Halo 4 (Game-Review)

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Der Master Chief ist zurück, und er ist in absoluter Bestform. Das ist wohl das Wichtigste an Halo 4, weshalb es gleich eingangs festgehalten sei. Der „Chief“ ist nicht nur kampferprobter, sondern auch menschlicher denn je, und wie seine Fähigkeiten langsam im Verlauf der Handlung zum Vorschein kommen, auf die Probe gestellt werden und schließlich wieder einmal zur Rettung der Menschheit beitragen, das ist große Klasse. Witzigerweise steht der „Chief“ eigentlich nur indirekt im Zentrum der Aufmerksamkeit, denn es ist der vielleicht hübscheste AI-Charakter der nahen Zukunft Cortana, der den Plot vorantreibt.

Cortana ist es auch, die den Master Chief aufweckt, weil sie meint, Gefahr sei im Verzug. Die Interaktion zwischen Cortana, der aufgrund ihres für AI-Kreaturen bereits langen und allzu erfahrungsreichen Lebens zeitweise ein wenig die Sicherungen durchbrennen, und Master Chief John zieht den Spieler gekonnt in ihren Bann. Freilich ist die Gesamthandlung komplexer, zumal auch die Vorgeschichte der Super-Soldaten weiter ausgeleuchtet wird. Für alle Erzählstränge gilt, dass sie mittels bestens animierter Cutszenes erzählt werden. Und auch die Überblendungen von den Zwischensequenzen hinüber ins unmittelbare Spielgeschehen sind wunderbar fließend ausgefallen.

Dass die Figuren so komplett und nachvollziehbar wirken, zeugt von großem Fingerspitzengefühl bei der Entwicklung des Spiels. Im Vergleich zu dem vor zwei Jahren erschienenen „Halo Reach“ entwickelt „Halo 4“ einen richtigen Sog, aus dem man erst nach Komplettierung des Titels wieder heraus kommt, sofern sich dann nicht umgehend der Multiplayer-Modus zum unterbrechungsfreien Weiterzocken anbietet. Erstaunlich also, dass „Halo 4“ der Erstling des Microsoft-eigenen Entwicklerhauses 343 Studios ist, einer Softwareschmiede, die extra gegründet wurde, damit Bungie ihm das Zepter der „Halo“-Serie eines Tages übergeben würde. Und dies ist offenbar mit großem Erfolg geschehen.

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Das Gameplay mag zwar vom Prinzip her altbekannt sein, wirkt jedoch keineswegs wie eine müde Neuauflage. Der Nahkampf ist vielseitiger geworden (und besser animiert), zudem gibt es neue Waffen, deren Sounds allesamt neu aufgenommen wurden. Das Ergebnis ist, dass das Waffenarsenal im Spielverlauf seine Facettenvielfalt unter Beweis stellt und sowohl visuell als auch klangtechnisch bestens zur Geltung kommt. Eine Erweiterung des Gameplays sind die hinzugekommenen Quicktime-Event-artigen Einlagen, bei denen mitunter nicht ganz klar ist, wie stark der Spieler wirklich die Handlung mitgestaltet. Die gute Einbettung dieser Spielelemente in die restliche Action sorgt aber dafür, dass sie sehr unterhaltsam sind und das Spiel abrunden.

Visuell ist „Halo 4“ das vielleicht bestaussehende Spiel, das die xBox 360 je hatte. Dieser Titel kann ein wesentlicher Grund sein, sich für Microsofts Konsole zu entscheiden, und zwar noch mehr, als es schon bei „Halo 3“ oder „Halo Reach“ der Fall war. Angesichts der differenzierten Texturen, der detailreichen Welten und aufwändigen Zwischensequenzen in hoher Auflösung verwundert es nicht, dass sich der Titel über zwei Spiele-Discs erstreckt. Für kurze Ladezeiten empfiehlt es sich, den Inhalt beider Silberscheiben auf die eingebaute Festplatte der Konsole zu installieren (sofern vorhanden). Speziell bei älteren xBox-Modellen kann man sich dann auch – aufgrund der Lärmreduktion, das DVD-Laufwerk ist ja häufig nicht das leiseste – besser auf den orchestralen Score konzentrieren.

Ein traditionell großer Pluspunkt bei „Halo“-Titeln ist der starke Multiplayer, der auch dieses Mal mit seinem Umfang und Abwechslungsreichtum auftrumpft. Viel Spaß zu zweit macht der Ko-op Modus, wer hingegen eine große Bühne und einen Riesenhaufen Gegner schätzt, kann bis zu 15 andere Spieler via Internet-Verbindung herausfordern. Damit die Kampfumgebungen und Aufgabenstellungen nicht so schnell ausgehen, legt Microsoft in den kommenden Wochen beständig nach: Wer über eine Gold-Mitgliedschaft von xBox live verfügt, darf sich über zehn Zusatzinhalte freuen.

Wer Shooter mag, ist bei „Halo 4“ allerbestens aufgehoben. Da die xBox 360 bereits in ihrem letzten Jahr als Microsofts aktuelle Konsole ist, ist wohl kein besseres Spiel im Shooter-Genre für diese Plattform mehr zu erwarten.

Wir geben „Halo 4“ 9,0 von 10 Empfehlungspunkte


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