Three Blind Mice (Filmkritik)

Abi (May Kelly) hat ein Problem. Auch wenn sie es nicht zugeben will. Ihre ganze Familie inklusive der besten Freundin, hat sich versammelt, um dieses Problem mit ihr zu besprechen. Aber Abi leugnet das Problem. Sie hat ja keines. Die anderen sind einfach gegen sie. Aus irgendeinem Grund, den sie nicht nachvollziehen kann. Das typische Verhalten von Drogenabhängigen. Alle anderen sind schuld.

Aber da allen anderen klar ist was hier passieren muss, wird Abi kurzerhand eingepackt und in ein Haus mitten im Wald verfrachtet. Es geht hier um ihre Zukunft und es gibt nur eine Lösung: Kalter Entzug. Die gesamte Familie ist mitgekommen und will ihr helfen. Nur will Abi das halt nicht.

Als sie dann mit ihrem Vater im Wald steht – sie wollte davonlaufen – und sich so etwas wie zarte Bande des Verständnisses entspinnen, passiert es: Der Vater wird von einem Armbrustpfeil niedergestreckt und plötzlich geht es nicht mehr um einen kalten Entzug, sondern darum nicht kaltgemacht zu werden. Von irgendwelchen humanoiden Monstren, die seltsamerweise wie mutierte Riesenmäuse aussehen …

Das fängt ja gut an. Und das meine ich ernst. Der Film fängt wirklich gut und spannend an. Da flieht ein Mädchen vor einer Gefahr, die wir nicht sehen, trifft auf einen Mann, der an sich dubios wirkt, sie aber rettet und ihr naheliegt still zu sein. Dann fliehen sie gemeinsam. Man merkt, dass sie gejagt werden. Sie wirken gehetzt. Da kommt was auf sie zu. Und dann werden sie – große Überraschung – entdeckt. Und es wird blutig.

Das ist der Einstieg in „Three Blind Mice“ und ich muss zugeben, der ist wirklich gelungen. Man merkt zwar schon relativ rasch, wo die Schwächen des Films liegen werden, aber nichtsdestotrotz kommt Spannung auf. Dann kommen die „richtigen“ Protagonist:innen ins Spiel und auch der Grund, warum ich mir diesen Film hier angesehen habe: May Kelly als Abi, nämlich. Und ich muss gestehen: Die Frau kann das grundsätzlich. Hier sieht man ein schauspielerische Seite, die sie in den anderen Produktionen, in denen ich sie gesehen habe, nicht hatte und man merkt, dass sie es durchaus drauf hätte. Man könnte mir jetzt unterstellen, dass mein positiver Eindruck auch am (englischen Original-)Ton liegt, denn ihr Akzent … der hat schon was. Aber allein die ersten Szenen mit ihr und ihrer Familie und wie sie danach vor dem Spiegel steht, sich Drogen reinpfeffert und dann ihrer Mutter gegenübersteht … da merkt man schon was für Gefühle in ihr herumschwirren, allein an der Körperhaltung und der Mimik.

Freilich – davon ist dann später, wenn die Action (nennen wir es mal so) losgeht nicht mehr so viel übrig. Da ist dann primär ängstlich gucken und kreischen angesagt, aber ja, es freut mich einfach, wenn ich positiv überrascht werde.

Auch die anderen Figuren im Film sind nicht nur als Kanonenfutter da, sondern haben einen Grund vor Ort zu sein. Und auch innerhalb der Familie ist nicht alles eitel Wonne – große Überraschung. So gibt es durchaus Spannungen zwischen Abi und ihrem Bruder, weil dieser der Meinung ist, dass sie die Familie kaputtmacht. Das alles wird dann in eine bedrohliche Situation gepresst und eskaliert. Da kommen durchaus super Szenen und Momente daher. So wächst der Bruder über sich hinaus, rettet quasi die Situation, nur um dann vor den Augen der anderen doch noch brutal und kläglich zu scheitern. Das alles ist durchaus gut gemacht, cool gefilmt und auch die schauspielerischen Leistungen passen. Alles kein Material für riesengroße Emotionen, aber das habe ich alles schon viel schlechter gesehen. Tatsächlich war es so, dass ich mir bei manchen Todesfällen dachte: „Nein, bitte nicht!“. Das hat alles also durchaus was bei mir ausgelöst.

