Drei Jahre ist es her, dass vier Neonazis in ihr Zu Hause eingebrochen sind und Beckys (Lulu Wilson) Vater getötet haben. Sie war damals erst 13 Jahre alt und dennoch hat sie es auf nicht gerade zimperliche Art und Weise geschafft, die Gangster für ihre Taten zu bestrafen aka zu töten. Seitdem flüchtet sie gemeinsam mit ihrem Hund Diego immer wieder von ihren Pflegefamilien, bis sie vor einiger Zeit bei einer älteren Dame untergekommen ist, die keine Fragen stellt.
Becky verdient brav ihr Geld und zwar als Kellnerin, wobei sie es immer wieder auch mit schleimigen Typen zu tun hat, gegen die sie sich aber durchaus zu wehren weiß, indem sie beispielsweise einem Kerl Kaffee in den Schoß schüttet. Genau dieser Typ gehört jedoch zu einer faschistischen Organisation namens „Noble Men“ und die verstehen so gar keinen Spaß, weswegen die ältere Lady kurz darauf tot ist, Diego entführt wird und Becky wieder mal so richtig wütend wird…
Becky stammt aus dem Jahr 2020 und ist bis auf ein paar böse Momente, bei denen man grinsen muss, im Prinzip ein sehr ernster Film. Dieses mal übernahmen mit Matt Angel und Suzanne Coote zwei andere Regisseure das Ruder, wobei auch das Drehbuch von ihnen stammt und Angel auch eine Nebenrolle übernommen hat. Lulu Wilson ist als Becky wieder mit dabei und hat mit den Filmemachern gemeinsam an den Ecken und Kanten von Becky als Charakter gefeilt.
Die haben sich laut Interview von Filmen wie Kick Ass und der Filmographie von Edgar Wright inspirieren lassen und wollten der Sache einen lustigeren Unterton verpassen. Dabei war es ihnen wichtig die Verbindung zwischen der offensichtlichen Gefahr und den comichaft leichten Momenten zu schaffen. Das kommt besonders nach dem Finale zur Geltung und ein möglicher dritter Teil wäre dann offensichtlich ein ganz anderes Kaliber.
Aber zurück zu diesem zweiten Teil. Wie hat sich das Gemetzel vor drei Jahren auf Becky ausgewirkt? Nun sie hat Tagträume darüber, wie sie lästige Kunden tötet, ansonsten führt sie aber ein ruhiges, zurückgezogenes Leben. Bis auf das Kampf-Training, dass sie immer wieder absolviert, man weiß ja nie, wann sie das wieder mal brauchen kann. Als es dann soweit ist, reagiert Becky genau so, wie wir es erwartet haben und macht dabei keine Gefangenen.
Wie beim ersten Teil sterben dabei nicht viele Menschen – um genau zu sein tötet sie wieder vier – jedoch sterben diese schön blutig. Der Erstling war dabei durchaus noch brutaler, dafür ist Becky nun einfach witziger, da sie sich teilweise auch mit den Tätern spielt und trockene Sprüche auf Lager hat. In ihren schönsten Momenten hat sie mich dabei sogar an Hit-Girl (aus Kick Ass) oder Tiny Tina aus den Borderlands Spielen erinnert.
Lulu Wilson (Annabelle 2) schafft hier mit Becky endgültig eine kultverdächtige Figur (was manchen wohl schon nach dem ersten Teil klar war), von der man gerne mehr sehen möchte. Sie tötet böse Menschen, ohne mit der Wimper zu zucken und hat dabei auch noch ihren Spaß. Die Wahl des Oberschurken ist nach Kevin James nun erneut auf einen Darsteller gefallen, der eigentlich auf Komödien abonniert ist.
Sean William Scott (bei dem die Menschen wohl immer an seinen Stifler aus American Pie denken werden) ist Darryl und ähnlich wie James legt er seinen Schurken sehr ruhig an, mit dem Potential plötzlich zu explodieren. Als er einem neuen Rekruten eine Geschichte erzählt, ist das richtig unangenehm und man erwartet ständig, dass er ihm gleich den Hals umdrehen wird. Die anderen bösen Jungs verachtet man einfach, doch vor ihm hat man einen gewissen Respekt.
Mir hat der Weg in die Richtung der satirischen Übertreibung, die der Grundstory sowieso innewohnt, sehr gut gefallen. Wer nach mehr Ernsthaftigkeit oder mehr Härte sucht, dem wird aber das Original glücklicher machen. Von den gezeigten Tagträumen, über die Sprüche bis hin zu den „Over the Top Kills“ macht das hier einfach Spaß und nimmt sich dabei auch durchaus Zeit, damit man die Figuren außerhalb von Extremsituationen beobachten kann und so besser kennen lernt. Ich hoffe auf jeden Fall auf Teil 3 und werde Becky ganz nebenbei mal beim Suicide Squad (der James Gunn Version) anmelden.
„The Wrath of Becky“ bekommt von mir 8/10 niemals ohne Konsequenzen den Hund attackieren könnende Empfehlungspunkte.