Saints Row IV (Game-Review)

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Da rettet man/frau die Welt vor einem Terroranschlag mit Atomrakete, schließt mit dem eigenen Leben ab und ehe man sich versieht landet man/frau im Weißen Haus und wird Präsident. „Nur“, weil man die Welt bzw. Amerika gerettet hat. Wenn das mal nicht einfach war. Aber so ist das Leben als Saint nun einmal: Als Saint hat kennt man/frau keine Grenzen.

Die schwersten Entscheidungen im Leben sind ab jetzt, ob zuerst der Welthunger gestillt wird oder doch der Krebs besiegt. Viel tragischer natürlich die Frage, wie viele Strip-Stangen eigentlich im Weißen Haus Platz haben. Aber wenn die Umfragewerte sinken, bleibt nichts anderes zu tun, als eben eine Pressekonferenz zu halten.

Just in diesem Moment kommt die Warnung: Alien Invasion. Kinzie hat uns ja bereits vorgewarnt, aber hm. Wir sprechen hier von Kinzie, oder? Als dann plötzlich doch Aliens einfallen und alle Leute mit einem Durchschnitts-IQ über einem Plastiksack entführen, gilt es die Welt zu retten, denn Zinyak und seine Aliens sind da – und sperren uns zur Unterhaltung in eine Matrix-ähnliche Welt. Was Zinyak nicht weiß, wissen wir schon längst: „Even here the saints rule!“

Das ehemals als DLC geplante Paket „Enter The Dominatrix“ zu Saints Row: The Third wurde – nachdem der Publisher bankrott ging und die Rechte an Koch Media gingen – aufgeblasen und als eigenständiges Spiel namens „Saints Row IV“ veröffentlicht. Was natürlich ein paar Nachteile hat: Zum einen ist die Grafik auf dem Stand vom Vorteil – da hat sich überhaupt nichts geändert. Zum anderen ist der Schauplatz vom vierten Teil genau der gleiche (zum großen Teil) wie im Vorteil – mit dem Unterschied, dass es ziemlich dunkel ist und überall metallische Zin-Teile herumstehen. Auch einige der Nebenaufgaben sind denen aus dem Vorgänger sehr ähnlich. Wie kann das also Spaß machen?

Da gibt es zum Einen die Charaktere, die einfach grandios sind – über den/die Anführer/in der Saints (muss jeder Spieler selbst entscheiden) braucht man keine großen Worte verlieren, der/die dumme, anarchistische und destruktive (aber loyale und irgendwie sympathisch-direkte) Figur ist ohnehin super. Was viel wichtiger ist, sind die Nebencharaktere und die haben es auch in Saints Row IV wieder in sich – von der absolut abstrusen Handlung mal gar nicht zu reden.

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Die Story-Missionen sind wieder ein Traum – die Aktionen, die man liefert allerdings weniger, denn der Humor im vierten Teil kommt weniger aufgrund der absolut absurden und skurrilen Momente, sondern aufgrund der vielen Anspielungen auf etliche Jugend-, Pop- und überhaupt-Kultur der letzten Jahre.

Das beginnt bei einzelnen Missionen (so spielt man eine Mission als Superagent und muss permanent Lichter ausschießen, damit man die Wachen erledigen kann. Danach kriecht man in eine Schachtel und „schleicht“ mit dieser durch eine Lagerhalle – während die Spielfigur sich darüber beschwert, wie absurd das ist und warum das keiner durchschaut und ob die alle blöd sind und gleichzeitig die Wachen völlig durchgeknallte Gespräche führen und bei ihrem Ableben dämliche (klassische andere Spiele durch den Kakao ziehende) letzte Worte hauchen. Hallo „Splinter Cell“ und „Metal Gear Solid“).

Das hat als Gamer den Vorteil, dass man permanent breit Grinsen muss und oftmals (durch die Kommentare / Gespräche der beteiligten Figuren) auch laut auflachen.

Die Begleiter sind – zum Glück – so super wie eh und je. Mein absoluter Favorit Kinzie ist wieder retour und hat weit mehr „Screentime“ als im Vorgänger – was ich absolut positiv finde. Dazu kommen Shaundi, Matt Miller und Pierce, die allesamt aus dem Vorgänger(n) bekannt sind. Neu dazu stoßen zB die MI6-Agentin Asha, genauso wie Keith und Ben, die beide als Berater für den Präsidenten (also uns) gearbeitet haben und die Cyberdrone CID.