Für so ein kleines, und eigentlich trashiges Filmchen, durchaus ein Erfolg, würde ich sagen.

Was die nächsten Zeilen natürlich umso bitterer macht. Denn der Film hat ein riesengroßes, wirklich riesengroßes Problem beim Sounddesign. Und ich meine nicht den Ton, sondern die Geräusche bzw. Geräuscheffekte. Wir sind es ja mittlerweile in Filmen gewohnt, dass die Geräusche bzw. die Soundkulisse, die uns begleitet überlebensgroß ist. Messer, die gezogen werden machen dieses metallische „zing“. Dinge, die kaputt gemacht werden, mach nicht „krach“, sondern KRACH!!!. Oder wenn jemand, sagen wir, von einem Armbrustpfeil getroffen wird, dann ist das nicht ein „plupp“, sondern ein fettes „STACK!!“.

Nun. Hier nicht. Hier passieren schlimme Dinge, die ich nicht höre. Ich sehe zwar, dass – um bei diesem Beispiel zu bleiben – der Vater von Abi einen Armbrustpfeil in den Rücken bekommt, aber ich spüre es nicht. Weil der Ton dazu so dermaßen belanglos ist, als wäre er beim Spaziergehen auf einen Haufen Blätter getreten. Und das zieht sich durch den ganzen Film. Der Film ist nämlich streckenweise richtig brutal: Da werden Köpfer zerschmettert, Münder zugnäht, Krallen zerfetzen Rücken und Körperteile und eigentlich müsste man die ganze Zeit über arge und schlimme Geräusche hören und … was man tatsächlich hört klingt wie ein verkniffener Pups am WC. Nichts. Gar nichts. Eigentlich könnte man „Three Blind Mice“ als Lehrfilm nehmen, wie sehr ein mangelhaftes, fehlendes Sounddesign einen kommpletten Film kaputtmachen kann. Denn das tut es.

Und ich frage mich, wie so etwas passieren kann? Die Masken sehen gut aus. Die Effekte sind für diese Art Film und mit diesem Budget absolut in Ordnung. Das Schauspiel … passt und ist teilweise sogar gut. Das Drehbuch an sich ist auch absolut in Ordnung und manchmal sogar richtig gut. Aber das Sounddesign macht das alles kaputt. Wie kann man das nicht merken? Sogar Z-Movie-Filme wie „Müll – der (einzig wahre) Trashfilm„, die einen wirklich schlechten Ton bei den Dialogen haben, schaffen es bzw. haben wohl die Wichtigkeit von „guten“ Geräuschen erkannt. Und ein Film wie dieser hier, der offensichtlich weit mehr Budget hatte, übersieht sowas?

Schade, kann ich nur sagen. Schade.

In Summe bleibt also ein Film, der Potential gehabt hätte um zu einer Trashperle zu werden. Ein Creature-Feature, welches zwar vermutlich keine Preise gewonnen hätte, aber doch im oberen Drittel mitspielen würde. Und dann verbaut man sich das selbst, weil man auf das Sounddesign … vergisst? … pfeift? … ich weiß es nicht. Ich kenne solche Totalausfälle eigentlich nur von den billigsten Billigproduktionen (Ich gucke in deine Richtung, „Alice in Murderland“ oder „Lizzie Borden’s Revenge„).

„Three Blind Mice“ bekommt von mir (leider) trotz vorhandenen Potentials nur 4 von 10 möglichen, am Sounddesign kläglich scheiternde, Punkte.


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