVD? Nein, aber das hindert mich ja nicht darin, ihn genau für das zu schätzen, was ich eben an ihm gerne habe. Soweit meine Meinung zu ihm/seinen Filmen. Kann ruhig weitermachen der gute Mann, vielleicht schafft er ja irgendwann einen Film, der von vorne bis hinten mit Best Off Szenen voll ist und gleichzeitig nicht zu lange dauert, wer weiß…

    • schön das hier jeder sein meinung haben kann (sei es auch in einer kurve oder in fremdwörtern die einen blick im duden notwendig machen :p)

      ich bin halt der meinung (auch nach lesen eurer meinung) das man den film aus verschiedenen perspektiven sehen kann und das neben den eigenen vorlieben vermutlich auch die erwartungshaltung eine nicht unwesentliche rolle spielt (wenn ein film so gehyped wird kann er nur verlieren)

  4. In meinen Augen ist es keine wirklich neue Erkenntnis, dass 4 verschiedene Leute einen Film aus 4 verschiedenen Blickwinkeln sehen, da es meines Erachtens sonst auch dezent fad wäre, Kritiken zu schreiben, wenn eh Jede/r einer Meinung ist.

    @ Spideragent – Finde ich gut, dass ich nicht als Einzige ein Problem mit der sehr expliziten Gewalt gehabt habe. Wenn man damit gar nicht ungehen kann, hilft es eh nur seine Filme zu meiden, aber davon möchte ich absehen.

  5. „Grüß euch, ihr Armen Teufel!“

    Ich bin von dem Film schwer beeindruckt, meine Erwartungen wurden voll erfüllt! Es ist mein erster Film den ich mit Christoph Walz gesehen habe und er hat seine Sache gut gemacht. Es hat mir auch gut gefallen wie sich der Humor und die explizite Gewalt sich die Waagschale hält.
    Meiner Meinung nach könnte die Rolle von DiCabrio noch mehr „schurkischer“ sein.

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