Best Of Worst Case: Crocodile Island (Filmkritik)

Während einem Flug über die „Devil’s Sea“, angeblich das Bermudadreieck von Asien, stürzt ein Flugzeug ab, weil kleine Flugsaurier (nicht Vögel – Flugsaurier) gegen die Maschine knallen, ein Triebwerk zum Explodieren bringen und es so flugunfähig machen.

An Bord sind Lin Hao (Gallen Lo) und seine Tochter Yi (Liao Yinyue), sowie deren Freund, mit dem Papa keine rechte Freude hat. Natürlich überleben sie und noch ein paar andere. Lin Hao hat seine Tochter ein paar Jahre nicht gesehen und ihr passt es überhaupt nicht, dass er plötzlich wieder da ist und sich aufspielt, als hätte er ein Recht, ihr zu sagen, was Sache ist.

Aber dieses Thema gerät rasch ins Hintertreffen, denn auf der Insel, auf welcher sie gelandet sind, ist irgendetwas schief gelaufen. Tatsächlich sind mutierte Tiere auf der Insel. Von einem riesengroßen Krokodil angefangen, über wirklich, wirklich große Spinnen, ist hier viel Gefahr unterwegs.

Was soll ich sagen? Wenn die Tagline auf der DVD lautet „Skull Island war nur Sightseeing“, dann weiß man, dass es tatsächlich nur ein Trash-Film sein kann, der sich selbst nicht ernst nimmt und die Charaktere links liegen lässt, pseudo-familiäre Konflikte in den Mittelpunkt stellt und noch dazu schlechte Effekte hat.

Und ja. Stimmt alles. Bis auf eine Sache. Leider die Wichtigste: Der Film nimmt sich absolut ernst. Und zwar so richtig.

Das könnte jetzt der Grund für ganz viele Lacher sein, aber dem ist nicht so. Es mag daran liegen, dass ich die Originalsprache des Films leider nicht spreche und deshalb auf die deutsche Tonspur wechseln musste, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er im Original wirklich viel besser ist. Ich meine, ja, es gibt ein paar Szenen im Film, die gut sein könnten und sogar emotional berühren.

Zum Beispiel: Es gibt eine schwangere Frau an Bord, die mit ihrem Partner unterwegs ist. Und diese beiden stellen ein wenig das Herz das Films dar. Sie sind einfach beide liebenswürdig, kümmern sich – trotz ihrer gortgeschrittenen Schwangerschaft und damit einhergehenden Sorgen um ihr Wohlergehen – absolut auch um andere. Und ja, was soll ich sagen, der gute Mann stirbt später, weil er sich opfert, um seine Frau und ein paar andere Leute entkommen zu lassen. Das hätte ins Herz gehen müssen, würde ich meinen, weil er wirklich, wirklich der netteste und sympathischste Charakter im Film ist. Tut es aber nicht.

Und das liegt daran, dass der Film einfach zu schlecht geschnitten (und gespielt) ist, um wirklich zu funktionieren. Die Action-Szenen sind zu langsam geschnitten. Im Regelfall kann man sagen, dass die Kamera bzw. das Bild immer eine Sekunde zu lang in der aktuellen Einstellung bleibt, um auch nur im Ansatz so etwas wie Dynamik oder sogar Spannung zu erzeugen.

Dass die gesamte Handlung und sogar die Abläufe der Actionszenen 1:1 nicht nur aus dem Lehrbuch sind, sondern jede/r der oder die das erste Mal einen Film macht und auf Nummer sicher gehen möchte, würde die Szenen so arrangieren. Da ist nichts, was irgendwie mitreißt, oder, einen Schritt darunter, Zuseher:innen bei der Stange halten könnte. Nichts.

Dazu kommt noch, dass der Hauptcharakter einfach ein A****loch ist. Punkt. Da gibt es keine Diskussion. Gibt es die Aufopferung? Gibt es die später Einsicht der Tochter, dass Papi sie doch liebt? Gibt es die Versöhnung von Vater mit Love-Interest?

Braucht ihr drauf wirklich eine Antwort? Wenn ihr sie nicht kennt, dann werdet ihr es nie erfahren, denn diesen Film könnte ihr euch schenken. Außerdem wird euch die „Charakterentwicklung“ (ich hatte gerade ein schlechtes Gewissen gegenüber diesem Wort, weil ich es hier verwendet habe) sowas von kalt lassen, dass euch die Antwort dieser Fragen sogar während dem Film egal sein wird.

Sehen die Monster immerhin gut aus? Ja. Schon. So lange sie sich nicht bewegen.

Oh – ich habe dann noch die beiden Nebenfiguren vergessen, die spannenderweise auch dabei sind: Die Influencerin und der Typ, der auf dem Weg zu einer Herzoperation war. Nur, damit ihr euch nicht wundert: Sie läuft in große Spinnweben und dann klebt grünses Zeug in ihrem Ausschnitt. Deshalb muss sie sich im Fluss waschen. Beziehungsweise den Ausschnitt im Fluss waschen. Das macht Herz-Typ heiß. Er will ihr an die Wäsche. Sie weist ihn ab. Dann werden sie angegriffen. Er könnte sie retten, aber weil sie ihn abgewiesen hat, tritt er ihr ins Gesicht(!) anstatt ihr die Hand zu reichen. Ja. Sie stirbt. Nochmals Ja. Ihr habt richtig gelesen. Was passiert später mit ihm? Er läuft vor Angst davon und stirbt … weil sein Herz aufgibt. Und er bekommt eine dramatische Todesszene, wo man aus dem OFF ein Gespräch hört, welches uns Zuseher:innen vielleicht berühren soll oder so. Keine Ahnung. Da gab es noch ein paar Szenen, die ihn noch unsympathischer gemacht haben.

Das kommt also auch noch dazu: Zu viel Emotion bei den falschen Personen investiert. Der Herz-Typ und der A-Loch-Held. Tolle Kombination in einem Film.

„Crocodile Island“ bekommt von mir 3 von 10 möglichen Punkten, weil die Tagline recht hatte: „Skull Island war Sightseeing dagegen“, insofern, dass „Skull Island“ wirklich grandios ausgesehen hat. Und im Vergleich mit dem hier? Meisterwerk, würd ich sagen.


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