Der letzte Tempelritter – Season of the Witch (Filmkritik)

Wir schreiben das 14te Jahrhundert. Nach Jahren des Kampfes im sogenannten heiligen Krieg der Kirche, desertieren die beiden Ritter Behmen (Nicolas Cage) und Felson (Ron Perlman), da sie zuvor ohne ihr Wissen ein Dorf angreifen mussten, in dem sich nur hilflose Frauen und Kinder befanden. Nach einigen Monaten des Umherziehens, in denen vor allem Behmen unter seinen vergangenen Taten leidet, werden die beiden als ehemalige Kreuzritter enttarnt und wegen Verrat in das Gefängnis gesperrt.

Dem örtlichen Kardinal (Christopher Lee) sind die Namen der beiden neuesten Gefangenen in seinem Kerker jedoch ein Begriff und so gibt er ihnen eine Aufgabe, nach deren Vollendung sie von allen Anschuldigungen freigesprochen werden. Eine Hexe, die die Pest über das ganze Land gebracht hat, soll sicher in ein weit entferntes Kloster gebracht werden, wo mittels des Buches von Salomon ihre Kräfte vernichtet werden und so die von ihr ausgehende Krankheit wieder besiegt wird. Die Ritter willigen schließlich ein, was sie mitten hinein in das bisher gefährlichste und vielleicht sogar in das allerletzte Abenteuer ihres Lebens führt.

Der-letzte-Tempelritter

Die erste Drehbuchfassung zu „Season of the Witch“ enstand bereits 2000, drei Jahre später kümmerte sich Regisseur Dominic Sena um die Filmrechte, nach einigem Hin und Her wurde im Jahre 2008 dann auch in Nicolas Cage ein Hauptdarsteller gefunden. Im April 2009 wären die Arbeiten am Film eigentlich abgeschlossen gewesen, das Studio jedoch war mit dem Ergebnis nicht zufrieden und ließ unter der Regie eines Anderen zusätzliche Kampfszenen vor dem Greenscreen nachdrehen. Im Jänner 2011 kam nach dieser langen Zeit der Film endlich ins amerikanische Kino, doch solch lange Verzögerungen sind eigentlich immer ein schlechtes Zeichen, was die Qualität des Endproduktes betrifft.

Nun, obwohl Kritiker den Streifen hauptsächlich furchtbar fanden, spricht ein weltweites Einspielergebnis von bisher 71,6 Millionen bei Produktionskosten von 40 Millionen Dollar doch für einen gewissen massentauglichen Unterhaltungswert des Filmes. Und so ist es dann auch. Hier wird solide, atmosphärisch dichte Spannung geliefert, ohne neue Ideen aber dafür wird hier das Altbekannte ohne größere Schwächen und von einem sichtbar erfahrenen Regisseur präsentiert.

Gedreht wurde in Österreich, Ungarn und Kroatien, die so stimmungsmäßig dunkel-kalten Bilder passen wirklich optimal zu der Hoffnungslosigkeit der damaligen Zeit. Die Landschaften und Gebäude wirken so ziemlich authentisch, was die anfänglichen im Studio gedrehten Massenkampfszenen noch umpassender erscheinen lässt. Hier wollten die Produzenten wohl aus einem kleinen, durchaus feinen Gruselthriller zumindest ansatzweise ein Schlachtenepos machen, um eine breitere Masse anzusprechen oder so ähnlich. Fühlt sich nicht homogen an das Ganze, wäre echt nicht nötig gewesen, kann aber zum Glück die Eindrücke der restlichen Kulissen und ihre Ausdrucksstärke nicht wirklich trüben.

Ich bleibe dann auch gleich bei den Effekten, die besonders im Finale beim designen des Dämons nötig waren und nicht wirklich überzeugen können. Die Gesichtszüge entsprechen tausenden anderen CGI- generierten Monstern, die Bewegungen sind holprig, was vor allem bei der Interaktion mit den echten Darstellern negativ auffällt und dem ansonsten eher ziemlich ernst geratenen Film eine Ebene der unfreiwilligen Komik verleiht.

Für die sonstigen Lacher sorgt „Hellboy“ Ron Perlman, der einige trocken sarkastische Sprüche von sich geben kann und mit sichtlicher Spielfreude den erfahrenen Ritter gibt, der schön langsam zu alt für diesen ganzen Blödsinn wird. Neben ihm überzeugte besonders die junge Engländerin Claire Foy als angebliche Hexe, die in ihrer manipulativen Rolle bis kurz vor dem Showdown immer undurchschaubar bleibt und so auch den Zuschauer – was ihre wahren Motive betrifft – auf immer falsche Fährten lockt. Alle restlichen Schauspieler machen ihre Sache ebenfalls gut, fallen aber weder positiv noch negativ auf.

Bleibt nur noch Vielfilmer Nicolas Cage, dessen Karriere wirklich schon mal rosiger ausgesehen hat, da er in letzter Zeit einen Flop nach dem anderen abliefert. Hier spielt er wieder mal auf Autopilot, er ist zwar routiniert genug um glaubhaft zu bleiben, doch ist da kein Funken mehr von Arbeitseifer/Freude/Kraft dahinter. Echt gut ist er nur mehr in irren Rollen, die ihn wohl auch irgendwie fordern (oder seiner Persönlichkeit entsprechen), siehe seine Performances in „Bad Lieutenant 2“ oder „Kick Ass„. Vielleicht macht er ja die meisten Filme nur mehr wegen dem lieben Geld, da er ja angeblich einiges an Schulden hat. Das würde natürlich sein unmotiviertes Spiel erklären.

Mit Regisseur Dominic Sena hat Cage auf jeden Fall einen Regisseur gefunden, der ebenfalls schon bessere Zeiten gesehen hat. Nach dem Brad Pitt Killerthriller „Kalifornia“, den Actionstreifen „Nur noch 60 Sekunden“ mit (Überraschung!) Nicolas Cage und „Passwort: Swordfish“ mit Hugh Jackman, wurde es ruhig um ihn, bis er vor zwei Jahren mit dem Kate Beckinsale Flop „Whiteout“ wieder ein kurzes Lebenszeichen von sich gab. Wie es bei ihm weitergeht? Erfolgreich wohl eher nicht.

Insgesamt ist dies also ein kleiner, mit unnötigen Kampfszenen leicht aufgeblasener Thriller, der vor allem mit den tollen Settings, einer unheimlichen Atmosphäre und teilweise starken Darstellern punkten kann, dabei aber immer schön harmlos bleibt. Trotz der durch Pest entstellten Körper, den dämonisch verzauberten Wölfen und aufmüpfigen Zombie-Mönchen, ist das allgenwärtige in Amerika beliebte PG13 Rating mehr als spürbar. Auf Grund der doch recht düsteren Grundhandlung – was sowohl den realen Hintergrund als auch den übernatürlichen Bereich betrifft – wäre hier ein härterer Film für ein erwachseneres Publikum durchaus wünschenswert gewesen.

Season of the Witch bekommt von mir 7/10 auf Grund der mangelnden Konkurrenz auf diesem Gebiet, doch nicht so schlecht abschneidende Empfehlungspunkte.


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