Unhuman (Filmkritik)

Als hätte man als heranwachsender Teenager in der Highschool nicht schon Probleme genug, hat der Schulbus von Ever (Brianne Tju), Tamra (Alli Gallo) und ihren Schulkollegen auch noch einen Unfall. Kurz danach läuft eine Sondereinspielung im Radio, die vor einem chemischen Zwischenfall berichtet und zeitgleich wandert Jemand rund um die Unfallstelle. Als diese Person dann in den Bus gelangt und anfängt Leute zu töten, bricht sofort Panik aus.

Scheinbar verwandelt der chemische Zwischenfall Menschen in „Zombie ähnliche“ Kreaturen und nun müssen die unterschiedlichsten, sich im Prinzip nicht ausstehen könnende Charaktere aus der Klasse sich zusammen raufen, wenn sie eine Chance haben wollen, diese Katastrophe heil zu überstehen…

Marcus Dunstan mag ich als Horrorfilm-Fan sehr gerne. Weniger für seine populäreren Werke, namentlich die Drehbücher zu diversen Saw-Filmen, sondern viel mehr für seine Filme The Collector, der Fortsetzung The Collection oder The Neighbor, bei denen er neben den gemeinsamen Drehbüchern mit seinem Kameraden Patrick Melton, auch Regie geführt hat. Das alles sind ja sehr ernste Filme, doch begonnen haben Dunstan und Melton im Jahr 2005 mit ihrer Story zu Feast.

Auch darin gab es genug echten Schrecken, doch im Herzen war dies eine Satire auf ein Subgenre aber auch Horror an sich, die genau wusste, was sie sein wollte. Nun sind sie mit „Unhuman“ wieder da und kehren zu diesen Wurzeln zurück und die Zweideutigkeit vieler Aktionen, beginnt bereits mit dem Titel. Wer genau benimmt sich hier im Endeffekt unmenschlich? Das ist eine sehr gute Frage, denn im Kern geht es hier um Anerkennung und Akzeptanz und wie weit man gehen würde, um diese zu bekommen.

Dabei kommen nicht wirklich Klischee-Charaktere zum Einsatz, viel mehr finde ich sind das hier Schablonen, die sehr schön widerspiegeln, wie man auf Grund von Äußerlichkeiten und einem gewissen Verhalten, sofort in eine Kategorie gesteckt wird. Kennt ihr das, wenn man in eine Schublade gepresst wird und ab diesen Zeitpunkt wird alles was man sagt auf diese Schublade zurück geführt? „Sie ist ein Nerd“, „Er ist ein Streber“ usw. Ein toller Weg, um sich nie mehr ernsthaft mit der Meinung und den Gefühlen anderer beschäftigen zu müssen.

Habt ihr das schon mal im echten Leben gemacht? Ja? Ich schon oft (natürlich war ich mir der Aktion immer bewusst und meine Gegenüber hatten es ganz objektiv betrachtet verdient) und genau das schafft der Film des Öfteren, nämlich Interaktionen aus dem echten Leben, einen gewissen Spiegel vorzuhalten. Kann man den Film auch einfach als Horrorfilm sehen, bei dem Teenager um ihr Leben rennen? Natürlich kann man, aber wenn man das möchte, dann gibt es noch um einiges mehr zu finden.

Warum ich mir da so sicher bin, dass ich nichts hinein interpretiere? Nun wartet auf die Szene im Schlussspann, spätestens da müsste alles klar sein. Außerdem habe ich auch noch nie einen modernen Film gesehen, der eine „woke feminism“ Szene einbaut und diese dann nicht zelebriert, sondern auf eine sehr sympathische Art und Weise untergräbt. Auch gibt es hier keine Helden, nur normale Menschlein und keiner macht nur Sachen, die man sympathisch oder richtig finden muss.

Bei Brianne Tju weiß ich mittlerweile wie gut sie ist, denn in der „Ich weiß, was du letzen Sommer getan hast“ Serie habe ich sie gehasst und in der ersten Scream Staffel tat es wirklich weh als..aber stop, das wäre ja ein Spoiler. Als Ever ist vor allem ihr Weg spannend, wie sie es endlich schaffen kann auch wirklich das zu vermitteln, was sie denkt und fühlt. Passend dazu ist sie nicht ein klassisches Final Girl, sie hat zwar diesen Moment, ist aber im Prinzip ein „Final Group Girl“. Während ich das so schreibe, muss ich einfach grinsen.

Die Kategorie von Fans für Fans, hat wie alles in den letzten Jahren, auch den sogenannten Backlash abgekriegt, wegen selbstgerechtem Fanservice, oder wie sie es nennen. Ich persönlich sehe aber Filmemacher, die offensichtlich eine gewisse Selbstreflexion haben und dabei nicht klüger als alle Anderen wirken wollen, immer als Bereicherung. Somit hatte ich mit „Unhuman“ im Prinzip ständig immer auf zwei Ebenen Spaß und das kann ich auch nicht gerade oft behaupten.

„Unhuman“ bekommt von mir 8/10 die individuelle Zugehörigkeit suchende Empfehlungspunkte.


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