Neu ist – da wir uns ja in einer Simulation befinden -, dass wir Superkräfte entwickeln, so können wir später extrem schnell laufen, über Hochhäuser springen, telekinetisch Dinge herumwerfen und Erdbeben-stampfen. Super! Das macht Laune. Nach einer Weile fragt man sich unweigerlich, warum der Saftsack NEO so ewig lang gebraucht hat, um in der Matrix aufzuräumen.

Das an sich schon absurde und dadurch viel ermöglichende Setting hat aber einen großen Nachteil, genauso wie einen großen Vorteil:

Der Vorteil: Volition (die Entwickler) können sich nach Belieben austoben und brauchen sich weder geografisch, physikalisch noch sonst irgendwie zurückhalten, was in herrlich schrägen Missionen mündet.

Der Nachteil: Da all das durch die Computersimulation erklärt wird, ist die Skurrilität der Mission und der damit verbundene „Wie herrlich irre ist das denn?“-Effekt halt um ein großes Stück gedämpft, denn man kann ja ohnehin mit allem rechnen. Damit sind die IdeeN zwar wirklich großartig, kommen aber nicht so unerwartet überraschend wie im Vorgänger „Saints Row: The Third“.

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Immerhin bieten die Dialoge in der Haupthandlung wieder grandiose Witze, denn Saints Row IV lebt zum größten Teil wirklich von den Dialogen zwischen den Charakteren, die während der Mission und Nebenmissionen immer wieder geführt werden und herrlich schräg und unterhaltsam sind. Wenn zum Beispiel Kinzie wieder ihr „Cyber-Bla-Bla“ verzapft und der Meinung ist sich verständlich auszudrücken, während der „Boss“ nichts versteht und sie darum bittet, das ganze nochmal klar auszudrücken. Was Kinzie mit einem „Ach, ich bin einfach zu intelligent für euch alle“-Seufzer dann auch macht. Der Boss freut sich mit den Worten „Wenn du weiterhin so sprichst, dass ich verstehe was du sagst, dann kauf ich dir ein Pony!“ – darauf folgt eine kurze Pause und Kinzie antwortet: „Das ist eine Lüge.“ Woraufhin der Boss seufzt und meint „Du kennst mich zu gut“.

Alles in allem ist Saints Row IV ein verdammt gelungener, runder Spaß, der in Sachen Humor und Überdrehtheit nur von seinem Vorgänger übertroffen wird. Technisch halt halbwegs veraltet, aber darüber sieht man relativ rasch hinweg – ein Saints Row spielt man auch nicht der Grafik wegen.

Vergleiche mit GTA halte ich mittlerweile für völlig unnötig, weil die Saints für mich in einer völlig anderen Liga spielen. Das alte Credo stimmt immer noch: „Don’t mess with the Saints!“ Egal, ob wir in den Nebenmissionen Tron-like durch Neongänge flitzen, im „Super Fight Club“ alte Endgegner in den Grund und Boden stampfen (mit Superkräften ausgerüstet), oder einfach nur zum grandiosen Soundtrack der grandiosen Radiosender („The next song is a classic, although I don’t get the lyrics – here’s Blurs‘ Song 2!“) Wolkenkratzern emporlaufen und dann durch die Stadt gleiten (zeitgleich begann bei mir In Flames „Deliever us“ zu spielen – Hammerfeeling!) – die Sache macht rundum Spaß und mir wurde selbst beim xten Stützpunkt aufräumen nicht langweilig, weil ich zwischenzeitlich entweder eine neue verrückte Waffe (ich sag nur: Schwarzes-Loch-Werfer) oder neue Superkräfte (Mind Control!) bekommen habe. Auch das „Hacken“ von Geschäften finde ich super, weil das Minispiel zwar sehr einfach, aber gerade bei späteren (34 sind es in Summe) Level teilweise echt mehrere Versuche meinerseits gebraucht hat und ich mir jedes Mal ein „HA!“ entkam, wenn ich es geschafft hatte.

Mein Spiel des Jahres ist bereits im August gekommen – sicher gibt es Spiele, die besser aussehen (Crysis 3), eine stimmigere/ernstere Story haben (Bioshock: Infinite) oder von mir aus sogar Open World besser nutzen (GTA) – aber nichts kommt an meine Lieblingschaoten/Anarchisten der Saints ran – wenn ich auch, wie erwähnt, Teil 3 aufgrund des Settings witziger fand, so war es auch nicht ganz so abgedreht und anarchistisch.

Was beide Spiele gemeinsam haben: Ob der einen oder anderen Story-Wende bin ich schon mal mit heruntergeklappten Kinn dagesessen und fragte mich, ob die das jetzt tatsächlich durchgezogen haben. Enjoy!

„Saints Row IV“ bekommt von mir 8,5 von 10 möglichen die Matrix verwüstende Punkte

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