Der namenlose Held (Jet Li) hat die drei meistgesuchten Verbrecher des Reiches, nämlich „Gebrochenes Schwert“ (Tony Chiu-Wai Leung), „Fliegender Schnee“ (Maggie Cheung) und „Himmel“ (Donnie Yen“), gefunden und getötet. Als Dank dafür, gebühren ihm Schätze und eine Audienz beim Kaiser. Und nicht nur das: Er darf sich dem Kaiser, der Angst vor Attentätern hat, bis auf wenige Schritte nähern. Aber zuerst will der Kaiser (Daoming Chen) hören, wie der namenlose Kämpfer, dies geschafft haben soll.
Also erzählt er seine Geschichte …
Ich habe „Hero“ damals im Kino gesehen und ich kann mich noch erinnern: Als der Film zu Ende war, sind wir nach draußen und ich wusste ein paar Minuten lang gar nicht, was ich sagen sollte. Wir hatten die Angewohntheit (wie die meisten Kinogeherinnen und -geher), nach dem Film noch was trinken zu gehen und dann über den Film, seine Schwächen und Stärken, zu diskutieren. Bei „Hero“ saßen wir in einem Lokal. Wir bestellten die Getränke und irgendwann sagte jemand: „Wow“. Und dann begann die Diskussion.
Das jetzt bitte nicht missverstehen: „Hero“ ist kein Werk über dessen Handlung, Hintergründe oder Charaktere man ewig diskutieren könnte. Da ist keine großes Philosophie dahinter, wenn man von einer Erkenntnis gegen Ende absieht – und ja, doch. Die lädt zum Diskutieren ein.
Nein, wir diskutierten vier Dinge: Die Optik des Films. Um es kurz zu fassen: Die Bildkomposition und die Farbgebung des Films sind dermaßen grandios, ihr könntet jederzeit auf „Pause“ schalten, das, was ihr gerade seht auf Postergröße ausdrucken und euch an die Wand hängen. Die Bilder sind einfach ein Wahnsinn. Natürlich hat das im Kino weit besser gewirkt, als Zuhause am Bildschirm bzw. TV (ich habe ihn vor kurzem meiner Frau gezeigt), aber auch am TV merkt man immer noch, wie großartig die Bilder dieses Films sind.
Dann diskutierten wir die Choregrafie des Films. Ich erinnere mich, dass ich die ganzen „Herumhüpferei“ (soll heißen: Physik-ignorierende Schwerkämpfe, mit Personen, die über das Wasser laufen und so weiter) grundsätzlich nicht mag, bei diesem Film hier allerdings nichts daran auszusetzen hatte, weil es einfach dermaßen stilsicher inszeniert war, dass mir einfach im Kino der Mund vor Staunen offen bliebt. Ja, man sieht solche Schwertkämpfe öfter in Filmen dieser Art, aber nicht so prachtvoll inszeniert wie hier. Der Schwertkampf im Blätterwald von „Fliegender Schnee“ gegen „Mond“ … das muss man einfach gesehen habe. Diese Bilder mit dieser Musik und – das ist Teil 3, der Diskussion: Die Bedeutung, die hinter diesem Kampf steht.
Das ist das, was ich an dem Film am meisten mag: Bei aller Stilsicherheit, die der Film aus jeder Millisekunde atmet, so gibt es hier keinen Kampf, der keinen Sinn hat. Jedes Mal, wenn ein Schwert gezogen wird, dann gibt es einen Grund dafür und ein Anliegen dahinter. Und es hin und wieder tatsächlich nicht immer leicht zu wissen, zu wem man nun halten soll. Das liegt am cleveren Drehbuch.
Und das war der vierte Teil der Diskussion: Die Geschichte von „Hero“. Denn tatsächlich sind es mehrere Geschichten, die hier erzählt werden, welche auch immer – je nach Thema – in eine andere Farbe getaucht werden und die gegen Ende naturgemäß in einer gesamten Story münden. Aber nicht so, wie ihr denkt. Und außerdem endet der Film – und die paar Twists am Ende -anders als ihr es vermuten würdet.
Die Schauspieler:innen sind durch die Bank perfekt besetzt und … was rede ich groß herum? Seht ihn euch an. Der Zweikampf im Blätterwald. Oder im Regen. Oder zwischen den Skripten. Oder die Abwehr des Pfeilhagels. Oder der Pfeilhagel selbst. Oder … ihr seht schon: Es gibt quasi keine Szene, die es nicht wert wäre, sie zu sehen.
Was die Drehbuhautoren Feng Li, Bin Wang und Yimou Zhang (der auch die Regie über hatte), hier geleistet haben: Alle Achtung. Oder anders gesagt: „Hero“ ist ein Film, bei dem man ohne mit der Wimper zu zucken oder anderwertig zu zögern, sagen muss: Dafür wurde Kino erfunden. Absolut.
„Hero“ bekommt von mir 10 von 10 möglichen, quasi keine Schwächen habende, Punkte.