Matriarch (Filmkritik)

Laura (Jemima Rooper) ist mit Sicherheit nicht die netteste Person, die man kennen kann. Deshalb „stirbt“ sie auch an einer Überdosis. Oder auch nicht. Denn sie kommt wieder auf die Beine, hat aber … Folgeschäden. Deshalb geht sie auch zurück in ihre Heimatstadt und wohnt dort bei ihrer Mutter Celia (Kate Dickie). Die beiden haben jedoch ein eher … kompliziertes Verhältnis.

Und je länger die gute Laura in ihrer Heimat bleibt, desto komplizierter wird alles. Die Leute sind nett, aber teilweise zu nett. Und sie sind seltsam. Und ihre Mutter, nun, wie gesagt, die Beziehung ist kompliziert, aber vielleicht, nur vielleicht, steckt da noch etwas viel Dunkleres dahinter …

Die Menge an Filmen, die in düsteren, kleinen Städtchen spielen, hat entweder zugenommen oder ich habe einfach ein paar in Folge erwischt. „The Cursed„, „Men“ und jetzt „Matriarch“. Optisch fühlen sich die Filme in etwa gleich an. Düster, dreckig, weit weg von AAA-Blockbustern und auf keinen Fall bunt. Erdig. Passt ja auch zu den Themen.

Ben Steiner (Regie, Drehbuch) hat auf jeden Fall ein gutes Händchen für ungute Bilder und Situationen. Und auch die Mutter-Tochter-Beziehung von Laura und Celia hat er meiner Ansicht nach gut eingefangen und manche diese Situationen sind absolut verstörend. Vor allem die Bösartigkeit von Celia (oder was, was wie Bösartigkeit wirkt) ist richtig gemein.

Allerdings kommt dann er übernatürliche Teil ins Spiel und hier wird die Sache … schräg, abstoßend und irre. Das ist ja an sich keine schlechte Sache, sondern passt perfekt. Gerade ein Film mit solch einer Storyline sollte ja auch genau diese Dinge beinhalten.

Trotzdem funktioniert der Film für mich nicht. Leider. Aber das fing schon bei der ersten Szene an. Ein nackter Mann, der in dreckigem, düsteren schwarz-weiß (oder fast) in einen Sumpf, nun, „schwimmen“ geht. Ja, das ergibt am Ende Sinn, aber der Weg dahin ist lang. Und anstrengend. Das liegt meiner Ansicht nach daran, dass der ganze übernatürliche Handlungsstrang erst relativ spät losgeht, dann aber (für mich) gefühlt von Null auf Hundert in fünf Sekunden. Da sind dann schon ein paar sehr verstörende Bilder dabei, in Bezug auf Nacktheit und Brüste und Stillen und so weiter. Die Metapher ist klar und wenig subtil, aber die Bilder sind dennoch eindringlich. Eben, weil es sich hier um keine Hollywood-Alle-sind-aus-Hochglanz-Magazinen-Menschen handelt, sondern um Normalsterbliche, wie euch und mich. Das macht es noch eine ganze Ecke unangenehmer anzusehen, wie ich finde.

Und ja, ich fand den Film gesamt einfach unangenehm anzusehen. Das lag für mich zu einem Teil an der Optik von Jemima Rooper. Ihre Gesichtszüge sind wirklich hart, da ist nichts Weiches drin, da ist alles, was sie macht irgendwie … heftig, hart oder unsympathisch. Ich gehe davon aus, dass das eine bewusste Entscheidung der Regie war, aber es hilft halt nicht, wenn die Hauptfigur eines Films eine Unsympathlerin erster Güte ist. Und ihre Mutter übrigens auch. Wie – was ich noch erwähnen sollte – ohnehin so gut wie alle in diesem Film.

Die Offenbarung oder Auflösung oder wie immer man das am Ende nennen möchte, hat bei mir nicht funktioniert. Ja, ich war neugierig, was das alles soll. Aber es ist halt trotzdem so, dass es so viele kleine Städte mit Geheimnissen gibt und dieses hier ist halt leider keine Besonderheit. Die Effekte sind halbwegs okay, wenn auch klar also solche erkennen. Ein paar der Design-Elemente sind ebenso verstörend. Zumindest könnten sie das für euch sein, wenn ihr ein Problem mit, nun, Schambehaarung und … Tentakel habt.

Alles in allem ein Film, den ich die gesamte Zeit über als unangenehm fand, ihn aber dennoch zu wenig spannend und die Figuren zu unsympathisch, um emotional involviert zu sein. Klar wollte mein Kopf wissen, was Sache ist und ob alles zusammenpasst am Ende, aber was mit den Figuren an sich passiert war mir völlig egal. Auch die „hochdramatische Auflösung“, was es mit Laura und ihrer Mutter auf sich hat, hat bei mir gerade mal ein Schulterzucken ausgelöst.

Sicher, es ist Ben Steiners zweite Regiearbeit bei einem Langspielfilm und das hat die Sache sicher nicht leichter gemacht, denn im Grunde ist „Matriarch“ ein ziemlich ambitionierter Film. In diesem Fall finde ich allerdings, dass weniger mehr gewesen wäre. Hätte man sich den übernatürlichen Anteil gespart und rein auf die Mutter-Tocher-Beziehung konzentriert, dann hätte das hier ein richtig feiner Pschothriller werden können.

„Matriarch“ bekommt 5 von 10 möglichen, immerhin eine unangenehme, unheimliche Stimmung verbreitende, Punkte.


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